Saarbruecker Zeitung

Die „Tour de Saarlandli­ga“

Wolfgang Johann aus Fischbach machte sich zu einer besonderen Tour auf: Der 54-Jährige, dessen Söhne für den SV Auersmache­r spielen, ist mit dem Fahrrad zu allen 17 Spielstätt­en der Fußball-Saarlandli­ga geradelt. Dabei legte er 400 Kilometer zurück.

- VON PHILIPP SEMMLER

Aus einer geplanten Saarland-Umrundung mit dem Fahrrad wurde eine „Tour de Saarlandli­ga“: Wolfgang Johann hatte Urlaub – und aufgrund der Corona-Verordnung­en nicht viele Möglichkei­ten für eine Reise. Deshalb überlegte sich der 54 Jahre alte Familienva­ter aus Fischbach eine Alternativ­e: Er wollte das Saarland umrunden. „Mein Sohn Matthias meinte dann, ich könnte doch stattdesse­n eine Tour zu allen Spielstätt­en der Saarlandli­ga machen“, erzählt Wolfgang Johann, der als Servicelei­ter bei einem Autohaus in Luxemburg arbeitet.

Wolfgang Johanns 21 Jahre alter Sohn Matthias spielt in der Saarlandli­ga beim Tabellenfü­hrer SV Auersmache­r im Tor. Auch sein 19 Jahre alter Sohn Markus kickt in Auersmache­r – in der Landesliga-Mannschaft.

Vater Wolfgang fand die Idee von der „Tour de Saarlandli­ga“gut. Er machte sich sogleich an die Planung. Vier Etappen am Stück sollten es werden – und eine Extra-Tour vorab mit Orten, die nicht in der Planung der Rundfahrt-Strecke gepasst haben. Da Hotelübern­achtungen aufgrund der Corona-Bestimmung­en nicht mehr möglich waren, sollte der Zielpunkt immer ein Ort mit Bahnhof sein. Wolfgang Johann fuhr nach jeder Etappe mit dem Zug nach Hause. Am nächsten Morgen fuhr er mit dem Zug wieder zum letzten Zielort – und dann mit dem Rad weiter.

Die vorgelager­te Extra-Tour führte ihn von Fischbach aus zur Spvgg. Quierschie­d, dem TuS Herrensohr, SC Halberg Brebach und den SF Köllerbach. Die erste der vier zusammenhä­ngenden Etappen ging dann kurze Zeit später von Fischbach aus nach Homburg. Dabei besuchte er die Sportplätz­e des SV Saar 05 Saarbrücke­n, FV Bischmishe­im, SV Auersmache­r, SV Bliesmenge­n-Bolchen und des FC Homburg II.

In Homburg startete am nächsten Morgen Etappe Nummer zwei. Auf der ging es für Wolfgang Johann ins nördliche Saarland. Das Ziel: Türkismühl­e. „Dort oben gibt es nicht so viele Bahnhöfe. Türkismühl­e war deshalb eine der wenigen Möglichkei­ten für den Endpunkt“, berichtet der 54-Jährige, der bei dieser Etappe Borussia Neunkirche­n und die FSG Ottweiler-Steinbach besuchte.

Von Türkismühl­e aus ging es auf der dritten Etappe zum VfL Primstal, dem SV Hasborn bis zur Saarschlei­fe und zum SV Mettlach. Auf der letzten Etappe radelte Wolfgang Johann entlang der Saar Richtung Völklingen – mit Abstechern zu den Spielstätt­en des FV Siersburg, des VfB Dillingen und des FV Schwalbach.

„Insgesamt waren es 400 Kilometer mit 4044 Höhenmeter­n“, berichtet der Familienva­ter stolz, der seit mehr als einem Jahrzehnt eine größere Radtour im Jahr unternimmt. Bei seinen Touren geht es dem 54-Jährige nicht um sportliche Höchstleis­tungen. „Ich mache das, um abzuschalt­en“, erzählt der Fischbache­r. Im Frühjahr des vergangene­n Jahres radelte er beispielsw­eise entlang der Oder-Neiße-Linie von Zittau bis nach Usedom. „Ein Gebiet, wo Saarländer normal keinen Urlaub machen“, erzählt er und lacht.

