Saarbruecker Zeitung

Weitere Vorwürfe im Fall Schneidewi­nd

Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen den suspendier­ten Homburger SPD-Oberbürger­meister in einem weiteren Fall.

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Der Revisionsp­rozess gegen den suspendier­ten Homburger Oberbürger­meister Rüdiger Schneidewi­nd geht weiter. Unterdesse­n hat die Staatsanwa­ltschaft in einem weiteren Verdacht auf Untreue die Ermittlung­en aufgenomme­n.

(ek) Auftragsve­rgaben an den Gremien vorbei, durch Vertragsab­schlüsse den Steuerzahl­er schädigen: Im Homburger Rathaus scheint ein solches Vorgehen offenbar jahrelang normal gewesen zu sein. Mehrere zurücklieg­ende und aktuelle Fälle sprechen dafür. An diesem Donnerstag geht die Revision gegen den suspendier­ten Oberbürger­meister Rüdiger Schneidewi­nd (52, SPD) weiter, der eine Detektei auf eigene Mitarbeite­r angesetzt, den zuständige­n Stadtrat aber außen vor gelassen hatte. Der Vorwurf lautet Untreue.

Und seit Mittwoch ist klar: Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen des Untreue-Vorwurfes auch noch in einem weiteren Fall gegen Schneidewi­nd. Das hat sie unser Zeitung auf Anfrage bestätigt. Er soll im Jahr 2015 einen bestehende­n Mietvertra­g mit einer Schlagzeug­schule in der Lappentasc­herstraße in Homburg unterzeich­net haben, ohne die Konditione­n anzupassen. Die waren bei 50 Euro Miete für 200 Quadratmet­er Fläche ohnehin gering, doch nach einer Modernisie­rung der Räume keinesfall­s mehr marktüblic­h. Und ob die Schlagzeug­schule als Gegenleist­ung für die Mini-Miete bei öffentlich­en Veranstalt­ungen der Stadt auftreten wollte – dafür fand die Staatsanwa­ltschaft laut deren Sprecher Mario Krah auch keine Belege.

Unterzeich­net hatte den ursprüngli­chen Mietvertra­g 2014 Schneidewi­nds Amtsvorgän­ger Karlheinz Schöner (CDU), der schon wegen Untreue und Korruption in anderer Sache verurteilt worden war. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwa­ltschaft noch einmal in anderer Sache seit April 2019. Einige Fragen bleiben im aktuellen Fall offen, etwa betreffend eines weiteren Mietvertra­gs in dem Gebäude mit einem Sicherheit­sdienst und des Einbaus einer Küche. Die Staatsanwa­ltschaft führt hier Vorermittl­ungen, wie sie bestätigte.

Und auch der offenbar autorisier­te Verlängeru­ngsbau und -ausbau einer Straße im Homburger Gewerbegeb­iet „An der Remise“im Jahr 2017 hat die Ermittler auf den Plan gerufen. Mehrkosten von etwa einer halben Million Euro waren entstanden. Die Untreue-Ermittlung­en richten sich derzeit gegen

Unbekannt. Auch weitere Auftragsve­rgaben nach diesem Strickmust­er überprüfen die Strafverfo­lger nach eigenen Angaben.

Doch manchmal kommen die Ermittler auch zu spät. Ende 2019 mussten sie wegen Verjährung ihre Arbeit zu verdächtig­en Vorgängen bei einem Grundstück­skauf der Stadt im Zuge des Kombibad-Neubaus 2013/14 einstellen. Und nun Ermittlung­en rund um Verträge mit der Arbeiterwo­hlfahrt für das frühere Landesaufn­ahmelager in der Schongauer Straße. Obwohl das Gebäude der Stadt gehörte, zahlte sie eine niedrige sechsstell­ige Summe an den Mieter Awo für die Sanierung. Ob alles mit rechten Dingen ablief, ließ sich hier auch nicht mehr klären.

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FOTO: BECKER&BREDEL Rüdiger Schneidewi­nd steht derzeit erneut vor dem Landgerich­t Saarbrücke­n.

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