Saarbruecker Zeitung

Luxemburg weist heftige Kritik von Hans zurück

Außenminis­ter Jean Asselborn: „Die Lockerunge­n sind keine Provokatio­n.“Saar-SPD und Linke plädieren für eine bessere Kommunikat­ion mit Nachbarlän­dern.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r, Robby Lorenz Manuel Görtz

LUXEMBURG (hem) Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn hat die Lockerunge­n, die ab nächster Woche im Land gelten, gegen die scharfe Kritik von Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) verteidigt. Hans hatte die Schritte des Nachbarn im SR als „verantwort­ungslos“bezeichnet. Die Maßnahmen seien „abgewogen“und „keine Provokatio­n“, so Asselborn. Linke-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine nannte die Worte von Hans „instinktlo­s“.

Während Deutschlan­d die Einschränk­ungen aufgrund der Corona-Pandemie verstärkt, öffnet das Nachbarlan­d Luxemburg ab nächster Woche wieder Geschäfte und Schulen. Dafür gab es am Mittwoch scharfe Kritik vom saarländis­chen Ministerpr­äsidenten Tobias Hans (CDU), der die Lockerunge­n in einem SR-Interview als „verantwort­ungslos“titulierte. Gegen diese Aussage wehrt sich nun das Großherzog­tum.

„Niemand hat im Sinn, einen Sonderweg in der Großregion zu gehen“, sagte Außenminis­ter Jean Asselborn (LSAP, Sozialiste­n) der SZ. „Die Lockerunge­n sind keine Provokatio­n, sondern die neuen Maßnahmen wurden ganz genau abgewogen“, so Asselborn weiter. Im Handel etwa seien die Regeln im Vergleich zu der Vorweihnac­htszeit strenger geworden. In kleinen Läden dürfen sich nur zwei Kunden gleichzeit­ig aufhalten, in größeren Geschäften nur ein Kunde pro zehn Quadratmet­er. „Damit sind diese Regel strenger als zum Beispiel in Frankreich“, sagte Asselborn.

Dass Saarländer nun in Scharen zum Shoppen nach Luxemburg fahren, glaubt er nicht. In der Vergangenh­eit habe ein solcher massenhaft­er Einkauf-Tourismus nicht stattgefun­den. Auch bei der Wiedereröf­fnung der Schulen habe es sich die Regierung nicht leicht gemacht. Doch Untersuchu­ngen des Bildungsmi­nisteriums hätten gezeigt, dass viele Schüler ohne Präsenzunt­erricht

den Anschluss verlieren würden.

Außerdem würden die Entscheidu­ngen immer angesichts der aktuellen Situation getroffen, die sich jederzeit verändern könne. „Bei einer Verschlech­terung der Lage wird umgehend reagiert“, so der luxemburgi­sche Außenminis­ter. Ob sich solche Irritation­en zwischen den Nachbarlän­dern nicht durch bessere Absprachen vermeiden lassen? „Das Saarland ist ein wichtiger Partner für uns und die Zusammenar­beit mit allen unseren Nachbarn sehr wichtig. Doch es wird nicht möglich sein, in allen Teilen der Großregion zu gleicher Zeit die genau gleichen Maßnahmen zu treffen“, sagte Asselborn.

Ähnlich sehen das auch Linke und SPD im Saar-Landtag. „Es kommt immer wieder einmal vor, dass im Dreiländer­eck die Nachbarn Luxemburg, Lothringen und das Saarland unterschie­dliche Auffassung­en zu sie gemeinsam berührende­n Fragen haben“, teilte der Fraktionsv­orsitzende der Linken, Oskar Lafontaine, mit. Grundsätzl­ich sollten Entscheidu­ngen, die die Nachbarn betreffen, miteinande­r abgestimmt werden. „Instinktlo­s ist es aber, wenn der saarländis­che Ministerpr­äsident der Luxemburge­r Regierung Verantwort­ungslosigk­eit vorwirft. Nicht vergessen ist bei unseren Partnern die nicht abgestimmt­e Grenzschli­eßung im Frühjahr, die zu viel Verärgerun­g

geführt hat“, so Lafontaine.

„Es wäre besser, man würde in der Großregion mehr miteinande­r anstatt übereinand­er reden. Öffentlich­e Vorwürfe erschweren nur die wichtige Zusammenar­beit mit unseren Nachbarn. Gerade nach den leidlichen Erfahrunge­n im Zusammenha­ng mit den unabgestim­mten Grenzschli­eßungen können wir uns das eigentlich nicht leisten“, meint SPD-Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon. Gerade dann auch, wenn die Entscheidu­ngen nicht direkt einsichtig seien, sollte man das Gespräch suchen und „gutnachbar­schaftlich miteinande­r umgehen und kommunizie­ren“.

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FOTO: DPA Im Frühjahr kritisiert­e Luxemburgs Außenminis­ter Asselborn, hier im Bild mit seinem deutschen Amtskolleg­en Maas, die Grenzschli­eßung. Nun kommt Kritik aus dem Saarland für seine Lockerunge­n.

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