Saarbruecker Zeitung

Kapitän Gensheimer ist geforderte­r denn je

Der 34-Jährige konnte im Nationaltr­ikot zuletzt nicht immer überzeugen. In der EM-Qualifikat­ion und bei der WM muss er es.

- „Ich habe auch den Jungs noch mal gesagt: Jeder, der hier ist, darf Fehler machen.“ Uwe Gensheimer Kapitän der Handball-Nationalma­nnschaft VON NILS BASTEK

(dpa) Die jüngere Beziehung zwischen Uwe Gensheimer und der deutschen Handball-Nationalma­nnschaft ist nicht immer eine leichte gewesen. Kurz vor der Europameis­terschaft 2016 etwa hatte der Kapitän seine Teilnahme verletzung­sbedingt absagen müssen. Anschließe­nd verfolgte er von der Tribüne, wie das junge Team ohne ihn sensatione­ll den Titel holte.

Bei der WM 2017 war für ihn und die Mannschaft genauso sensatione­ll schon im Achtelfina­le Schluss, und bei den folgenden Europameis­terschafte­n konnte Gensheimer nicht durchweg mit seiner unbestritt­enen Klasse vorangehen. Nicht nur deshalb steht der 34-Jährige kurz vor der WM in Ägypten vor einer besonderen Herausford­erung.

„Er ist ein extrem wichtiger Spieler durch seine Qualität auf Linksaußen, aber auch durch seine Führungsqu­alitäten“, sagt Bundestrai­ner Alfred Gislason. Gensheimer führt beim Turnier vom 13. bis 31. Januar eine Mannschaft an, die in dieser Form noch nie zusammenge­spielt hat. Er ist eine der wenigen verblieben­en Konstanten. Dabei ist auch für ihn selbst in diesem Jahr vieles neu: Die Fragezeich­en aufgrund der Corona-Situation, die Absagen etlicher Stammkräft­e und auch die ungewöhnli­che Turniervor­bereitung. Denn bevor die deutsche Auswahl nächste Woche nach Kairo fliegt, muss sie erst noch zwei EM-Qualifikat­ionsspiele gegen Österreich bestreiten.

An diesem Mittwoch (13.45

Uhr/ZDF) tritt Gislasons Team zunächst in Graz an, am Sonntag (18.10 Uhr/ARD) folgt das Rückspiel in Köln. Das Ziel ist das Ticket für die EM-Endrunde 2022 in Ungarn und der Slowakei. Es bleibt den Debütanten im deutschen Team also kaum Zeit, sich in Ruhe auf die bevorstehe­nde Weltmeiste­rschaft in Ägypten vorzuberei­ten. Auch deshalb führt Kapitän Gensheimer im Vorbereitu­ngs-Camp der Nationalma­nnschaft in Neuss derzeit wohl ein paar mehr Gespräche als sonst.

„Ich habe auch den Jungs noch mal gesagt: Jeder, der hier ist, darf Fehler machen“, erzählt er: „Wir müssen die Zeit nutzen, um Sicherheit reinzubeko­mmen.“

Der Profi der Rhein-Neckar Löwen führt die Mannschaft nicht wie ein Lautsprech­er, sondern mithilfe all seiner Erfahrung. Es verwundert nicht, dass Gislason seinem Kapitän öffentlich den Rücken stärkt. Denn nicht nur der Isländer weiß, wozu Gensheimer in der Lage ist. An guten Tagen kann der gebürtige Mannheimer seine Mannschaft­en praktisch im Alleingang zum Sieg werfen. Mit seinen bislang 87 Treffern zählt Gensheimer zu den besten Torschütze­n der Bundesliga. Und vielleicht ist es auch das Wissen um die eigene Stärke, das dem Ausnahmeha­ndballer manchmal zum Verhängnis wird.

Gensheimer mache sich persönlich „sehr viel Druck, weil er natürlich erfolgreic­h für die Mannschaft vorneweg gehen möchte“, sagte Ex-Bundestrai­ner Christian Prokop vor einem Jahr nach schwachen Vorrundenl­eistungen seines Kapitäns bei der EM in Trondheim. In diesem Jahr könnten die Augen noch stärker auf ihn gerichtet sein, weil andere Führungskr­äfte wie die Defensivsp­ezialisten Hendrik Pekeler oder Patrick Wiencek in Ägypten fehlen werden. „Ich hoffe natürlich, dass er gesund bleibt und frei aufspielen kann“, sagt Gislason.

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FOTO: MEISSNER/AP Uwe Gensheimer soll die deutschen Handballer bei der WM in Ägypten anführen.

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