So kommt das Weihnachtsmärchen zu allen
Das Staatstheater darf wegen Corona nicht spielen. Auch das schöne Kinderstück „Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte“fällt aus. Aber es gibt doch eine frohe Botschaft: Donky kommt als Film.
Montagnachmittag Punkt 15 Uhr klingelt das Telefon. Ein Pferd ist am anderen Ende der Leitung. Gut, könnte man denken, es ist schließlich das Pandemie-Jahr 2020, und da scheint ja irgendwie (fast) alles möglich. Oder vielleicht war der letzte Glühwein auch einfach einer zu viel?
Mitnichten. Rosi heißt das sprechende Pferd da am Apparat, und es ist zwar kein Weihnachtswunder, möchte doch aber über Weihnachtsmärchen sprechen. Denn das Pferd Rosi ist Teil des diesjährigen Weihnachtsmärchens des Saarländischen Staatstheaters. „Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte“heißt das Stück, eine kindgerechte Verarbeitung des „Don Quijote“-Stoffes von Martin Bieri und Ariane von Graffenried.
Gespielt wird das Pferd Rosi von der Saarländerin Laura Trapp, die seit der Spielzeit 2019/2020 zum Ensemble des Staatstheaters gehört. Und die weiß von der Gefühlslage am Staatstheater zu berichten, wo man sich aktuell zwischen Aufrechterhaltung des Probenbetriebs und gleichzeitig andauernder Unterbrechung des Spielbetriebs befindet. „Wir befinden uns in einer ganz komischen Halteposition“, erzählt Trapp, „man hat drei, vier Stücke gleichzeitig im Kopf, von denen man gar nicht weiß ob sie es wieder auf die Bühne schaffen und doch muss man sie ganz präsent halten“.
„Gefühlt arbeiten wir von Tag zu Tag, es ist nie klar was passiert“, ergänzt sie. Dass der Probenalltag weitergeht ist dabei fast so etwas wie ein Licht am Ende des Tunnels, ein Hoffnungsschimmer. „Wir sind nicht so isoliert wie im ersten Lockdown“, freut sich Trapp.
Sie selbst hat gerade sieben Wochen Proben für das Weihnachtsmärchen hinter sich. Schwerer als die Ungewissheit, ob das Stück es überhaupt auf die Bühne schafft, wogen dort die Abstandsregeln, sagt Trapp.
„Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte“, erzählt die Geschichte um Don Quijote aus der Perspektive von dessen Pferd Rosi und dessen Esel Donkey. Weil Herr Ritter alt und vergesslich ist, will seine Tochter ihn in eine Seniorenresidenz
umsiedeln. Und das wiederum würde das unweigerliche Ende der Freiheit bedeuten, die Rosi und Donkey auf seinem Hof genießen. Ihnen bleibt also nichts anderes übrig, als ihre Flucht zu planen.
„Das ist eine ganz wunderbare Geschichte über Familie und große Freundschaft“, schwärmt Laura Trapp, „wie probt man das, ohne mal eine Umarmung zwischendurch?“. „Man erfährt da circa 200 Millionen Impulse während des Probens und muss dann viermal um die
Ecke denken wegen den Regeln“, ergänzt sie, „aber dafür ist die Kunst schließlich da“.
Weil die Hoffnung auf eine Öffnung des Kulturbetriebs täglich schwindet und ein Weihnachtsmärchen eben zur Vorweihnachtszeit dazugehört, hat der Saarländische Rundfunk „Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte“aufgezeichnet und bringt es ab Sonntag zumindest digital auf die Bühne.
Laura Trapp blickt auf diesen Ersatz mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Wegfallen der Live-Performance tue bei allen Stücken weh, aber beim Weihnachtsmärchen besonders. „Da hat man immer die unmittelbare Reaktion, die Kinder lachen, rufen rein, das ist einfach ein ganz anderer Spielfluss“, sagt sie, „das fehlt ungemein“.
Trotzdem müsse man das Ganze immer auch im Verhältnis zur aktuellen Situation sehen. So ist
„Das ist eine ganz wunderbare Geschichte über Familie und große
Freundschaft.“
Laura Trapp
über „Donkey, der Schotte und das Pferd,
das sich Rosi nannte“
sie froh, dass das Stück es auf diesem Wege überhaupt nach draußen schafft. „Es wird schön, da bin ich mir sicher“. Und einen klitzekleinen Vorteil hat diese digitale Premiere schließlich auch: Laura Trapp kann sich zum ersten Mal selbst bei einer Premieren-Aufführung zusehen. „Ich bin gespannt, wie es von vorne aussieht“, sagt sie, „denn das ist bisher noch das Geheimnis des SR“.