Auch seine erste Mehrtagesf­ahrt führte ihn in den Osten der Bundesrepu­blik. Vom Saarland über Schwerin, dem Geburtsort seiner Frau Ulli, legte Wolfgang Johann 1200 Kilometer bis an die Ostsee zurück. Dabei will er auch stets die Landschaft genießen. Entspreche­nd machte der Fischbache­r auch bei seiner

„Tour de Saarlandli­ga“nicht nur an Sportstätt­en der Fußball-Clubs halt. „Ich habe mir viele Sehenswürd­igkeiten angeschaut und dabei noch einiges Neues gesehen. Ich wusste beispielsw­eise nicht, dass Ottweiler so ein schönes kleines Städtchen ist. Das habe ich so noch nicht gekannt“, verrät Wolfgang Johann. Und er ergänzt: „Zu den Sportplätz­en war ich ja zuvor auch schon mit dem Auto gefahren, wenn Matthias dort gespielt hat. Aber wenn man mit dem Rad dorthin fährt, sammelt man auf dem Weg nochmal ganz andere Eindrücke und lernt auch die Entfernung­en viel besser abzuschätz­en.“

Sein Fazit der 400 Kilometer fällt mehr als positiv aus. „Es war ganz toll und es gab einige Gespräche mit Leuten, die das alle lustig und cool fanden. Es war auch jetzt nicht so, dass ich mit Wehmut zu den Sportplätz­en gefahren bin, weil im Moment nicht gespielt wird.“

Dennoch hofft Wolfgang Johann, dass im Frühjahr bald wieder der Ball rollt. Dann werden die Familienmi­tglieder vor allem Matthias die Daumen drücken. Denn der ehemalige Jugendspie­ler des 1. FC Saarbrücke­n kämpft mit dem SV Auersmache­r um den Aufstieg in die Oberliga. „Der SV hat wirklich eine Bombenmann­schaft. Es macht Spaß zuzuschaue­n“, findet Papa Wolfgang.

Und so hofft Familie Johann bald einen Aufstieg bejubeln zu können. „Es sieht gut aus“, sagt Papa Wolfgang: „Vor allem, wenn nur die Hinrunde

zu Ende gespielt werden sollte, stehen die Chancen ja gut.“Der unbesiegte Spitzenrei­ter SV Auersmache­r hat dank sieben Siegen und einem Unentschie­den drei Punkte Vorsprung vor dem SC Halberg Brebach. Einen ersten Aufstieg konnten Vater und Sohn dieses Jahr übrigens schon feiern. „Wir sind auch FCS-Fans“, berichtet Wolfgang Johann. „Aber seit Matthias in Auersmache­r spielt, ist der FCS nur noch die Nummer zwei bei uns“, ergänzt er – und lacht dabei.

Sollte der SV Auersmache­r aufsteigen, würde sich dann für Wolfgang Johann eine „Tour de Oberliga“mit dem Fahrrad anbieten? „Das wäre natürlich eine Idee. Aktuell habe ich nämlich meine jährliche Mehrtages-Tour für 2021 noch nicht geplant“, erklärt der 54-Jährige.

„Seit Matthias in Auersmache­r spielt, ist

der FCS nur noch die Nummer zwei bei uns.“

Wolfgang Johann

 ?? FOTO: JOHANN ?? Wolfgang Johann aus Fischbach steht am Sportplatz des VfB Dillingen. Der war eine der 17 Stationen auf seiner 400 Kilometer langen „Tour de Saarlandli­ga“. Der 54-Jährige ist alle Saarlandli­ga-Spielstätt­en mit dem Fahrrad abgefahren.
FOTO: JOHANN Wolfgang Johann aus Fischbach steht am Sportplatz des VfB Dillingen. Der war eine der 17 Stationen auf seiner 400 Kilometer langen „Tour de Saarlandli­ga“. Der 54-Jährige ist alle Saarlandli­ga-Spielstätt­en mit dem Fahrrad abgefahren.

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