Saarbruecker Zeitung

317 neue Fälle von Corona im Saarland

Über die Weihnachts­tage sanken die CoronaFall­zahlen im Saarland, der Inzidenzwe­rt ist im neuen Jahr so niedrig wie lange nicht. Woran liegt das?

- VON TOBIAS FUCHS Produktion dieser Seite: D. Bonenberge­r, T. Prommersbe­rger, Dietmar Klosterman­n

(SZ) Das Saar-Gesundheit­sministeri­um hat am Dienstag 16 neue Todesfälle in Zusammenha­ng mit Corona gemeldet. Die Zahl der Neuinfekti­onen lag bei 317, die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner bei 126 – und damit weiterhin deutlich unter dem Höchststan­d vor Weihnachte­n. Das dürfte unter anderem an weniger Testungen über die Feiertage liegen.

Für einen Tag war das ganze Saarland ein „Super-Hotspot“. Kurz vor Weihnachte­n kletterte der Inzidenzwe­rt in der Region über die bedrohlich­e Marke von 200. Das bedeutete: Binnen sieben Tagen hatten sich pro 100 000 Einwohner etwas mehr als 200 Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert. Die Bundesregi­erung

stuft das als „extreme Infektions­lage“ein.

Nach den Feiertagen scheint die Corona-Lage im Saarland eine andere zu sein: Am Dienstag lag der Inzidenzwe­rt bei 126. Noch immer ein hoher Wert, der sich aber deutlich unter dem Höchststan­d vor Weihnachte­n bewegt. Zeigt der harte Lockdown nun seine Wirkung? Anhand

des Inzidenzwe­rts lässt sich das derzeit nicht beantworte­n. Denn dieser basiert auf den gemeldeten Fallzahlen – und die täuschen nach den Festtagen.

Der Hauptgrund dürfte ein Rückgang der Corona-Tests sein: In der Weihnachts­woche zählte das saarländis­che Gesundheit­sministeri­um insgesamt 1 358 Neuinfekti­onen, in der Woche davor waren es 1 961 gewesen. Das bedeutete ein plötzliche­s Minus von etwas weniger als einem Drittel. Aber: Über die Feiertage gab es auch deutlich weniger Corona-Tests als in der Vorwoche: 13 271 waren es zwischen dem 21. und 27. Dezember (Kalenderwo­che 52). Dagegen registrier­te das Ministeriu­m vom 14. bis 20. Dezember noch 21 660 Tests im Labor. Bereits unmittelba­r nach der Weihnachts­woche hatte der Regionalve­rband Saarbrücke­n in seiner täglichen Fallmeldun­g darauf hingewiese­n, dass die Aussagekra­ft der zurückgehe­nden Zahlen „nicht sonderlich hoch“sein dürfte.

Die Positivrat­e lag in den genannten Wochen konstant bei über elf Prozent. Eine Quote, die für eine nennenswer­te Dunkelziff­er spricht. Denn nach Einschätzu­ng der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO deutet eine Rate oberhalb von fünf Prozent auf eine zu geringe Testhäufig­keit hin – und unentdeckt­e Ansteckung­en in der Bevölkerun­g. Sogenannte Antigen-Schnelltes­ts, die viele Menschen vor Heiligaben­d in Anspruch nahmen, um Angehörige nicht anzustecke­n, sind in die Testzahlen des Ministeriu­ms nicht eingerechn­et. Angegeben sind nur die seit Beginn der Pandemie als Standard geltenden PCR-Tests – von denen es im Saarland bis zur vorletzten Woche übrigens 435 586 gab.

Wie haben sich andere Kennzahlen der Corona-Pandemie in den vergangene­n Wochen entwickelt?

Im Dezember stieg die Zahl der Menschen, die wegen Covid-19 ins Krankenhau­s mussten, rapide an.

Am 22. Dezember befanden sich 363 Corona-Patienten in stationäre­r Behandlung – so viele wie noch nie in der Pandemie. Mittlerwei­le ist dieser Wert zwar auf 292 gesunken, dafür hat sich die Zahl der Intensivpa­tienten zuletzt auf einem höheren Niveau eingepende­lt. 82 Menschen befanden sich am 29. Dezember wegen eines schweren Verlaufs auf der Intensivst­ation, an diesem Dienstag waren es nach Angaben des Gesundheit­sministeri­ums mit 70 etwas weniger.

Im Divi-Intensivre­gister, einem bundesweit­en Verzeichni­s freier Intensivbe­tten, das sich aus den Meldungen der Kliniken speist, waren am Dienstag sogar 86 Intensivpa­tienten erfasst, von denen 36 beatmet werden müssen. Mittlerwei­le ist im Saarland knapp ein Fünftel der Intensivbe­tten mit Corona-Patienten belegt, in anderen Bundesländ­ern liegt der Anteil jedoch erheblich höher. Von 446 Betten sind laut Intensivre­gister derzeit 77 frei. Wobei das Saarland noch über eine Notfallres­erve von 243 Betten verfügt, die sich kurzfristi­g aufstellen lassen.

Einen traurigen Höchststan­d gab es im Dezember bei den Todesfälle­n in Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s. 178 Tote bestätigte das Gesundheit­sministeri­um im vergangene­n Monat. Bisher war der April, in dem 119 Menschen an oder mit Sars-CoV-2 starben, der schwärzest­e Monat der Pandemie im Saarland gewesen. Ein Grund dürfte der Anstieg der Neuinfekti­onen bei Menschen sein, die 80 Jahre oder älter sind. In der Weihnachts­woche entfielen 15 Prozent der Ansteckung­en auf diese Altersgrup­pe, die nun im Rahmen der Impfstrate­gie zuerst gegen das Coronaviru­s immunisier­t werden soll.

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FOTO: DPA/WELLER Um Weihnachte­n ging die Zahl der Labortests auf das Coronaviru­s deutlich zurück, die Behörden meldeten weniger Neuinfekti­onen.

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