Hauskrach bei der Gewerkschaft der Polizei eskaliert
SAARBRÜCKEN Der geschäftsführende Landesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat seiner stellvertretenden Vorsitzenden Vera Koch und Julia Rost, Vorsitzende der GdP-Frauengruppe, die Zusammenarbeit aufgekündigt. Dies ergibt sich aus einem Brief an die rund 2700 Mitglieder der GdP im Saarland, der unserer Redaktion vorliegt. Landeschef David Maaß bestätigte auf Anfrage, dass ein solches Schreiben verschickt wurde. GdP-Landesvizin Koch ist gleichzeitig Frauenbeauftragte der saarländischen Polizei,
Rost ihre Stellvertreterin. Gegen beide sollen „Ordnungsverfahren mit dem Ziel des Gewerkschaftsausschlusses“beantragt werden. Koch und Rost wird „gewerkschaftsschädigendes Verhalten“vorgeworfen.
Damit eskaliert ein seit Monaten schwelender Hauskrach in dem
GdP-Landesverband. Auslöser war, dass Maaß eine Nachricht der Frauengruppe bei Facebook, mit der damals die Kandidatur von Nathalie Grandjean als Landespolizeivizepräsidentin begrüßt wurde, kritisierte und forderte, diese Veröffentlichung sofort zu löschen.
Anfang Oktober schaltete die Frauengruppe dann den Landeskontrollausschuss, das interne Schiedsgericht, ein. In einem mehrseitigen Schreiben wurden die Kontrolleure aufgefordert zu überprüfen, ob der geschäftsführende Landesvorstand unter Maaß nicht gegen die eigene Satzung verstoßen hat, konkret gegen die angestrebte „Verbesserung der Gleichstellung von Mann und Frau“. Über Maaß ist unter anderem zu lesen, er verkörpere durch sein Verhalten und seine „hierarchische Organisationsauffassung“die „männlich definierte Multifunktion“, die durch den Frauenförderplan
abgelehnt werde. Maaß und mehreren Vorstandsmitgliedern wird unter anderem Sexismus vorgeworfen.
Aus dem Mitgliederbrief des Landesvorstandes ergibt sich jetzt, dass die Entscheidung des Kontrollausschusses wegen angeblich aktueller Entwicklungen nicht mehr abgewartet wurde. Hintergrund dafür sei das „mittlerweile zerrüttete Vertrauensverhältnis“der GdP-Spitze zu den beiden Frauenvertreterinnen. Koch und Rost werden „Denunziantentum, Illoyalität und das Einschüchtern von kritischen Stimmen“vorgeworfen.