Fortsetzung folgt … hoffentlich nicht
Wer gerne schneidert, der sollte sich an Hosen und Hemden versuchen. Aber bitte nicht an fremden Nervenkostümen in Warteschlangen.
Wer, ganz aufs Hier und Jetzt fokussiert, in sich selbst ruht, der mag sich womöglich im buddhistischen Sinne der Vollkommenheit nähern, kann aber nichts desto trotz seinen Mitmenschen auf den Keks gehen. Vor ein paar Tagen schrieb Kollege ols an dieser Stelle darüber, wie ein entscheidungsunfreudiger Mann lange eine kleine Bäckerei blockierte. Dass man beim Einkaufen ein Loch ins Nervenkostüm seiner Mitmenschen schnippelt, geht aber auch anders: Eigentlich sollte es nur ein schneller Mittagspausen-Einkauf in einem großen Einkaufsmarkt werden, doch an der Kasse gab's
Rückstau. Weil der Mann, der gerade an der Reihe war, die Waren nicht etwa zügig vom Band in den Einkaufswagen legte, sondern in aller Seelenruhe die im Wagen befindlichen Einkaufstaschen packte, und das offenbar nach einem erbaulichen Ordnungssystem und tetrismäßig-platzsparend gestapelt. Dann wurde gemächlich die Brieftasche gezückt … Das Augenverdrehen der Frau an der Kasse entging ihm ebenso wie die Stoßseufzer der anderen Wartenden – oder beides interessierte ihn schlicht nicht. Womöglich ruhte der gute Mann aber auch schon im Shopping-Nirvana.
Doch wenn man's mal durchdenkt: Sich selbst derart in den Mittelpunkt zu stellen, dass einem rundrum alles andere egal ist, das muss ja eigentlich ein tolles Lebensgefühl sein. Und eine gute Voraussetzung, um US-Präsident zu werden … ach nein, Moment, Letzteres stimmt jetzt ja gar nicht mehr. Jedenfalls wünsche ich mir sowohl bei den US-Präsidenten als auch beim Einkaufen keine weiteren Fortsetzungen solcher Geschichten. – Zumindest beim Einkaufen wird's aber wohl beim frommen Wunsch bleiben.