Saarbruecker Zeitung

Der Mann, der 5000 Streuobst-Bäume betreut

Der 70-jährige Walter Rundstadle­r aus Kleinblitt­ersdorf ist leidenscha­ftlicher Naturfreun­d und Streuobstw­art im Verein Bliesgau Obst.

- VON HEIKO LEHMANN

Bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres war Walter Rundstadle­r aus Kleinblitt­ersdorf mit Mitglieder­n des Vereins Bliesgau Obst unterwegs und entfernte Misteln aus Streuobst-Bäumen. „Eine Mistel ist nicht schlimm, aber sie vermehren sich so schnell – und in fünf bis zehn Jahren sind es so viele, dass der Baum abstirbt“, erklärt Walter Rundstadle­r. Er ist der Streuobstw­art des Vereins Bliesgau Obst. Rundstadle­r kümmert sich um mehr als 5000 Bäume in 15 Orten der Biosphäre Bliesgau.

„Eine Pause gibt es eigentlich im ganzen Jahr nicht. Als nächstes werden die Steinobst-Bäume ausgelicht­et und die Jungbäume gepflegt. Ich gehe mal davon aus, dass wir wieder keinen richtigen Winter bekommen und die Bäume schon im Februar austreiben“, sagt der 70-Jährige. Er wurde in Überherrn geboren und wohnt seit 1953 in Kleinblitt­ersdorf. Sein Vater stammte aus Medelsheim im Bliesgau. Dort verbrachte Walter Rundstadle­r als Kind fast die gesamten Schulferie­n und half im landwirtsc­haftlichen Betrieb.

„Wir sind damals noch mit einem Ochsengesp­ann in der Früh los und haben Klee für das Vieh geschnitte­n. Damals war alles gemütliche­r. Es gab keine großen Maschinen, denen Kleintiere und Rehkitze zum Opfer fielen. Übrigens kümmerten sich die Menschen damals noch das ganze Jahr um ihre Streuobst-Wiesen. Da hatten die Misteln keine Chance“, erzählt der gelernte Industriek­aufmann, der den Großteil seiner berufliche­n Karriere bei der Bahn im gehobenen Dienst verbrachte.

Der Hang zur Natur wurde Walter Rundstadle­r in die Wiege gelegt. „Wir hatten als Jugendlich­e schon eine katholisch­e Jugendgrup­pe in

Kleinblitt­ersdorf, die sich um viele Dinge in der Natur kümmerte. Diese Gruppe gibt es heute noch. Ein Teil dieser Schulkamer­aden kümmert sich auch um den Robert-Jeanrond-Bürgerpark zwischen Kleinblitt­ersdorf und Auersmache­r“, berichtet er.

Die Jugendgrup­pe kümmerte sich schon in ihrer Anfangszei­t vor mehr als 40 Jahren um Streuobst-Wiesen. Wenn die Besitzer zu alt waren, pflegten Walter Rundstadle­r und sein Team die Wiesen – und sie durften im Gegenzug das Obst ernten. Mit der Zeit wurden es immer mehr Menschen, die aus den unterschie­dlichsten Gründen ihre Wiesen nicht mehr pflegen konnten.

Im Jahr 2007 schloss sich der Kleinblitt­ersdorfer dem Verein Bliesgau Obst an. „Wir sind als Verein mittlerwei­le als landwirtsc­haftlicher Betrieb angemeldet, generieren Fördergeld­er und betreiben die Pflege der Wiesen voll organisier­t. Anders geht es nicht mehr“, sagt der Naturschüt­zer.

Auch die Erntezeit, die schönste Zeit des Jahres, hat sich mit den Jahren geändert. Heutzutage werden immer mehr Obst oder Nüsse von den Feldern geklaut.

„Wir reden hier nicht von drei, vier Kirschen und ein bisschen Mundraub. Das sind organisier­te Hehlerband­en. Die fahren mit Autos auf Wiesen, klettern in die Bäume und schneiden teilweise auch ganze Äste ab. Das Obst und die Nüsse werden verkauft“, erklärt Walter Rundstadle­r.

Der 70-Jährige macht mittlerwei­le keine Ausnahmen mehr, rief schon mehrmals die Polizei oder stellte Strafanzei­gen, wenn er Obstdiebe beobachtet­e. „Die Polizei macht bei uns sehr gut mit, doch es müssten auch Feldschütz­e, Jäger und Naturschut­zbeauftrag­te noch aktiver mitmachen. Die Streuobstw­iesen-Besitzer bezahlen in unserem Verein Mitgliedsb­eiträge, damit wir die Bäume pflegen und sie am Ende ihr Obst ernten können. Doch in vielen Fällen kommt es gar nicht mehr zur Ernte, da vorher bereits vieles geklaut wurde“, berichtet Walter Rundstadle­r. www.bliesgau-obst.de

„In vielen Fällen kommt es gar nicht mehr zur Ernte,

da vorher bereits vieles geklaut wurde.“

Walter Rundstadle­r

Streuobstw­art

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FOTO: HEIKO LEHMANN Walter Rundstadle­r aus Kleinblitt­ersdorf ist Naturschüt­zer von Kindesbein­en an.

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