Niedergelassene Ärzte fordern ebenfalls prioritäre Impfung
Unter niedergelassenen Ärzten im Saarland wächst der Unmut darüber, nicht prioritär geimpft zu werden. In der Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums, die die Reihenfolge der Impfungen festgelegt, heißt es, zur Gruppe mit höchster Impf-Priorität gehöre unter anderem „medizinisches Personal mit sehr hohem Expositionsrisiko für das Coronavirus – insbesondere auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und bei Rettungsdiensten“. Die in Dudweiler niedergelassene hausärztliche Internistin Anne Meier-Heinrich kritisiert, dass dies nun so interpretiert werde, dass nur Personal in den Krankenhäusern prioritär geimpft werden müsse, nicht aber niedergelassene Ärzte und Mediziner
in Notfall-Praxen sowie deren Personal. „Mindestens 90 Prozent der Covid-Patienten werden rein ambulant versorgt, ohne jemals in ein Krankenhaus zu gelangen“, sagt Meier-Heinrich im Gespräch mit der SZ. „Das heißt, die meisten Covid-Patienten werden von nicht geimpftem Personal versorgt.“In ihrer Praxis habe sie derzeit pro Tag durchschnittlich zehn Infektionsfälle, „von denen ich nicht weiß, ob sie an Covid erkrankt sind“. Zwar könne sie Infekt-Patienten seit etwa Mitte November wieder telefonisch krank schreiben. „Aber das kann ich in nur etwa fünf Prozent der Fälle machen. Die weitaus meisten Fälle müssen untersucht werden, weil sie Alarmsignale zeigen“, sagt Meier-Heinrich. Und dennoch „werden die in der ambulanten Versorgung tätigen Ärzte wie Hausärzte, Ärzte im ambulanten Notdienst oder Kinderärzte in den Notdienstpraxen nicht prioritär geimpft. Sie sind erst in der zweiten Gruppe und sollen frühestens ab Ende März geimpft werden.“Dabei gebe es „keinen sachlichen Unterschied zwischen der Notaufnahme eines Krankenhauses
und einer Arztpraxis beziehungsweise Notdienstpraxis, die akut erkrankte Patienten versorgt“.
Auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) im Saarland drängt auf eine prioritäre Impfung von niedergelassenen Ärzten. „Wir stehen diesbezüglich im engen Austausch mit dem Gesundheitsministerium“, erklärt KV-Landesvorsitzender Gunter Hauptmann gegenüber unserer Zeitung. Dass sich das Ministerium an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut (RKI) hält, auf denen die bundesweite Rechtsverordnung zur Impfung beruht, „kann man ja zunächst einmal niemanden vorwerfen“, erklärt Hauptmann diplomatisch. Gleichwohl müsse diese Haltung aber überdacht werden. Hauptmann bestätigt, dass mindestens 90 Prozent der Covid-Patienten rein ambulant versorgt werden, ohne jemals in einem Krankenhaus gewesen zu sein. Mehrere Studien würden dies belegen. Die KV will nun in der kommenden Woche alle Mitglieder anschreiben, um zu erfahren, wer von den niedergelassenen Ärzten im Saarland sich als prioritär zu impfen einschätzt und wie viele Mitarbeiter die jeweiligen Praxen beschäftigen. „Dann erst wissen wir, über wie viele Personen wir überhaupt reden, die da noch geimpft werden sollten“, so Hauptmann. Er schätzt derzeit, dass dies insgesamt bis zu 9000 Personen sind. Hauptmann gibt allerdings auch zu bedenken, dass das größte Problem im Augenblick ohnehin noch ein ganz anderes ist: Nämlich die noch geringe Menge an Impfstoffen.