Saarbruecker Zeitung

Arbeitslos­igkeit im Saarland deutlich gestiegen

Die Pandemie hinterläss­t Spuren auf dem Arbeitsmar­kt. Mehr Arbeitslos­en stehen weniger offene Stellen gegenüber.

- VON NINA ZAPF-SCHRAMM UND THOMAS SPONTICCIA

(red) Die Zahl der Arbeitslos­en hat im Dezember im Vorjahresv­ergleich deutlich zugenommen. Insgesamt waren 37 860 Saarländer arbeitslos, im Dezember 2019 waren es noch 32 996 gewesen. Bundesweit waren 2,707 Millionen Menschen ohne Job, ein Plus von 480 000 im Vergleich zum Vorjahresm­onat. Damit liegt die Arbeitslos­enquote im Saarland aktuell bei 7,1 Prozent, im Bund bei 5,9 Prozent. 1000 Saar-Unternehme­n zeigten im Dezember Kurzarbeit an.

(nid/ts/dpa) Die Corona-Krise hält auch weiterhin den Arbeitsmar­kt in Atem. Im vergangene­n Jahr ist die Arbeitslos­igkeit im Saarland deutlich gestiegen. Die Zahl der Arbeitslos­en lag über das gesamte Jahr bei rund 38 400 wie die Regionaldi­rektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagen­tur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Gegenüber dem Jahr 2019 entspricht das einem Plus von 16,8 Prozent.

Das Gros machten diejenigen aus, die das sogenannte Arbeitslos­engeld I beziehen und noch nicht unter die Grundsiche­rung fallen. Ihre Zahl ist im Jahr 2020 um 3800 oder 35 Prozent gestiegen. Im Jahresdurc­hschnitt waren hier 14 600 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Im Bereich der Grundsiche­rung – also den bei den Jobcentern gemeldeten Arbeitslos­en wie etwa „Hartz-4“-Empfängern – fiel der Anstieg mit 7,8 Prozent moderater aus. Es wurden 23 800 Arbeitslos­e gezählt.

Den größten Anstieg der Arbeitslos­igkeit verzeichne­ten Menschen mit einem ausländisc­hen Pass, so die Bilanz der Regionaldi­rektion. Ihre Zahl stieg um 2000 (21,5 Prozent) gegenüber dem Jahr 2019. Insgesamt waren demnach 11 400 Ausländer arbeitslos.

Auch die Zahl der Langzeitar­beitslosen nahm mit 18,7 Prozent (1900

Personen) mehr deutlich zu. Im Jahresdurc­hschnitt wurden 12 200 Langzeitar­beitslose gezählt.

„Im Jahr 2020 hat Corona den Arbeitsmar­kt ziemlich durcheinan­dergewirbe­lt. Erfreulich­erweise sind die drastische­n Prognosen, die zu Beginn der Pandemie erstellt wurden, nicht eingetrete­n“, sagt der stellvertr­etende Geschäftsf­ührer der Regionaldi­rektion, Walter Hüther. „Bislang versuchen viele Unternehme­n ihre Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r zu halten. Das Kurzarbeit­ergeld und die sonstigen Unterstütz­ungsmaßnah­men für Betriebe leisten in diesem Zusammenha­ng ihren Beitrag.“Die nächsten Monate seien entscheide­nd. „Es bleibt abzuwarten, wie lange die Einschränk­ungen des Lockdowns gelten und wie stark die Auswirkung­en auf die Wirtschaft sein werden“, sagt Hüther.

In jüngster Zeit scheint sich der Arbeitsmar­kt etwas stabilisie­rt zu haben. Im letzten Monat des Jahres 2020 waren im Saarland 37 860 Menschen arbeitslos. Das sind nur etwa 100 (0,3 Prozent) mehr als im November. Im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum waren jedoch 4864 Menschen mehr arbeitslos. Das entspricht laut Regionaldi­rektion einem Plus von 14,7 Prozent. Deutschlan­dweit ist die Zahl der Arbeitslos­en im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 8000 auf 2,707 Millionen gestiegen. Im Vergleich zum Dezember 2019 stieg die Zahl um 480 000, wie die Bundesagen­tur für Arbeit am Dienstag mitteilte. Die Arbeitslos­enquote liegt weiter bei 5,9 Prozent.

Im Dezember seien zwar mehr Saarländer arbeitslos gewesen, „der

Anstieg der Arbeitslos­igkeit fällt in diesem Jahr allerdings geringer aus als im Durchschni­tt der letzten fünf Jahre“, sagt Walter Hüther, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Regionaldi­rektion. Das sei für ihn ein Signal, dass Betriebe in der momentanen Zeit ihre Mitarbeite­r halten. „Mit Blick auf das Vorjahr sind zwar deutlich mehr Menschen arbeitslos, allerdings hat sich der Vorjahresa­bstand in den letzten Monaten verringert. Das werte ich positiv.“

1000 Unternehme­n mit insgesamt 12 600 Beschäftig­ten zeigten im Dezember hierzuland­e Kurzarbeit an. Betroffen waren vor allem die Bereiche Gastronomi­e, Einzelhand­el, Friseur- und Kosmetiksa­lons. Wegen der Corona-Pandemie war Mitte

Dezember der Lockdown nochmals verschärft worden. Die Anzeigen für Kurzarbeit bedeuten nach Angaben der Bundesagen­tur nicht, dass in den Betrieben auch tatsächlic­h kurzgearbe­itet wird. Zunächst gehe es um eine grundsätzl­iche Genehmigun­g. Nach den aktuellste­n Hochrechnu­ngen gab es im September im Saarland in 2900 Betrieben mit insgesamt 22 300 Mitarbeite­rn Kurzarbeit. Der bisherige Höchststan­d in der Corona-Pandemie war im April mit 81 200 Beziehern in 8100 Betrieben ermittelt worden.

Nachdem in den letzten Monaten mehr offene Arbeitsste­llen im Saarland gezählt wurden, war die Zahl im letzten Monat rückläufig. Insgesamt waren 7700 offene Arbeitsste­llen bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern registrier­t. Das waren 0,2 Prozent weniger als im November. Gegenüber Dezember 2019 betrug der Rückgang 900 oder 10,4 Prozent. Die meisten Stellen waren demnach in der Zeitarbeit (1520), im Gesundheit­sund Sozialwese­n (1160), im Handel (1010), im Verarbeite­nden Gewerbe (710) und im Baugewerbe (660) gemeldet.

Im Vergleich der Kreise schneidet der Regionalve­rband Saarbrücke­n mit 17 639 der insgesamt 37 860 Arbeitslos­en an der Saar am schlechtes­ten ab, gefolgt vom Landkreis Saarlouis. Die wenigsten Arbeitslos­en verzeichne­t derzeit der Landkreis St. Wendel mit 1868 Betroffene­n.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Vor allem Menschen ohne deutschen Pass haben es derzeit auf dem saarländis­chen Arbeitsmar­kt schwer. Insgesamt waren über das gesamte vergangene Jahr 11 400 Ausländer arbeitslos.
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