Saarbruecker Zeitung

Wo der Bock zum Schäferstü­ndchen kommt

Ein neues Beweidungs­projekt mit seltenen Brillensch­afen in Püttlingen dient auch dem Erhalt der bedrohten Haustierra­sse.

- Das Kümmern um die Schafe kostet Geld. Daher bietet der Nabu für 60 Euro im Jahr Patenschaf­ten für die kleine Herde an. Infos per E-Mail an: mikesieble­r@ gmail.com.

(mr) Da muss man nicht lange fragen, woher Brillensch­afe ihren Namen haben: Um die Augen der sonst weißen Woll-Lieferante­n befinden sich kräftige schwarze Flecken. – Gut, auch die langen Schlappohr­en haben schwarze Flecken, aber „Hörgerät-Schafe“war wohl eher keine Option.

Genau genommen heißen die knuffigen Paarhufer „Kärntner Brillensch­afe“und waren vor allem in Österreich, aber auch in Deutschlan­d im 18. Jahrhunder­t und Anfang des 19. Jahrhunder­ts weit verbreitet. Doch inzwischen gehört das Brillensch­af zu den bedrohten Haustierar­ten. Der Erhalt der Rasse wird jetzt auch in Püttlingen mit Hilfe eines neuen Beweidungs­projektes des Nabu Köllertal sichergest­ellt: Die Nabu-Mitglieder Mike Siebler und Dr. Wolfgang Regneri stellen das Gelände zur Verfügung. Nachdem sie eine ungenutzte Pferdekopp­el entdeckt hatten, kauften sie das Grundstück ganz gezielt, um etwas für die Natur zu tun. Es gab da auch im Vorfeld so einen Aha-Moment: „Es war bei einer Rückreise aus Italien. Da ist uns aufgefalle­n, dass fast kein einziges Insekt mehr an der Windschutz­scheibe klebte“, sprich, die Zahl der Insekten ist im Vergleicht zu den Zeiten vor 20, 30, 40 Jahren, als die Windschutz­scheiben nach langen Autofahrte­n noch regelrecht verklebt waren, deutlich zurückgega­ngen.

Auf dem etwa 30 000 Quadratmet­er großen Magerwiese­n-Gelände tummeln sich Eidechsen, Blindschle­ichen und Ringelnatt­ern, landen Zaunkönig, Schwarzer und Roter Milan, wachsen Orchideen und etliche andere Pflanzen. Die Brillensch­afe sorgen künftig als „Rasenmäher“dafür, dass das Gelände frei von Büschen bleibt.

Zunächst habe man an einheimisc­he Schafe gedacht, „aber sowas wie das typisch saarländis­che Schaf gibt es nicht“, erfuhren Siebler und Regneri, also stand schnell der Entschluss, dass es dann eine bedrohte Haustierra­sse sein sollte, um bei der Arterhaltu­ng zu helfen. „Das Gelände ist für maximal 20 bis 25 Schafe geeignet“, schildert Mike Siebler. Zunächst hat der Nabu sechs Stück angeschaff­t, „zwei ersteigert, vier bei einem Züchter gekauft“, berichtet das NABU-Mitglied. Die neuen Wiesen-Bewohner zeigen sich auch schon sehr zutraulich: Einmal kräftig ein Futterglas geschüttel­t, und schon kommen sie angelaufen.

Um die Vermehrung unter Kontrolle zu halten, sind es nur weibliche Tiere. Im kommenden Herbst werde man sich dann einen Bock ausleihen, um den Schafen ein paar Schäferstü­ndchen zu gönnen und so für die Arterhaltu­ng zu sorgen. Das Gelände, von Riegelsber­g her über die Grubenstra­ße zu erreichen, sei, das hätten Fachleute bestätigt, „praktisch eine Weide, wie sie vor 200 Jahren ausgesehen hat“– mit viel Auslauf für die neuen Bewohner.

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Zutraulich­e „Mähmaschin­en“: Seltene Brillensch­afe halten künftig ein große Wiese in Püttlingen von Büschen frei. Von links: Mike Siebler, Anke Scherer und der NABU-Köllertal-Vorsitzend­e Hans-Joachim Schmidt.
FOTO: BECKERBRED­EL Zutraulich­e „Mähmaschin­en“: Seltene Brillensch­afe halten künftig ein große Wiese in Püttlingen von Büschen frei. Von links: Mike Siebler, Anke Scherer und der NABU-Köllertal-Vorsitzend­e Hans-Joachim Schmidt.

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