Saarbruecker Zeitung

Günther-Schmidt soll FCS-Sturm beleben

Zum Start ins neue Tennis-Jahr zählen nur noch Angelique Kerber und Laura Siegemund zu den Top 100 der Welt.

- VON LARS REINEFELD Produktion dieser Seite: Kai Klankert Mark Weishaupt

Mit dem 26 Jahre alten Julian Günther-Schmidt hat Fußball-Drittligis­t 1. FC Saarbrücke­n einen Winterneuz­ugang präsentier­t. Günther-Schmidt soll die Offensive des Aufsteiger­s beleben.

(dpa) Ein bisschen wehmütig ist Barbara Rittner schon. Erstmals seit 31 Jahren wird die Damen-Chefin im Deutschen Tennis-Bund (DTB) den Januar nicht in Australien verbringen. War sie sonst seit 1990 stets zunächst als Spielerin und dann als Trainerin zu Beginn des Jahres in Melbourne, wird sie diesmal von Deutschlan­d aus verfolgen, was sich ab dem 31. Januar in der Metropole am Yarra River so tut. Dort sollen zunächst ein paar Vorbereitu­ngsturnier­e und dann ab dem 8. Februar die Australian

Open stattfinde­n. „Es fühlt sich irgendwie komisch an“, gesteht Rittner. Doch Corona sorgt auch hier für ein Ende liebgewonn­ener Routinen.

Richtig viel zu sehen gäbe es für Rittner in Melbourne aus deutscher Sicht ohnehin nicht. Gerade einmal vier deutsche Spielerinn­en stehen bislang beim ersten Grand-SlamTurnie­r des Jahres im Hauptfeld: Angelique Kerber, Laura Siegemund, Mona Barthel und Andrea Petkovic. Wo früher eine zweistelli­ge Zahl an Spielerinn­en selbstvers­tändlich für die Höhepunkte qualifizie­rt war, geht es nun überschaub­ar zu. Zum Start ins neue Jahr zählen nur Kerber (25.) und Siegmund (51.) überhaupt noch zu den Top 100.

Es ist ein Zeichen für den aktuellen Zustand des deutschen Damen-Tennis, das sich am Beginn einer Übergangsp­hase befindet. „Wir haben das ja kommen sehen“, sagt Rittner. Denn schon lange ist offensicht­lich, dass hinter der sogenannte­n „goldenen Generation“ um Kerber, Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki eine Lücke klafft. „Es wird eine Weile dauern, bis wir wieder an diese Erfolge anknüpfen. Momentan sehe ich da keine Überfliege­rin“, sagt die 47-Jährige.

Die Generation hinter der dreimalige­n Grand-Slam-Turnier-Siegerin Kerber und der inzwischen zurückgetr­etenen Görges ist dem DTB aus den verschiede­nsten Gründen weggebroch­en. Annika Beck, Carina Witthöft, Antonia Lottner, Dinah Pfizenmaie­r, Anna-Lena Friedsam – aus diesem Quintett spielt nur noch Friedsam eine Rolle. Die Saarländer­in Katharina Hobgarski, einst auch ein beachtetes Toptalent, stagniert in ihrer Entwicklun­g seit geraumer Zeit und ist nur selten auf der WTATour präsent, sondern meist bei unterklass­igen Turnieren aktiv. Aktuell belegt die 23-Jährige aus Hauperswei­ler Rang 268 in der Weltrangli­ste. Die bislang höchste Platzierun­g war 193 im September 2019.

Rittner setzt ihre Zukunfts-Hoffnungen daher notgedrung­en auf Spielerinn­en, die alle um die Jahrtausen­dwende oder sogar erst später geboren sind. „Da haben wir einige gute Spielerinn­en dabei“, sagt sie über Jule Niemeier, Nastasja Schunk, Alexandra Vecic oder auch die erst 16-jährige Sarah Müller aus Wadgassen, eine der jüngsten Spielerinn­en im Porsche Junior Team. Müller strebt eine Profikarri­ere an wie ihr Vorbild Kerber, die ebenfalls Linkshände­rin ist. Rittner mahnt aber zu Geduld: „Man muss den Talenten Zeit geben. Gerade durch Corona und die vielen Absagen ist es für diese Generation sehr schwer.“Normalerwe­ise müssten sie jetzt erste Schritte auf der WTA-Tour gehen, doch die Pandemie hat gerade bei den Damen fast alle Turniere ausfallen lassen. „Ich hoffe, dass sie sich davon nicht entmutigen lassen und dranbleibe­n“, sagt Rittner.

Kerber, die nach überstande­ner Verletzung ab dem Vorbereitu­ngsturnier Ende Januar in Melbourne wieder voll angreifen will, ist vom Potenzial der neuen Generation überzeugt. „Wir haben durchaus viele gute Jugendspie­lerinnen, und ich hoffe, in ein paar Jahren werden einige den Durchbruch schaffen“, sagt die 32-Jährige: „Wobei es momentan nicht danach aussieht, dass es direkt nach uns wieder so schnell Top-10-Spielerinn­en geben wird.“

Und so werden erst mal die frühere Weltrangli­sten-Erste sowie Viel-Spielerin Siegemund, die am Mittwoch in Abu Dhabi mit einer Niederlage in 2021 gestartet ist (7:5, 5:7, 4:6 gegen die Belgierin Kirsten Flipkens), für deutsche Erfolge bei den Damen sorgen müssen. „Noch sind ja auch ein paar da, die auf hohem Niveau spielen“, sagt Kerber: „In der Hinsicht wird das neue Jahr für die Deutschen interessan­t.“

„Momentan sehe ich da

keine Überfliege­rin.“

Damen-Chefin Barbara Rittner

über den deutschen Tennis-Nachwuchs

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FOTO: FAVILA/AP/DPA Angelique Kerber hofft, in der neuen Saison ihr altes Leistungsv­ermögen abrufen und um Titel spielen zu können.

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