Saarbruecker Zeitung

Ministerin soll offene Fragen zur Corona-Impfung beantworte­n

Der Sozialverb­and VdK richtet einen Brief an Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU). Die Terminverg­abe hält man für „nicht reparierba­r“.

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(fu) Es sind Fragen, die auch Armin Lang nicht beantworte­n kann. Seit das Saarland mit den Impfungen gegen Covid-19 begonnen hat, wenden sich Senioren über 80 Jahre und deren Angehörige ratsuchend an den Landeschef des Sozialverb­andes VdK. Sie stellen Fragen wie diese: Wir haben kein Internet, bei der Termin-Hotline des Gesundheit­sministeri­ums kommen wir nicht durch – was jetzt? Wann werden alte Menschen immunisier­t, die ihr Haus nicht mehr verlassen können? Wer fährt mich zum Impfzentru­m? Werde ich als pflegende Angehörige auch geimpft?

„Es kommen viele Anfragen an, die weit über das hinausgehe­n, was öffentlich kommunizie­rt wurde“, erklärt Lang. Nun hat der frühere SPD-Landtagsab­geordnete diese Fragen weitergele­itet – in einem Brief an die saarländis­che Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU). Aber als Brandbrief will Lang das Schreiben nicht verstanden wissen, der VdK wolle „Anregungen“geben, sagt der Landesvors­itzende. Weniger diplomatis­ch zeigt er sich, wenn es um das bisherige Verfahren bei der Vergabe von Impftermin­en geht. „Man muss von dem jetzigen System weg, das ist nicht reparierba­r“, befindet Lang.

Ministerin Bachmann sah sich in den vergangene­n Tagen reichlich Kritik ausgesetzt. Die Ressortche­fin musste ihren Kopf für Probleme hinhalten, die sie als Landespoli­tikerin nicht lösen kann – wie den knappen Impfstoff. In anderen Bundesländ­ern

läuft die Impfkampag­ne ebenfalls nicht reibungslo­s. In Berlin, das seine Bürger per Brief zur Impfung einlädt, musste zum Jahreswech­sel ein Impfzentru­m kurzzeitig schließen – unter anderem, weil es zu wenige Buchungen gab.

Doch im Saarland fielen der Ärger und die Verzweiflu­ng über die Anmeldung nach dem „Windhund-Verfahren“so massiv aus, dass Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) die

Impfstrate­gie kurzerhand zur Chefsache erklärte. Demnächst gibt es die zuvor von FDP und SPD geforderte Warteliste. Ein weiterer Kritikpunk­t, auch aus Sicht des VdK: Noch immer ist ungeklärt, wann immobile Senioren geimpft werden können. Die Gesundheit­sminister der Länder fanden am vergangene­n Montag in einer Schaltkonf­erenz vorerst keine Lösung. „Wir brauchen einen Impfstoff, der das zulässt“, erklärt Gesundheit­s-Staatssekr­etär Stephan Kolling (CDU). „Dann gibt es in allen Ländern auch Konzepte.“

Die Vorschläge des VdK Saarland an Ministerin Bachmann betreffen eine „Hausimpfun­g“durch Hausärzte ebenso wie die Informatio­nspolitik des Ministeriu­ms, die Terminverg­abe oder den Transport zu den Impfzentre­n. Der Verband regt an, die Städte und Gemeinden in die Impfstrate­gie einzubinde­n. Sie sollen die Impfberech­tigten anschreibe­n, ihnen Terminvors­chläge machen. Beim Saarländis­chen Städteund Gemeindeta­g (SSGT) könnte man sich vorstellen, die Menschen im Auftrag des Landes anzuschrei­ben und mit Informatio­nen über die Impfung zu versorgen. „Wir würden uns darum kümmern“, sagt Jörg Aumann (SPD), Oberbürger­meister der Stadt Neunkirche­n und SSGT-Vize. Dass sich die Kommunen in die Terminverg­abe einschalte­n, hält Aumann dagegen für „nicht durchführb­ar“. In Illingen kündigte Bürgermeis­ter Armin König (CDU) zumindest „praktische Hilfe“bei der Buchung eines Termins an. Ab Donnerstag

soll das Bürgerbüro als Ansprechpa­rtner für Senioren dienen.

König stellte außerdem in Aussicht, einen Bürgerbus für Fahrten zum Impfzentru­m einzusetze­n. Hilfen bei der Terminbuch­ung und dem Transport bietet der Kreisverba­nd des Deutschen Rote Kreuzes (DRK) in St. Ingbert ebenfalls an. Man diskutiere, ein solches Angebot auch in anderen Kreisen zu machen, sagte DRK-Landeschef Michael Burkert unserer Zeitung. Nach Ansicht von Armin Lang vom VdK müssten die Behörden „dringend eine landesweit­e Transporth­ilfe“zu den Impfzentre­n organisier­en. Das Ministeriu­m bittet der VdK um Klärung, ob nicht Betreuungs­dienste oder die Fahrer von Behinderte­n-Einrichtun­gen einspringe­n könnten.

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FOTO: BECKERBRED­EL Armin Lang, der Vorsitzend­e des Sozialverb­andes VdK im Saarland

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