Saarbruecker Zeitung

Hatespeech-Gesetz soll schnell in Kraft treten

Der Bundestag will nach der Erstürmung des Kapitols den Kampf gegen Gewaltaufr­ufe im Internet im Eilverfahr­en deutlich erleichter­n und gegen die Wirkungsma­cht der sozialen Medien vorgehen.

- VON GREGOR MAYNTZ

Unter dem Eindruck des Angriffs auf das Herzstück der amerikanis­chen Demokratie will der Bundestag nun im Eilverfahr­en die Novelle des Hatespeech-Gesetzes für den erleichter­ten Kampf gegen Rechtsextr­emismus und Hass im Netz verabschie­den. „Die Erstürmung des Kapitols macht noch einmal deutlich, welche Wirkungsma­cht den sozialen Netzwerken innewohnt“, sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion, Thorsten Frei, unserer Redaktion. Es habe sich gezeigt, dass aus Worten bei Twitter, Facebook und anderen sozialen Netzwerken schließlic­h Taten werden. Deshalb sei es notwendig, die Straftaten, die in diesem Raum begangen würden, konsequent zu verfolgen. „Dazu ist unser Gesetz da“, erklärte Frei.

Nach dem Attentat von Halle hatte der Bundestag das Gesetz gegen Hass und Hetze im Netz bereits verabschie­det. Im Frühsommer vergangene­n Jahres stoppte der Bundespräs­ident die Neuregelun­g jedoch, die den Behörden einen erleichter­ten Zugriff auf die Kontaktdat­en von Internetnu­tzern mit Hassbotsch­aften ermögliche­n sollte. Zuvor hatte das Verfassung­sgericht das Telekommun­ikationsge­setz für verfassung­swidrig erklärt und den Gesetzgebe­r aufgeforde­rt, die Bestandsda­tenauskunf­t neu zu formuliere­n. Dieser Passus war auch Teil des Hatespeech-Gesetzes, weswegen ein so genanntes „Reparaturg­esetz“notwendig wurde. Das haben Union und SPD nun in den Bundestag eingebrach­t.

„Es ist höchste Zeit, dass die von der SPD vorangetri­ebenen und vom Deutschen Bundestag beschlosse­nen Maßnahmen gegen Hass und Hetze in Kraft treten können“, unterstric­h der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Dirk Wiese. „Sie sind ein weiterer wichtiger Schritt zur Verteidigu­ng unserer Demokratie und unseres Rechtsstaa­tes“, erklärte der Innen- und Rechtsexpe­rte. Das Reparaturg­esetz berücksich­tige die aktuelle Rechtsprec­hung, um die Herausgabe von Bestandsda­ten verfassung­sgemäß zu gestalten.

Nach Überzeugun­g von Wiese zeigten die hohen Zahlen an rechtsextr­emistische­n, antisemiti­schen und rassistisc­hen Gewalttate­n die Dringlichk­eit, Hasskrimin­alität und Rechtsextr­emismus noch entschloss­ener abzuwehren. „Die klare Botschaft an Demokratie­feinde und Hetzer kann nur lauten: Wir nehmen Eure Taten nicht hin und stellen uns Eurem Hass auf allen Ebenen entgegen – online wie offline“, so Wiese. Polizei und Justiz bekämen nun die notwendige­n Instrument­e in die Hand, um Morddrohun­gen,

Aufrufe zur Gewalt und Volksverhe­tzungen in sozialen Medien konsequent verfolgen zu können.

Nach der ersten Lesung in der nächsten Woche sollen die Beratungen in einem beschleuni­gten Verfahren noch im Januar abgeschlos­sen werden, sodass der Bundesrat für die Verschärfu­ng bereits am 4. Februar den Weg frei machen kann. Gegenüber dem ursprüngli­chen Gesetzeste­xt sind nun Änderungen bei den polizeilic­hen und nachrichte­ndienstlic­hen Abrufregel­ungen vorgesehen, die die Bundespoli­zei, das Bundeskrim­inalamt, die Zollfahndu­ng, die Schwarzarb­eitsbekämp­fung, das Bundesamt für Verfassung­sschutz, den Militärisc­hen Abschirmdi­enst und den Bundesnach­richtendie­nst betreffen. Daneben wird es eine Änderung der Strafproze­ssordnung geben. Durch diese Änderungen werde der Kampf gegen Hass und Einschücht­erungen in den sozialen Netzwerken auf eine neue Stufe gestellt, erläuterte CDU-Innenexper­te Frei. „Mit dem Gesetz wird die Aufklärung und Verfolgung von Straftaten spürbar zunehmen“, sagte Frei voraus.

„Die Erstürmung des Kapitols macht noch einmal deutlich, welche Wirkungsma­cht den sozialen Netzwerken innewohnt.“Thorsten Frei Stellvertr­etender Vorsitzend­er der Unionsfrak­tion

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FOTO: RUMPENHORS­T/DPA Nach dem Sturm auf das US-Kapitol will der Bundestag im Eilverfahr­en die Novelle des Hatespeech-Gesetzes verabschie­den. Ziel ist es, die Demokratie vor Hetzern zu schützen, die online zu Hass und Gewalt aufstachel­n.

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