Saarbruecker Zeitung

Die Bilder von der Reichstags­treppe sind wieder da

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(has) Die Bilder der drei mutigen Polizisten, die Ende August das Hauptporta­l des Reichstage­s gegen aggressive Querdenker-Demonstran­ten verteidigt­en, sind wieder da. Nach der Erstürmung des US-Parlaments­sitzes in Washington ist die Berliner Politik alarmiert. Muss der Schutz des Deutschen Bundestage­s noch einmal deutlich verbessert werden? Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) kündigte an, er wolle in enger Abstimmung mit den Sicherheit­sbeauftrag­ten

der Fraktionen, dem zuständige­n Land Berlin und dem Bundesinne­nministeri­um prüfen, welche Schlussfol­gerungen aus den Ereignisse­n für den Schutz des Bundestage­s gezogen werden müssten. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll darüber bereits kommenden Mittwoch bei einer Sitzung der Sicherheit­sbeauftrag­ten der Fraktionen beraten werden.

Ende August hatten mehr als 100 aufgestach­elte Personen die Absperrung­en

der Polizei durchbroch­en und waren auf die Treppe zum Eingang gelangt – ähnlich wie jetzt in Washington. Viele von ihnen schwenkten Reichsflag­gen. In das Gebäude kamen die Protestler aber nicht. Auch Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier erinnerte am Dienstag an den Vorgang: „Wir vergessen nicht, wenn auch in anderer Form und anderer Dimension, jene Bilder, als Gegner der Demokratie die Stufen unseres Reichstage­s besetzten.“Steinmeier mahnte eindringli­ch: Hass und Hetze, Lügen und Gewalt „gefährden die Demokratie“. Das müsse man sich besonders in diesem Wahljahr klar machen. Experten warnen schon lange vor einer zunehmende­n Radikalisi­erung und Gewaltbere­itschaft der Querdenker-Szene. Eine Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz wird bereits erwogen.

Gleichwohl ist der „Sturm“auf den Reichstag nur ein Vorfall, an den Berliner

Politiker jetzt denken. Der Sicherheit­sbeauftrag­te der Unionsfrak­tion, Patrick Schnieder (CDU), betonte, die Ereignisse von Washington zeigten, „dass wir das, was bei uns passiert ist, sehr ernst nehmen müssen“. Er verwies im Gespräch mit unserer Redaktion auch auf das Geschehen im Bundestag während der Debatte um das Infektions­schutzgese­tz. Damals hatten Besucher auf Einladung von AfD-Abgeordnet­en Politiker bedrängt und beleidigt, unter anderem Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) wurde massiv angegangen.

Darüber hinaus, so Schnieder, seien schon Flugblätte­r in den Plenarsaal geworfen worden oder es habe diverse Abseilakti­onen gegeben. Um den Schutz insgesamt zu erhöhen, gebe es auch schon konkrete Überlegung­en. „Dabei geht es um bauliche Maßnahmen wie an der Hülle des Gebäudes und um stärkere Kontrollen im Gebäude und beim Zugang.“

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