Der neue Glanz kommt gut an
Die im Inneren sanierte evangelische Kirche in Walpershofen wurde mit vier Gottesdiensten wiedereröffnet.
„Miteinander singen könnt ihr nicht, das muss ich alleine tun.“Mit diesem lakonischen Satz trug Pfarrer Professor Joachim Conrad der derzeitigen Corona-Pandemie-Lage Rechnung, als er die Besucher in der evangelischen Kirche in Walpershofen zum Gottesdienst empfing. Alle hielten sich selbstverständlich an die Hygieneregeln, trugen Mund-Nasen-Schutz und hielten in den Reihen Abstand, das gemeinsame Singen musste unterbleiben.
Nach fünf Monaten Renovierungszeit wurde die in ihrem Inneren in neuem Glanz erstrahlende Kirche in Walpershofen nun wieder in Dienst gestellt – und das mit gleich vier liturgisch unterschiedlichen Gottesdiensten, was ebenfalls der Corona-Pandemie und der entsprechenden Abstandsregeln geschuldet war: „Eigentlich wollten wir einen großen, festlichen Gottesdienst feiern, aber das geht ja derzeit leider nicht“, befand Conrad. So habe man sich entschlossen, das Wieder-Indienststellen zu splitten. Am ersten Adventswochenende wurden am Samstag eine Vesper und ein Abendgottesdienst angeboten, am Tag danach morgens ein Sonntagsgottesdienst und abends ein Gottesdienst nach dem Vorbild des Evensong.
Der Evensong, ein abendliches Stundengebet, ist ursprünglich in der anglikanischen Kirche beheimatet. Inzwischen ist er auch in der evangelischen und der katholischen Kirche verbreitet. Wichtigstes Element ist der gemeinsame Psalmengesang, weitere Bestandteile sind Chorlieder, Gemeindelieder sowie zwei Lobgesänge aus dem Neuen Testament, das Magnificat (Lobgesang Mariens) und das Nunc Dimittis (Lied des greisen Simeon). Eine Lesung, Fürbitten und Momente der Stille gehören ebenfalls dazu.
50 Menschen konnten am Sonntag den letzten Gottesdienst im Reigen der vier besuchen, aber auch die drei anderen waren gut besucht. Den Menschen in Walpershofen hat nicht nur die besondere Form der Wiedereröffnung gefallen, sie sind auch begeistert von ihrer renovierten Kirche: Sehr gelungen, freundlich, hell und einladend sei das neu gestaltete Gotteshaus, befanden etwa Sabine und Jürgen Detzler. Der Püttlinger Erste Beigeordnete und seine Frau freuten sich richtig auf die Kirche.
Wenn man die Maske vom Gesicht nehme, könne man den frischen Farbanstrich noch riechen, sagte Roman Feld, der Küster, und ergänzte:. „Ich bin so froh, dass wir diesen Kraftakt haben stemmen können.“Die Kirche wirke jetzt viel größer, sagte Ralph Schmidt. Sie habe viel von ihrer Würde zurück bekommen. Dem stimmte Claudia Schäfer zu. Die Kirche und die Gläubigen hätten dieses ansprechende, strahlende Ambiente verdient. Auch Helga Neuschwander findet die Renovierung gelungen und überzeugend. Vor allem die neue Position des Taufbeckens neben dem Altarraum auf dem Niveau der Sitzreihen sei sehr gut.
Die evangelische Kirche in Walpershofen ist aufwändig saniert worden (die SZ berichtete). Die Maßnahme unter Leitung des Architekten Achim Pollmann aus Völklingen kostete rund 200 000 Euro. Das, so Pfarrer Conrad, sei nur dank zahlreicher Spenden möglich gewesen.
Auch die gesamte Elektrik wurde, den heutigen Sicherheitsstandards entsprechend, erneuert, so Pfarrer
Conrad. Die Fensterjalousien werden nun computergestützt geöffnet, „um ein optimales Raumklima zu gewährleisten, damit die Orgel keinen Schaden nimmt“. An drei Stellen wurden wieder biblische Sprüche an die Wand geschrieben, wie es nach dem Bau der Kirche 1929 auch der Fall gewesen war.