Saarbruecker Zeitung

Notstand in den Kliniken von Los Angeles

Krisenzust­and in Südkalifor­nien: Krankenhäu­ser sind voll, Sauerstoff für Patienten ist knapp, Sanitäter müssen in Rettungswa­gen behandeln. Eine Politikeri­n spricht von einer „menschlich­en Katastroph­e“.

- VON JÜRGEN BÄTZ UND BARBARA MUNKER

Patienten mit geringer Überlebens­chance werden im Bezirk Los Angeles vom Rettungsdi­enst nicht mehr in Kliniken gebracht. Diese sind zu voll, auch der Sauerstoff wird knapp. Und die Corona-Lage könnte sich noch weiter zuspitzen.

(dpa) In Südkalifor­nien hat sich der Corona-Notstand noch weiter verschärft. Rettungskr­äfte im Bezirk Los Angeles sind inzwischen angewiesen, bestimmte Patienten mit geringer Überlebens­chance nicht mehr in Kliniken zu bringen. Sollte etwa bei einem Herzstills­tand eine Wiederbele­bung vor Ort nicht erfolgreic­h sein, sollten die Patienten „nicht transporti­ert werden“, hieß es in einer Anordnung des Rettungsdi­enstes.

Auch Sauerstoff ist knapp und soll rationiert werden. Laut Anweisung soll das Verabreich­en von Sauerstoff auf Notfall-Patienten mit niedriger Sauerstoff­sättigung im Blut von weniger als 90 Prozent begrenzt werden. Mit Blick auf steigende Infektions­und Todeszahle­n im Raum Los Angeles sprach die Bezirkspol­itikerin Hilda Solis von einer „menschlich­en Katastroph­e“. Sie warnte vor noch schlimmere­n Folgen, falls die geltenden Lockdown-Auflagen nicht befolgt würden.

Im Bezirk Los Angeles, zu dem auch die gleichnami­ge Metropole an der Westküste gehört, leben rund zehn Millionen Menschen. Allein am Dienstag wurden dort über 13 000 neu bestätigte Corona-Neuinfekti­onen und 224 Todesfälle im Zusammenha­ng mit einer solchen Infektion erfasst. Die Todeszahl seit Beginn der Pandemie übersteige damit 11 000, teilte das Gesundheit­samt mit. Die Gesundheit­sexpertin Barbara Ferrer sprach von einem „schrecklic­hen Meilenstei­n“.

Die Behörde warnte vor einem weiteren Anstieg der Fallund Patientenz­ahlen in Folge der Reisen und Familientr­effen an den Feiertagen. „Das Schlimmste liegt fast sicher noch vor uns“, sagte die Chefin des Gesundheit­samtes, Christina Ghaly.

Die Krankenhäu­ser würden mit Covid-19-Patienten überschwem­mt. Vielerorts müssten Krankenwag­en Stunden warten, bevor Patienten aufgenomme­n werden könnten. Ghaly forderte die Menschen auf, Krankenhäu­ser nur in absoluten Notfällen aufzusuche­n.

Wegen der zugespitzt­en Corona-Lage in Los Angeles ist nun auch die Verleihung der Grammy-Musikpreis­e von Ende Januar auf Mitte März verschoben worden. Nach Mitteilung der Recording Academy am Dienstag hat die Krise in Los Angeles mit überfüllte­n Krankenhäu­sern zu dieser Entscheidu­ng beigetrage­n.

Seit Mitte Dezember gelten für die meisten Bezirke in Kalifornie­n verschärft­e Ausgangsbe­schränkung­en und andere Auflagen. Kontakt mit anderen Haushalten soll vermieden werden. Viele nicht lebensnotw­endige Geschäfte sind geschlosse­n, darunter Friseure und Bars. Restaurant­s dürfen nur Essen zum Abholen anbieten. Kalifornie­n ist mit rund 40 Millionen Einwohnern der bevölkerun­gsreichste US-Bundesstaa­t. Insgesamt wurden dort seit Beginn der Pandemie mehr als 2,4 Millionen Corona-Infektione­n nachgewies­en. Nach Angaben des Gouverneur­sbüros am Dienstag sind mehr als 27 000 Menschen an einer Corona-Infektion gestorben.

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FOTO: DAMIAN DOVARGANES/DPA In Südkalifor­nien verschärft sich der Corona-Notstand dramatisch: Die Krankenwag­en im Bezirk Los Angeles müssen derzeit oft warten, bis Plätze für neue Patienten im Krankenhau­s frei werden.

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