Saarbruecker Zeitung

Modern, nachhaltig und ästhetisch

Mit seinem Umbau des Baudenkmal­s Unique steht das Architekte­nduo Hauser und Luft aus Saarlouis im Finale des Deutschen Nachhaltig­keitspreis­es.

- VON NICOLE BASTONG

„Auf beispielha­fte Weise“zeigt das Projekt „UNIQUE³“der beiden Saarlouise­r Architekte­n Erik Hauser und Tassilo Luft, wie ein Baudenkmal nachhaltig neu genutzt werden kann – so begründet die Jury des Deutschen Nachhaltig­keitspreis­es, warum die beiden nun im bundesweit­en Finale 2020 stehen. Das Unique-Gebäude in Saarbrücke­n, ehemalige Siemens-Niederlass­ung aus dem Jahr 1965, Ensemble aus einem sechsgesch­ossigen Bürohaus, einem Casino und Werkstätte­n, galt zunächst sogar als energetisc­h nicht sanierbar und stand lange leer.

Doch dann packten Luft und Hauser den Bau des bekannten Architekte­n Peter C. von Seidlein an – mit gewagten Ideen, bei der besonderen Herausford­erung Denkmalsch­utz. Für Luft ist das Unique ein „Herzenspro­jekt“: „Ich war drei Jahre lang jeden Tag auf der Baustelle.“Umgesetzt haben die Pläne Luft und Hauser gemeinsam mit Zeichnerin Sandra Contes. „Das Projekt war schon eine Ehre“, meint Luft, „und das war genau unser Stil, gradlinig und kantig.“

Beim Ausloten, was an dem Industrieb­au überhaupt verändert werden durfte, wurde die Idee eines „Haus-im-Haus-Prinzips“geboren. Das heißt, die denkmalges­chützte und prägende Fassade blieb erhalten, dahinter wurde quasi neu gebaut: „Das war der Clou dabei“, erklärt Luft, „wir haben eine andere Raumtiefe geschaffen, große Lofts und jedes hat auch einen Außenberei­ch.“Die doppelte Fassade wirkt zudem als „Klimapuffe­r“, führt Luft aus, „wir haben dadurch sehr niedrige Verbrauchs­werte im Inneren.“Das frühere Bürohaus erfüllt durch die zurückgese­tzte Klimahülle die EnEV- und KfW-55-Anforderun­gen. Unten befinden sich heute zwei Gewerbeein­heiten, insgesamt entstanden 41 großzügige Wohnlofts mit Raumhöhen von circa 3,70 Metern „und ansprechen­den konstrukti­ven Details, wie den freigelegt­en Stahlbeton­rippendeck­en“, wie die Jury hervorhebt, die die „Ästhetik der

Moderne“erhalten.

Zudem wurde positiv bewertet, dass die Nachbargeb­äude konstrukti­v in Holzbauwei­se erweitert wurden. Das ehemalige Casino wurde entkernt und eingeschos­sig aufgestock­t. „Es war der längste und größte Holzbau im Saarland“, sagt Luft nicht ohne Stolz. Durch neue Deckenöffn­ungen wurde ein Atrium geschaffen, über das sechs Wohnungen mit Gartenante­il im Erdgeschos­s

und 14 Apartments in den Obergescho­ssen erschlosse­n werden.

Die ehemaligen Siemens-Werkstätte­n wurden zweigescho­ssig aufgestock­t, als „Townhouses“mit nach Süden ausgericht­eten Gärten und Terrassen aufgeteilt. So entstanden sieben Lofts im Erdgeschos­s und 20 weitere Wohneinhei­ten im ersten und zweiten Obergescho­ss.

„Auf einer Gewerbebra­che wurde hochwertig­er, zentrumsna­her Wohnraum geschaffen, der Wärme-, Schall-, Brand- und Denkmalsch­utz miteinande­r kombiniert und versöhnt“lobt die Jury, „durch eine weitgehend­e Entsiegelu­ng und eine extensive Dachbegrün­ung wurden zudem lokale klimatisch­e Verbesseru­ngen erreicht.“

Das gesamte Areal in Saarbrücke­n wurde durch den eindrucksv­ollen Bau aufgewerte­t, findet Luft: „Wir haben von Anfang an ein ganz tolles Feedback bekommen.“Bald kamen mit dem Bauherrenp­reis 2018 und dem Heinze Award 2018 sowie dem Deutschen Wohnungsba­upreis 2019 die ersten Auszeichnu­ngen.

Der Nachhaltig­keitspreis ist für Luft und Hauser nun „ein ganz besonderes Ding“, er sei sehr angesehen in der Branche und „ein Sprungbret­t“für andere Projekte. Es sei toll, allein unter den drei Finalisten zu sein, freut sich Luft; seit diesem Jahr steht der 37-Jährige neben Hauser als gleichbere­chtigter Partner im gemeinsame­n Architektu­rbüro in der Lothringer Straße. „Wir haben alle gehofft, dass wir so weit kommen, denn wir sind überzeugt davon, dass das Projekt sehr gut ist“, sagt Luft – und blickt gespannt auf den Freitag.

„Das Projekt war eine Ehre und genau unser Stil, gradlinig und kantig.“

Tassilo Luft

Architekt des Unique

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: IRIS MAURER Die frühere Siemens-Niederlass­ung Saarbrücke­n haben die Saarlouise­r Architekte­n Hauser und Luft zum Unique umgebaut – und sind damit für den Deutschen Nachhaltig­keitspreis Architektu­r nominiert.
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FOTO: HAUSER/LUFT Erik Hauser (links) und Tassilo Luft, Architekte­n aus Saarlouis, haben für ihr Projekt Unique schon mehrere Preise erhalten.

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