317 neue Fälle von Corona im Saarland
Über die Weihnachtstage sanken die CoronaFallzahlen im Saarland, der Inzidenzwert ist im neuen Jahr so niedrig wie lange nicht. Woran liegt das?
(SZ) Das Saar-Gesundheitsministerium hat am Dienstag 16 neue Todesfälle in Zusammenhang mit Corona gemeldet. Die Zahl der Neuinfektionen lag bei 317, die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner bei 126 – und damit weiterhin deutlich unter dem Höchststand vor Weihnachten. Das dürfte unter anderem an weniger Testungen über die Feiertage liegen.
Für einen Tag war das ganze Saarland ein „Super-Hotspot“. Kurz vor Weihnachten kletterte der Inzidenzwert in der Region über die bedrohliche Marke von 200. Das bedeutete: Binnen sieben Tagen hatten sich pro 100 000 Einwohner etwas mehr als 200 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Bundesregierung
stuft das als „extreme Infektionslage“ein.
Nach den Feiertagen scheint die Corona-Lage im Saarland eine andere zu sein: Am Dienstag lag der Inzidenzwert bei 126. Noch immer ein hoher Wert, der sich aber deutlich unter dem Höchststand vor Weihnachten bewegt. Zeigt der harte Lockdown nun seine Wirkung? Anhand
des Inzidenzwerts lässt sich das derzeit nicht beantworten. Denn dieser basiert auf den gemeldeten Fallzahlen – und die täuschen nach den Festtagen.
Der Hauptgrund dürfte ein Rückgang der Corona-Tests sein: In der Weihnachtswoche zählte das saarländische Gesundheitsministerium insgesamt 1 358 Neuinfektionen, in der Woche davor waren es 1 961 gewesen. Das bedeutete ein plötzliches Minus von etwas weniger als einem Drittel. Aber: Über die Feiertage gab es auch deutlich weniger Corona-Tests als in der Vorwoche: 13 271 waren es zwischen dem 21. und 27. Dezember (Kalenderwoche 52). Dagegen registrierte das Ministerium vom 14. bis 20. Dezember noch 21 660 Tests im Labor. Bereits unmittelbar nach der Weihnachtswoche hatte der Regionalverband Saarbrücken in seiner täglichen Fallmeldung darauf hingewiesen, dass die Aussagekraft der zurückgehenden Zahlen „nicht sonderlich hoch“sein dürfte.
Die Positivrate lag in den genannten Wochen konstant bei über elf Prozent. Eine Quote, die für eine nennenswerte Dunkelziffer spricht. Denn nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO deutet eine Rate oberhalb von fünf Prozent auf eine zu geringe Testhäufigkeit hin – und unentdeckte Ansteckungen in der Bevölkerung. Sogenannte Antigen-Schnelltests, die viele Menschen vor Heiligabend in Anspruch nahmen, um Angehörige nicht anzustecken, sind in die Testzahlen des Ministeriums nicht eingerechnet. Angegeben sind nur die seit Beginn der Pandemie als Standard geltenden PCR-Tests – von denen es im Saarland bis zur vorletzten Woche übrigens 435 586 gab.
Wie haben sich andere Kennzahlen der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen entwickelt?
Im Dezember stieg die Zahl der Menschen, die wegen Covid-19 ins Krankenhaus mussten, rapide an.
Am 22. Dezember befanden sich 363 Corona-Patienten in stationärer Behandlung – so viele wie noch nie in der Pandemie. Mittlerweile ist dieser Wert zwar auf 292 gesunken, dafür hat sich die Zahl der Intensivpatienten zuletzt auf einem höheren Niveau eingependelt. 82 Menschen befanden sich am 29. Dezember wegen eines schweren Verlaufs auf der Intensivstation, an diesem Dienstag waren es nach Angaben des Gesundheitsministeriums mit 70 etwas weniger.
Im Divi-Intensivregister, einem bundesweiten Verzeichnis freier Intensivbetten, das sich aus den Meldungen der Kliniken speist, waren am Dienstag sogar 86 Intensivpatienten erfasst, von denen 36 beatmet werden müssen. Mittlerweile ist im Saarland knapp ein Fünftel der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt, in anderen Bundesländern liegt der Anteil jedoch erheblich höher. Von 446 Betten sind laut Intensivregister derzeit 77 frei. Wobei das Saarland noch über eine Notfallreserve von 243 Betten verfügt, die sich kurzfristig aufstellen lassen.
Einen traurigen Höchststand gab es im Dezember bei den Todesfällen in Zusammenhang mit dem Coronavirus. 178 Tote bestätigte das Gesundheitsministerium im vergangenen Monat. Bisher war der April, in dem 119 Menschen an oder mit Sars-CoV-2 starben, der schwärzeste Monat der Pandemie im Saarland gewesen. Ein Grund dürfte der Anstieg der Neuinfektionen bei Menschen sein, die 80 Jahre oder älter sind. In der Weihnachtswoche entfielen 15 Prozent der Ansteckungen auf diese Altersgruppe, die nun im Rahmen der Impfstrategie zuerst gegen das Coronavirus immunisiert werden soll.