Was im Jahr 2021 teurer werden könnte
Im abgelaufenen Jahr lag die Inflation in Bund und Land bei lediglich 0,5 Prozent. Drohen nun saftige Preiserhöhungen?
(dpa) Die Mehrwertsteuer ist seit Jahresbeginn wieder auf altem Niveau, für Verkehr und Heizen wird zudem eine CO2-Abgabe fällig. Müssen sich die Menschen in Deutschland nach der Mini-Inflation von 0,5 Prozent im abgelaufenen Jahr jetzt auf flächendeckend steigende Preise einstellen? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie wird sich die Inflation 2021 entwickeln?
Volkswirte rechnen mit einem eher moderaten Anstieg. Als Gründe nennen Ökonomen der Deutschen Bank unter anderem die Rezession sowie die Lohn- und Kaufzurückhaltung. Sie erwarten vor allem wegen höherer Energiepreise, aber auch wegen der Rückkehr der Mehrwertsteuersätze auf das alte Niveau einen Anstieg der Verbraucherpreise im Gesamtjahr um 1,4 Prozent. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet mit einer Jahresinflationsrate von 1,6 Prozent. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet 2,6 Prozent.
Wie wird die Inflationsrate berechnet?
Statistische Landesämter und Wiesbadener Bundesamt erfassen monatlich mehr als 300 000 Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen repräsentativ nach einem stets gleichen Schema. Erhoben werden die Preise von rund 600 Güterarten, die den sogenannten Warenkorb bilden. Auf dieser Grundlage berechnen die Statistiker die Entwicklung der Teuerung. Etwa 70 Prozent der im Warenkorb enthaltenen Güter und Dienstleistungen fallen unter die Mehrwertsteuerpflicht. Ausgenommen davon sind unter anderem Nettokaltmieten.
Wo werden Verbraucher vor allem steigende Preise zu spüren bekommen?
Teurer werden dürften vor allem Heizöl und Erdgas, Autofahrer werden es zudem an der Tankstelle merken. Hierbei schlägt nicht nur die Rückkehr zu den alten Mehrwertsteuersätzen durch, sondern auch die CO2-Abgabe von 25 Euro je Tonne
ausgestoßenem Kohlendioxid, das beim Verbrennen von Diesel und Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Beide Maßnahmen zusammen belasten den Spritpreis nach Berechnungen des Mineralölwirtschaftsverbandes mit zehn bis elf Cent je Liter. Wie viel davon der Kunde zahlen muss, ist noch unklar.
Wird der tägliche Einkauf jetzt teurer?
Der Handelsverband HDE rechnet nicht damit, dass die Preise flächendeckend anziehen. Dazu sei der Wettbewerb zu groß und die Kunden zu preissensibel. Auch Michael Gerling, Geschäftsführer des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI, erwartet keine Preiserhöhungswelle: „Die wieder höhere Mehrwertsteuer wird teilweise durch Rabattaktionen in Drogeriemärkten und im Lebensmittelhandel kompensiert.“Bei Geschäften, die derzeit nicht öffnen dürfen, seien zudem die Lager voll. „Der Druck ist hoch und der Preis ist immer ein Argument, um Verbraucher zum Kaufen zu bewegen“, sagt
Gerling. „Wettbewerb und Konsumstimmung sind nicht so, dass große Preiserhöhungen drin sind.“
Welche Folgen hat die steigende Staatsverschuldung?
Milliardenschwere Hilfspakete und sinkende Steuereinnahmen in der Corona-Krise belasten die öffentlichen Haushalte. Ökonomen der Deutschen Bank schließen daher nicht aus, dass die Preise für manche
Leistungen der öffentlichen Hand bald steigen könnten: „Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es bereits in schlechten finanziellen Zeiten zu teils kräftigen Anstiegen bei den administrierten Preisen gekommen ist.“Teurer werden könnten zum Beispiel Müllabfuhr, Wasserversorgung und -entsorgung, Museumsoder Theaterbesuche. Verwaltungsoder Kindergartengebühren könnten ebenfalls steigen.