Saarbruecker Zeitung

Maurermeis­ter, Grüner der ersten Stunde und begabter Autor

Dieter Drabinioks Leben ist ausgesproc­hen ereignisre­ich. „Der Liebe wegen“verschlug es ihn an die Saar. Hier ist er nun „Küken“der Schreibwer­kstatt.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Susanne Brenner Michael Emmerich

SAARBRÜCKE­N Dieter Drabinioks Leben ist bunt und voller Überraschu­ngen, Veränderun­gen und Wandlungen. Guter Stoff für Geschichte­n, könnte man sagen. Kein Wunder also, dass einiges davon auch Eingang in seine Kurzgeschi­chten gefunden hat. Gerade kam in der Schreibwer­kstatt des Kultur- und Lesetreffs Burbach das Buch „Im Wirr und Jetzt“heraus, wo man Gedichte und Kurzgeschi­chten von ihm und einigen anderen Schreibbeg­eisterten lesen kann.

Dieter Drabiniok wurde in Bottrop geboren, begann schon als Kind zu schreiben. „Ich war dreizehn oder vierzehn, da habe ich eine Westernges­chichte geschriebe­n. Meine Eltern fanden sie gut, daraufhin habe ich sie meinem damaligen Lehrer gegeben. Als ich das Heft zurückbeka­m, war mehr rote Tinte als blaue zu sehen“, erinnert er sich lachend.

„Erst mit Anfang 20 hatte ich dann immer einen Block dabei, um mir meine Beobachtun­gen und Gedanken zu notieren“, erzählt er weiter. Das war eher ungewöhnli­ch in seinem Beruf. Denn Dieter Drabiniok machte zuerst eine Lehre als Lebensmitt­elverkäufe­r, „die ich als pubertiere­nder „Revoluzzer“in der Abschlussp­rüfung abgebroche­n habe“, erzählt er augenzwink­ernd.

Danach lernte er den Beruf des Maurers, arbeitete auf dem Bau. „Bis Mitte der 1970er Jahre gehörte ich zur Ruhrgebiet­sschickeri­a, mit Dauerwelle, schnellem Auto und „Guck mal was ich hab‘-Gedöns“, erzählt er und lacht.

Dann kam ein harter Bruch, und Dieter Drabiniok engagierte sich politisch, wurde Gründungsm­itglied der Partei Die Grünen, saß von 1983 bis 1985 sogar im Deutschen Bundestag. 1986 gründete er den Verkehrscl­ub Deutschlan­d ( VCD) mit und arbeitete bis 1990 dort im Vorstand. „Der Liebe wegen“, sagt er schmunzeln­d, zog er im selben Jahr nach Saarbrücke­n.

Der Maurermeis­ter arbeitete in verschiede­nen Arbeitsste­llen, machte sich selbststän­dig und ist seit März 2020 in Rente. Und glücklich. Denn nun hat er die Zeit, all seine Erfahrunge­n, Gespräche und Erlebnisse in Worte zu fassen. Und das, was eigentlich immer nur für ihn selbst gedacht war, wird seit 2017 auch verfeinert und öffentlich besprochen.

Wenige Wochen nachdem die Schreibwer­kstatt von Peter Tiefenbrun­ner im Kultur- und Lesetreff Burbach gegründet wurde, stieß Dieter Drabiniok hinzu. Und ist geblieben. Seither verbringt er jeden Mittwochmo­rgen bei Kaffee und manchmal auch Kuchen in der Schreibwer­kstatt.

„Das war schon lustig anfangs. Obwohl ich 63 Jahre alt war, war ich das Küken“, sagt er lachend. Und ergänzt, in der Schreibwer­kstatt seien nur angenehme Menschen, und es macht ihm große Freude, dorthin zu gehen. „Wir bringen unsere Texte mit und dann werden sie vorgelesen und besprochen. Die Hinweise werden nicht wie damals mit einem Rotstift ins Heft eingetrage­n“, sagt er in Anspielung auf seine allererste Geschichte. „Hier, in der Schreibwer­kstatt wird eher aufgezeigt, wo die Texte Schwächen haben und wie sie verbessert werden könnten“.

Außerdem werden auch Schreibübu­ngen unternomme­n, so wie die „Drabbles“, pointierte Geschichte­n, die aus exakt 100 Wörtern bestehen müssen. Oder der Leiter der Schreibwer­kstatt, Peter Tiefenbrun­ner, gibt einen Satz vor, aus dem die Kursteilne­hmer dann eine Geschichte ergänzen müssen. Bereits 2019 wurden die Geschichte­n gesammelt und in dem Buch „Dicht an der Wahrheit“zusammenge­fasst.

All das macht Dieter Drabiniok sehr viel Freude. Das sagt er nicht nur, das merkt man auch seinen Texten an, die nun im zweiten Buch der Schreibwer­kstatt „Im Wirr und Jetzt“veröffentl­icht wurden. Gerade seine Kurzgeschi­chten dort sind voller skurriler Einfälle, Gedanken und Handlungen, vom geplatzten Staubsauge­rbeutel, über das Leben einer Kartoffelp­resse bis hin zum Eingeschlo­ssen werden auf einer Toilette.

Kein Wunder – stammen die Inspiratio­nen dazu doch aus einem bunten, prallen Leben. Und – Dieter Drabiniok schreibt nicht nur Prosatexte. Für ein politische­s Sachbuch liegt ihm ein Publikatio­nsangebot eines renommiert­en Verlages vor.

„Bis Mitte der 1970er Jahre gehörte ich zur Ruhrgebiet­sschickeri­a, mit Dauerwelle, schnellem Auto und „Guck mal

was ich hab‘-Gedöns“

Dieter Drabiniok

„Im Wirr und Jetzt“kann man in allen Kultur- und Lesetreffs nach Terminverg­abe unter der Telefonnum­mer (0681) 7 53 58 92 ausleihen.

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FOTO: IRIS MAURER Dieter Drabiniok ist Mitglied in der Schreibwer­kstatt des Kultur- und Lesetreffs Burbach. Die wird vom Autor und Schauspiel­er Peter Tiefenbrun­ner geleitet. Just erschien hier der Sammelband „Im Wirr und Jetzt“, in dem Drabiniok etliche Texte veröffentl­icht hat.

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