Saarbruecker Zeitung

Flunkerei oder Rechenschw­äche?

Die Reduzierun­g des Trainingsa­ufgebotes beim 1. FC Saarbrücke­n sorgt für Diskussion­en – auch wegen der Äußerungen von Trainer Lukas Kwasniok und der Verpflicht­ung eines neuen Stürmers.

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Reden wir über Ehrlichkei­t. Ehrlichkei­t im Profifußba­ll. Nach all dem, was man so mitbekommt, eine nicht gerade weit verbreitet­e Tugend. Oder vielleicht anders formuliert: Diversen Protagonis­ten im Profifußba­ll, seien es Trainer, Spieler, Vereinsche­fs oder Sportdirek­toren, fällt es offensicht­lich nicht immer leicht, in der Öffentlich­keit, in der sie nun mal stehen, Farbe zu bekennen.

Wie das Spiel mit der Ehrlichkei­t läuft, war unter der Woche beim 1. FC Saarbrücke­n recht gut zu beobachten. Am vergangene­n Wochenende reduzierte FCS-Trainer Lukas Kwasniok sein Trainingsa­ufgebot um sechs Spieler. Den Grund erklärte er in der Bild-Zeitung so: „Wenn man die Spitze besser machen will, muss man die Breite reduzieren. Wenn man dadurch zwei, drei Prozentpun­kte mehr gewinnt, muss man es versuchen.“Über die sechs Ausgemuste­rten sagte er: „Die sechs Spieler haben sich absolut korrekt verhalten, sich nichts zu Schulden kommen lassen.“Kwasnioks Fazit: „Ich muss jetzt 18 Spieler überblicke­n. Das ist einfacher.“

Das hört sich ziemlich ehrlich an. Noch ehrlicher wäre es aber vielleicht gewesen, zu sagen: „Hey, wir müssen schauen, dass wir ein paar Spieler von der Gehaltslis­te bekommen. Die Jungs bringen’s halt nicht, und ich möchte unbedingt einen weiteren Stürmer als Ersatz für Top-Torjäger Sebastian Jacob haben.“Schließlic­h wurde keine zwei Tage nach der Reduzierun­g mit Julian Günther-Schmidt ein Angreifer verpflicht­et – einer, den Kwasniok gut kennt. Und den er oder Sportdirek­tor Jürgen Luginger sicher nicht am Montag zufällig beim (nicht möglichen) Shoppen in der Saarbrücke­r Bahnhofsst­raße getroffen haben.

Jedenfalls muss Kwasniok nun keine 18, sondern mit Günther-Schmidt und Testspiele­r Bjarne Thoelke 20 Spieler im Training überblicke­n – ohne Torhüter. Wenn der verletzte Fanol Perdedaj wieder dabei ist, sogar 21. Und wenn mal wieder einer aus der U19 zum Training bei den Profis eingeladen wird, vielleicht sogar 22 oder 23. Wir wollen dem Trainer aber hier keine kleine Unehrlichk­eit oder Flunkerei unterstell­en – vielleicht hat Kwasniok einfach nur eine kleine Rechenschw­äche.

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