Raubkunst unterm Christenkreuz entflammt Kolonialismusdebatte
(dpa) Das Humboldt Forum in Berlin beflügelt vor seiner Eröffnung die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit. Vor allem die geplante Präsentation von Objekten aus Unrechtszusammenhängen ist umstritten. Zentraler Akteur ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit zwei Museen im Humboldt-Forum. Stiftungspräsident Hermann Parzinger zeigt sich offen für Rückgaben.
Das 677 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft nutzen neben der Stiftung das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Das Gebäude steckt hinter der viel kritisierten rekonstruierten Fassade des Hohenzollernschlosses. Umstritten ist auch die Präsentation der Benin-Bronzen. Das Ethnologische Museum verfügt über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin (heute Teil Nigerias), darunter etwa 440 Bronzen, die weitgehend als Objekte aus Unrechtskontexten kolonialer Zeiten gelten. In Benin-City solle ein Museum errichtet werden. „Wir unterstützen das, etwa durch Leihgaben. Aber es muss auch zu Rückgaben kommen, da bin ich ganz sicher. Das muss auf Grundlage eines Dialogs geschehen, bei dem gemeinsam überlegt wird, welche Dinge sollten zurückkehren, welche hierbleiben“, sagte Parzinger.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) geht davon aus, dass die Kolonialismusdebatte weiter Fahrt bekommt und setzt auf einen offenen Prozess. Grütters sieht die Debatte nicht durch den Bau hinter der Schlossfassade belastet. Auf der Kuppel mit Kreuz fordert ein Spruch die Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum. Der Hamburger Geschichtsprofessor und Forum-Kritiker Jürgen Zimmerer twitterte über „bekömmliche Geschichtsklitterung“im „preußischen Disneyland“.
„Eine Gruppe von Historikern hat sich intensiv mit dem Spruchband beschäftigt und sich dafür ausgesprochen, nicht nur die gesamte Fassade originalgetreu zu rekonstruieren“, sagte Grütters. Generalintendant Hartmut Dorgerloh sieht das Humboldt-Forum in der Pflicht. „Die Aufarbeitung des Kolonialismus ist ein klarer Auftrag“, sagte er.