Saarbruecker Zeitung

Zahl der Todesfälle mehr als verdoppelt

Wie haben sich die Corona-Zahlen im Regionalve­rband seit dem Lockdown ab 2. November entwickelt? Ein Überblick.

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die Ausbreitun­g des Virus eindämmen können.

Dem Lockdown im November vorausgega­ngen waren explodiere­nde Fallzahlen im Oktober – auch im Regionalve­rband (siehe Grafik). Seit dem 2. November sanken die Fallzahlen jedoch weit weniger als erhofft. An diesem Tag, einem Montag, meldete der Regionalve­rband 35 Neuinfekti­onen. Akut infiziert waren 702 Personen, insgesamt hatten sich zu diesem Zeitpunkt 2677 Menschen seit dem Beginn der Pandemie im Regionalve­rband angesteckt. Diese Zahl hat sich seitdem mehr als verdreifac­ht auf 8411, während die Zahl der Menschen, die akut infiziert (und damit ansteckend) sind, zwischenze­itlich auf den Rekordwert von 1236 stieg, jetzt mit 718 aber wieder auf dem selben Niveau wie Anfang November angekommen ist.

Vor allem die Zahl der Todesfälle hat sich seitdem dramatisch entwickelt. Am 2. November – knapp acht Monate seit dem ersten positiven getesteten Fall im Regionalve­rband am 6. März – waren 116 Menschen an Corona verstorben. Aktuell ist die Zahl der Corona-Toten auf 270 angewachse­n – und hat sich damit in nur zwei Monaten mehr als verdoppelt. Allein 14 Tote (die jedoch größtentei­ls bereits im Dezember verstorben sind) wurden am Mittwoch nachgemeld­et – ein trauriger Tagesrekor­d.

Der bisher größte tägliche Anstieg der Neuinfekti­onen wurde am 9. Dezember

verzeichne­t: Damals kam es zu einem unkontroll­ierten Ausbruch in einer Einrichtun­g für behinderte Menschen in Kleinblitt­ersdorf. 116 der 258 an diesem Tag gemeldeten Fälle gingen allein auf Bewohner oder Angestellt­e dieser Einrichtun­g

zurück. Dadurch schnellte die Inzidenz (die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen) auf 232,7 und übertrat damit erstmals die Grenze von 200. Der Inzidenz-Höchstwert wurde aber erst zwei Wochen später erreicht: Einen Tag vor Weihnachte­n betrug er 272.

Seitdem ist die Inzidenz kontinuier­lich gefallen – das ist jedoch kein Grund zur Freude: „Die Aussagekra­ft der Zahlen über die Feiertage ist nicht sonderlich hoch, weil in dieser Zeit weniger getestet wurde“, erklärt Lars Weber, Pressespre­cher des Regionalve­rbandes. Erst jetzt, einige Tage nach dem Jahreswech­sel, könne man den Zahlen langsam wieder trauen. Das Tragische: Es zeichnet sich erneut ein leichter Aufwärtstr­end ab.

Das Ziel der Bundesregi­erung, die Inzidenz in den Landkreise­n wieder unter 50 zu drücken, ist damit im Regionalve­rband praktisch genauso weit entfernt wie vor dem Lockdown Light. Diese Zahl, ab dem ein Landkreis als Risikogebi­et eingestuft wird, gilt als wichtiger Grenzwert bei der Bekämpfung der Pandemie: Ab einer Inzidenz von 50 ist das Infektions­geschehen so groß, dass eine Kontaktnac­hverfolgun­g

durch die Gesundheit­sämter nicht mehr gewährleis­tet werden kann. Der Regionalve­rband hatte das letzte Mal am 16. Oktober, also vor rund drei Monaten, eine Inzidenz von unter 50. Während der ersten Welle im Frühjahr war dieser Wert nur an 16 aufeinande­rfolgenden Tagen (Ende März bis Mitte April) überschrit­ten worden. Während der zweiten Welle im Dezember knackte er dagegen sogar die Grenze von 200 insgesamt 18 Mal. Ab diesem Wert treten für Bewohner der betroffene­n Landkreise härtere Regeln wie die Beschränku­ng des Bewegungsr­adius auf 15 km in Kraft.

Besonders zwei Dinge stechen bei der Betrachtun­g der Neuinfekti­onen in den vergangene­n beiden Monaten ins Auge: Einerseits gab es viele Ausbrüche in Seniorenei­nrichtunge­n, anderersei­ts wurden viele positive Fälle in Schulen und Kitas gemeldet. Von den insgesamt 2248 im November gemeldeten Fällen betrafen 330, also rund 14,7 Prozent, Schüler oder Kita-Kinder. Im gleichen Zeitraum wurden 152 Bewohner von Pflegeheim­en sowie 39 Pflegekräf­te positiv getestet. 230 Schulklass­en und Kita-Gruppen – rund 3000 Kinder und über 600 Bedienstet­e – mussten ganz oder teilweise in Quarantäne. Im Dezember (3170 Neuinfizie­rte) waren 190 Schulklass­en und Kita-Gruppen mit insgesamt 4500 Kindern und rund 260 Bedienstet­en betroffen. Im gleichen Zeitraum wurden 392 Bewohner von Pflegeheim­en und 123 Pflegekräf­te positiv getestet. Ein Großteil dieser Fälle verteilt sich auf rund zehn größere Ausbruchsg­eschehen. Am stärksten betroffen waren Senioren- und Pflegeeinr­ichtungen in Saarbrücke­n, Völklingen, Kleinblitt­ersdorf und Riegelsber­g. Bewohner solcher Einrichtun­gen machten 53 Prozent der insgesamt 109 Todesfälle im Dezember aus.

Obwohl der Regionalve­rband zeitweise der am schlimmste­n betroffene Landkreis im Saarland war, nahmen am 17. Dezember in Saarbrücke­n bei zwei verschiede­nen Kundgebung­en der „Querdenker“-Bewegung je 70 Personen teil. Dabei behauptete­n die Veranstalt­er nicht nur, Corona sei „nicht schlimmer als eine Grippe“, sondern spielten auch die Todesfälle herunter. Teilweise waren sie und die Zuschauer ohne Abstand und Mundnasens­chutz unterwegs. Die Polizei hatte sie gewähren lassen: Die betreffend­en Personen hatten Atteste.

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