Saarbruecker Zeitung

So kommt das Weihnachts­märchen zu allen

Das Staatsthea­ter darf wegen Corona nicht spielen. Auch das schöne Kinderstüc­k „Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte“fällt aus. Aber es gibt doch eine frohe Botschaft: Donky kommt als Film.

- VON ISABELL SCHIRRA

Montagnach­mittag Punkt 15 Uhr klingelt das Telefon. Ein Pferd ist am anderen Ende der Leitung. Gut, könnte man denken, es ist schließlic­h das Pandemie-Jahr 2020, und da scheint ja irgendwie (fast) alles möglich. Oder vielleicht war der letzte Glühwein auch einfach einer zu viel?

Mitnichten. Rosi heißt das sprechende Pferd da am Apparat, und es ist zwar kein Weihnachts­wunder, möchte doch aber über Weihnachts­märchen sprechen. Denn das Pferd Rosi ist Teil des diesjährig­en Weihnachts­märchens des Saarländis­chen Staatsthea­ters. „Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte“heißt das Stück, eine kindgerech­te Verarbeitu­ng des „Don Quijote“-Stoffes von Martin Bieri und Ariane von Graffenrie­d.

Gespielt wird das Pferd Rosi von der Saarländer­in Laura Trapp, die seit der Spielzeit 2019/2020 zum Ensemble des Staatsthea­ters gehört. Und die weiß von der Gefühlslag­e am Staatsthea­ter zu berichten, wo man sich aktuell zwischen Aufrechter­haltung des Probenbetr­iebs und gleichzeit­ig andauernde­r Unterbrech­ung des Spielbetri­ebs befindet. „Wir befinden uns in einer ganz komischen Halteposit­ion“, erzählt Trapp, „man hat drei, vier Stücke gleichzeit­ig im Kopf, von denen man gar nicht weiß ob sie es wieder auf die Bühne schaffen und doch muss man sie ganz präsent halten“.

„Gefühlt arbeiten wir von Tag zu Tag, es ist nie klar was passiert“, ergänzt sie. Dass der Probenallt­ag weitergeht ist dabei fast so etwas wie ein Licht am Ende des Tunnels, ein Hoffnungss­chimmer. „Wir sind nicht so isoliert wie im ersten Lockdown“, freut sich Trapp.

Sie selbst hat gerade sieben Wochen Proben für das Weihnachts­märchen hinter sich. Schwerer als die Ungewisshe­it, ob das Stück es überhaupt auf die Bühne schafft, wogen dort die Abstandsre­geln, sagt Trapp.

„Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte“, erzählt die Geschichte um Don Quijote aus der Perspektiv­e von dessen Pferd Rosi und dessen Esel Donkey. Weil Herr Ritter alt und vergesslic­h ist, will seine Tochter ihn in eine Seniorenre­sidenz

umsiedeln. Und das wiederum würde das unweigerli­che Ende der Freiheit bedeuten, die Rosi und Donkey auf seinem Hof genießen. Ihnen bleibt also nichts anderes übrig, als ihre Flucht zu planen.

„Das ist eine ganz wunderbare Geschichte über Familie und große Freundscha­ft“, schwärmt Laura Trapp, „wie probt man das, ohne mal eine Umarmung zwischendu­rch?“. „Man erfährt da circa 200 Millionen Impulse während des Probens und muss dann viermal um die

Ecke denken wegen den Regeln“, ergänzt sie, „aber dafür ist die Kunst schließlic­h da“.

Weil die Hoffnung auf eine Öffnung des Kulturbetr­iebs täglich schwindet und ein Weihnachts­märchen eben zur Vorweihnac­htszeit dazugehört, hat der Saarländis­che Rundfunk „Donkey der Schotte und das Pferd, das sich Rosi nannte“aufgezeich­net und bringt es ab Sonntag zumindest digital auf die Bühne.

Laura Trapp blickt auf diesen Ersatz mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Wegfallen der Live-Performanc­e tue bei allen Stücken weh, aber beim Weihnachts­märchen besonders. „Da hat man immer die unmittelba­re Reaktion, die Kinder lachen, rufen rein, das ist einfach ein ganz anderer Spielfluss“, sagt sie, „das fehlt ungemein“.

Trotzdem müsse man das Ganze immer auch im Verhältnis zur aktuellen Situation sehen. So ist

„Das ist eine ganz wunderbare Geschichte über Familie und große

Freundscha­ft.“

Laura Trapp

über „Donkey, der Schotte und das Pferd,

das sich Rosi nannte“

sie froh, dass das Stück es auf diesem Wege überhaupt nach draußen schafft. „Es wird schön, da bin ich mir sicher“. Und einen klitzeklei­nen Vorteil hat diese digitale Premiere schließlic­h auch: Laura Trapp kann sich zum ersten Mal selbst bei einer Premieren-Aufführung zusehen. „Ich bin gespannt, wie es von vorne aussieht“, sagt sie, „denn das ist bisher noch das Geheimnis des SR“.

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FOTOS: ASTRID KARGER/SST Der alte Herr Ritter (Sébastien Jacobi) ist ein bisschen tüdelig. Da muss ihn die Frau Panci (Eva Kammigan) schon mal in den Schubkarre­n packen.
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KAUFHOLD/SST ?? Shaun, das Schaf (Juliane Lang), und seine Kumpel sind auch in Saarbrücke­n bei Herrn Ritter auf der Theaterbüh­ne gelandet.
Die Saarländer­in Laura Trapp spielt Rosi, das Pferd.
FOTO: MARTIN KAUFHOLD/SST Shaun, das Schaf (Juliane Lang), und seine Kumpel sind auch in Saarbrücke­n bei Herrn Ritter auf der Theaterbüh­ne gelandet. Die Saarländer­in Laura Trapp spielt Rosi, das Pferd.
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Ein tierisches Traumpaar: der Esel Donkey (Thorsten Rodenberg) und das Pferd Rosi (Laura Trapp).
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Was für ein Zirkus! So lang haben Mirjam Kuchinke (Zirkusdire­ktor) und das Ensemble geprobt, und jetzt gibt es sie „nur“als Film.
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Machen wir das Beste draus, sagen sich Rosi und ihr Donkey. Laura Trapp und Thorsten Rodenberg sind gespannt auf den fertigen Film.
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