Modern, nachhaltig und ästhetisch
Mit seinem Umbau des Baudenkmals Unique steht das Architektenduo Hauser und Luft aus Saarlouis im Finale des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.
„Auf beispielhafte Weise“zeigt das Projekt „UNIQUE³“der beiden Saarlouiser Architekten Erik Hauser und Tassilo Luft, wie ein Baudenkmal nachhaltig neu genutzt werden kann – so begründet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, warum die beiden nun im bundesweiten Finale 2020 stehen. Das Unique-Gebäude in Saarbrücken, ehemalige Siemens-Niederlassung aus dem Jahr 1965, Ensemble aus einem sechsgeschossigen Bürohaus, einem Casino und Werkstätten, galt zunächst sogar als energetisch nicht sanierbar und stand lange leer.
Doch dann packten Luft und Hauser den Bau des bekannten Architekten Peter C. von Seidlein an – mit gewagten Ideen, bei der besonderen Herausforderung Denkmalschutz. Für Luft ist das Unique ein „Herzensprojekt“: „Ich war drei Jahre lang jeden Tag auf der Baustelle.“Umgesetzt haben die Pläne Luft und Hauser gemeinsam mit Zeichnerin Sandra Contes. „Das Projekt war schon eine Ehre“, meint Luft, „und das war genau unser Stil, gradlinig und kantig.“
Beim Ausloten, was an dem Industriebau überhaupt verändert werden durfte, wurde die Idee eines „Haus-im-Haus-Prinzips“geboren. Das heißt, die denkmalgeschützte und prägende Fassade blieb erhalten, dahinter wurde quasi neu gebaut: „Das war der Clou dabei“, erklärt Luft, „wir haben eine andere Raumtiefe geschaffen, große Lofts und jedes hat auch einen Außenbereich.“Die doppelte Fassade wirkt zudem als „Klimapuffer“, führt Luft aus, „wir haben dadurch sehr niedrige Verbrauchswerte im Inneren.“Das frühere Bürohaus erfüllt durch die zurückgesetzte Klimahülle die EnEV- und KfW-55-Anforderungen. Unten befinden sich heute zwei Gewerbeeinheiten, insgesamt entstanden 41 großzügige Wohnlofts mit Raumhöhen von circa 3,70 Metern „und ansprechenden konstruktiven Details, wie den freigelegten Stahlbetonrippendecken“, wie die Jury hervorhebt, die die „Ästhetik der
Moderne“erhalten.
Zudem wurde positiv bewertet, dass die Nachbargebäude konstruktiv in Holzbauweise erweitert wurden. Das ehemalige Casino wurde entkernt und eingeschossig aufgestockt. „Es war der längste und größte Holzbau im Saarland“, sagt Luft nicht ohne Stolz. Durch neue Deckenöffnungen wurde ein Atrium geschaffen, über das sechs Wohnungen mit Gartenanteil im Erdgeschoss
und 14 Apartments in den Obergeschossen erschlossen werden.
Die ehemaligen Siemens-Werkstätten wurden zweigeschossig aufgestockt, als „Townhouses“mit nach Süden ausgerichteten Gärten und Terrassen aufgeteilt. So entstanden sieben Lofts im Erdgeschoss und 20 weitere Wohneinheiten im ersten und zweiten Obergeschoss.
„Auf einer Gewerbebrache wurde hochwertiger, zentrumsnaher Wohnraum geschaffen, der Wärme-, Schall-, Brand- und Denkmalschutz miteinander kombiniert und versöhnt“lobt die Jury, „durch eine weitgehende Entsiegelung und eine extensive Dachbegrünung wurden zudem lokale klimatische Verbesserungen erreicht.“
Das gesamte Areal in Saarbrücken wurde durch den eindrucksvollen Bau aufgewertet, findet Luft: „Wir haben von Anfang an ein ganz tolles Feedback bekommen.“Bald kamen mit dem Bauherrenpreis 2018 und dem Heinze Award 2018 sowie dem Deutschen Wohnungsbaupreis 2019 die ersten Auszeichnungen.
Der Nachhaltigkeitspreis ist für Luft und Hauser nun „ein ganz besonderes Ding“, er sei sehr angesehen in der Branche und „ein Sprungbrett“für andere Projekte. Es sei toll, allein unter den drei Finalisten zu sein, freut sich Luft; seit diesem Jahr steht der 37-Jährige neben Hauser als gleichberechtigter Partner im gemeinsamen Architekturbüro in der Lothringer Straße. „Wir haben alle gehofft, dass wir so weit kommen, denn wir sind überzeugt davon, dass das Projekt sehr gut ist“, sagt Luft – und blickt gespannt auf den Freitag.
„Das Projekt war eine Ehre und genau unser Stil, gradlinig und kantig.“
Tassilo Luft
Architekt des Unique