Saarbruecker Zeitung

Regulärer Unterricht für viele in weiter Ferne

Läden bleiben wohl weiter geschlosse­n, Kontakte beschränkt. Denn die Corona-Lage bleibt ernst. Lediglich in Schulen soll ab nächster Woche wieder unterricht­et werden – aber nur teilweise im Notbetrieb.

- VON BASIL WEGENER UND MANUEL GÖRTZ

(dpa/gö/SZ) Die Lehren aus dem gerade vergangene­n Jahr sind gezogen: Wenn sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) unabgestim­mt mit den Ministerpr­äsidenten der Länder zu Beratungen trifft, werden meistens Marathonsi­tzungen daraus. Ende offen, Nerven blank. So ist man spätestens seit der vorletzten Ministerpr­äsidentenk­onferenz (MPK) dazu übergegang­en, sich im Vorfeld genau abzustimme­n. Und so konnte man nun schon am Montag erfahren, was die Mehrheit der Ministerpr­äsidenten beschließe­n will – nämlich eine Verlängeru­ng

des Lockdowns bis zum 31. Januar.

Ausnahmen könnte es für Schülerinn­en und Schüler der unteren Klassenstu­fen geben. Sie sollen den Anfang machen, wenn die Länder in Stufen wieder Präsenzunt­erricht an ihren Schulen gestatten. Die Kultusmini­ster der Länder preschten am Montag mit einem Beschluss vor. Demnach sollen die im Dezember beschlosse­nen Maßnahmen „unter Umständen“fortgeführ­t werden. Damals hatten Bund und Länder als Teil des Herunterfa­hrens des gesamten öffentlich­en Lebens bis Ende dieser Woche auch den Schul-Lockdown beschlosse­n.

Nun ist die Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs laut Kultusmini­sterkonfer­enz in Stufen möglich – „sollte es die Situation in den einzelnen Ländern zulassen“. Zuerst sollten dann die Schülerinn­en und Schüler der Jahrgangss­tufen 1 bis 6 wieder Präsenzunt­erricht haben und die weiteren Jahrgänge im Distanzunt­erricht bleiben. Durch eine Halbierung der Klassen solle in einer zweiten Stufe dann ergänzend Wechselunt­erricht für Schülerinn­en und Schüler höherer Klassen ermöglicht werden. Präsenzunt­erricht für alle soll es erst in einer Stufe drei geben. Für Abschlussk­lassen soll aber weiterhin eine Ausnahme von den Beschränku­ngen gelten, so dass sie sich angemessen auf Prüfungen vorbereite­n können.

Wie es aus Kreisen der Kultusmini­ster hieß, soll es mit diesem Beschluss möglich werden, dass Länder ihre Schulen in der kommenden Woche vor allem für die Klassen 1 bis 6, 10 und 12 öffnen. Genaue Termine oder Schwellenw­erte der Corona-Verbreitun­g nennt der Schulbesch­luss nicht. Darin betonten die Kultusmini­ster, dass die Öffnung von Schulen höchste Bedeutung habe.

Diesen Weg befürworte­t auch die saarländis­che Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Klivot (SPD): „Wenn über Lockerunge­n gesprochen wird, dann müssen sie zuerst an unseren Schulen und Kitas stattfinde­n. Schulen und Kitas für möglichst viele Kinder und Jugendlich­e schnellstm­öglich zu öffnen, muss jetzt höchste gesellscha­ftliche Priorität haben“, erklärte sie auf SZ-Anfrage. Das Recht auf Bildung könne am besten im Präsenzunt­erricht in der Schule umgesetzt werden. „Kinder, Jugendlich­e und Familien tragen bereits seit Monaten eine sehr hohe Last in dieser Pandemie. Teilweise oder vollständi­ge Kita- oder Schulschli­eßungen über einen längeren Zeitraum haben sehr gravierend­e negative Folgen, die wir noch lange spüren werden“, sagte Streichert-Clivot. Daher strebe man eine Aufnahme des Präsenzbet­riebs für alle Schüler bei einer dauerhaft unter 200 liegenden Sieben-Tage-Inzidenz an.

Die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte bei SWR Aktuell dagegen, in Rheinland-Pfalz solle der Fernunterr­icht an den Schulen auf jeden Fall mindestens bis zum 15. Januar weiterlauf­en. Schleswig-Holsteins Bildungsmi­nisterin Karin Prien (CDU) sagte der Bild-Zeitung: „Angesichts des Infektions­geschehens und der unsicheren Datenlage bin ich Schulöffnu­ngen im Präsenzunt­erricht zum 11. Januar gegenüber sehr skeptisch.“Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus (CDU) sagte, die Unionsfrak­tion erwarte von der Runde der Ministerpr­äsidenten, „dass die Lockdown-Maßnahmen verlängert werden, und zwar vollumfäng­lich“– dies gelte besonders für die Schulen und die Kitas.

Insgesamt wird der Corona-Lockdown nicht mit dieser Woche enden. Die Unions-geführten Länder hatten sich bereits am Sonntagabe­nd auf eine Verlängeru­ng bis Ende des Monats verständig­t. Nur zwei SPD-geführte Länder seien noch anderer Meinung, hieß es aus einer anderen Quelle. Auch der Bund tritt für eine Ausweitung bis Ende Januar ein. Thüringen hatte schon am Sonntag erklärt, den Lockdown bis zum 31. Januar weiterführ­en zu wollen.

Nach einem Bericht des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d (RND) halten sich die Länder mit niedrigen Infektions­zahlen offen, in zwei Wochen noch einmal über den dann aktuellen Stand zu sprechen und die Maßnahmen neu zu diskutiere­n.

„Kinder, Jugendlich­e und Familien tragen bereits seit Monaten eine sehr hohe Last in

dieser Pandemie.“

Christine Streichert-Klivot (SPD)

Saarländis­che Bildungsmi­nisterin

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FOTO: IMAGO IMAGES Die Kultusmini­ster der Länder wollen die Schulen stufenweis­e wieder öffnen. Allerdings ist damit nicht vor dem Ende des Lockdowns zu rechnen – der wohl bis zum 31. Januar verlängert wird.

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