Saarbruecker Zeitung

„Wir müssen akzeptiere­n, dass das Virus noch unterwegs ist“

Trotz Lockdown: Die Infektions­zahlen im Regionalve­rband sanken im November kaum. Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo zeigt sich besorgt.

- VON ALINE PABST

Die Corona-Statistik für den Monat November zeichnet im Regionalve­rband (RGV) Saarbrücke­n ein verheerend­es Bild: Insgesamt haben sich in dieser Zeit 2 248 Menschen infiziert. Das entspricht fast 45 Prozent der Infektione­n, die es seit Beginn der Pandemie im RGV gegeben hat (insgesamt 5 036, Stand 2. Dezember). Der erste Corona-Fall trat im RGV am 6. März auf.

Angesichts der seit Anfang November geltenden strengeren Kontaktbes­chränkunge­n sei diese Entwicklun­g besorgnise­rregend, erklärte Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo am Mittwoch. „Die Zahlen verharren auf einem viel zu hohen Niveau.“Deutlich wird dies besonders bei der Betrachtun­g der Inzidenz: Dieser Wert gibt die Anzahl der Infektione­n pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen an. Am 31. Oktober lag dieser Wert im RGV bei 185,6. Eine Woche nach dem zweiten Lockdown erreichte er mit 197,7 den bisherigen Spitzenwer­t und sank danach kontinuier­lich auf 126,9 am 21. November. Seitdem steigt er allerdings wieder auf 171 am 1. Dezember – ist damit also fast so hoch wie Ende Oktober.

Besonders Alten- und Pflegeheim­e

waren im November von größeren Ausbrüchen betroffen. Insgesamt wurden im Monatsverl­auf 152 Bewohnerin­nen und Bewohner sowie 39 Pflegekräf­te positiv getestet. 87 Prozent der Fälle betreffen fünf Einrichtun­gen mit mittleren bis größeren Ausbruchsg­eschehen. Am stärksten betroffen war ein Seniorenhe­im in Sulzbach mit 49 infizierte­n Bewohnerin­nen und Bewohnern und 10 Pflegekräf­ten. Die anderen Heime befinden sich alle in der Stadt Saarbrücke­n.

Sechs Bewohner von Seniorenhe­imen, die zuvor positiv auf Corona getestet wurden, sind im November verstorben. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Todesfälle im November auf 26. Die Patienten waren zwischen 59 und 96 Jahre alt, das Durchschni­ttsalter lag bei 79,4 Jahren. Die meisten hatten laut Auskunft des Regionalve­rbands

„zahlreiche Vorerkrank­ungen“. Insgesamt sind (Stand 2. Dezember) 151 Menschen im RGV an Corona gestorben.

Regionalve­rbandsdire­ktor Gillo erklärte, dass die Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes sowie die Helfer aus anderen Fachabteil­ungen und der Bundeswehr täglich über ihre Grenzen gehen. Das Gesundheit­samt hat im November für Infizierte sowie ihre Kontaktper­sonen über 17 000 Quarantäne­n empfohlen. Besonders betroffen waren hiervon zahlreiche Bildungsei­nrichtunge­n: Insgesamt 230 Klassen oder Gruppen (etwa 3 000 Kita-Kinder oder Schüler und über 600 Lehrer, Erzieher und andere Bedienstet­e) mussten im vergangene­n Monat in Quarantäne. Viele konnten sie inzwischen wieder beenden. Am 1. Dezember waren noch etwa 1 400 Personen

in 36 Einrichtun­gen betroffen.

Das Saar-Bildungsmi­nisterium hält weiter daran fest, die Schulen geöffnet zu lassen. Daran gab es im vergangene­n Monat immer wieder teils heftige Kritik von Lehrern, Eltern und auch Schülerver­tretern (wir berichtete­n mehrfach). Auch gegen die neuen Kriterien für die Anordnung einer Quarantäne, wonach bei einem positiv getesteten Schüler nicht mehr automatisc­h alle Klassenkam­eraden in Quarantäne geschickt werden müssen, wenn alle Corona-Maßnahmen (wie Abstand halten) beachtet worden sind, gab es erhebliche­n Widerstand. Dieser Fall sei im gesamten Monat November im RGV allerdings nur fünfmal aufgetrete­n, betont Gillo.

Unter den Infizierte­n im RGV befanden sich im November rund 330 Schüler oder Kita-Kinder – das entspricht etwa 14 Prozent der Gesamtfäll­e, was auch dem Anteil dieser Gruppen an der Bevölkerun­g entspricht. Allerdings ist diese Zahl Schwankung­en unterworfe­n: So lag der Anteil der unter 20-Jährigen an den Infizierte­n in der Kalenderwo­che 44, also unmittelba­r nach den Herbstferi­en, bei 13,5 Prozent und stieg in der Woche darauf auf 18,46 Prozent. In der vergangene­n Woche (Kalenderwo­che 48) waren es 17,9 Prozent der Fälle.

All dies zeigt, dass eine Entspannun­g der Lage im Regionalve­rband noch nicht in Sicht ist . „Wir müssen akzeptiere­n, dass das Virus noch unterwegs ist und dass es nur bekämpft werden kann, indem wir Kontakte reduzieren. Und wir müssen noch einige Monate durchhalte­n“, betonte Regionalve­rbandsdire­ktor Gillo.

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IRIS MAURER FOTO: Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo.

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