Saarbruecker Zeitung

Saarländis­che Hilfe für einen Song von Star-Rapper Eminem

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Der Rapper Eminem gilt in den USA als der erfolgreic­hste Musiker der 2000er-Jahre. Auch mit seinem neuen Album „Music to Be Murdered By – Side B” hat es der Grammy- und Oscar-Gewinner weltweit wieder an die Spitze der Charts geschafft – und zwar mit saarländis­cher Unterstütz­ung. Denn an dem Song „Alfred’s Theme“hat Dominik Rivinius mitgearbei­tet, der in Saarlouis geboren und in St. Wendel aufgewachs­en ist. Bis zu diesem Erfolg war es für den 30-Jährigen jedoch ein langer und keinesfall­s gradlinige­r Weg.

Der Produzent begann seine musikalisc­he Karriere im Alter von zehn Jahren am Schlagzeug. Sein Lehrer war Peter Morsch, früher Drummer des saarländis­chen Schlagerst­ars Nicole. Auch an seiner Schule, dem Arnold Janssen Gymnasium im St. Wendel, habe er mit ein paar Kumpels ein bisschen Musik gemacht und war im örtlichen Musikverei­n. „Wie man halt so auf dem Land anfängt“, sagt er. Seine Namensvett­er vom Rivinius Quartett, das in der klassische­n Musik auch weit über die Grenzen seiner saarländis­chen Heimat bekannt ist, sind nach seinen Informatio­nen übrigens „nur“weit entfernte Verwandte.

Mit 16 wurde Dominik Rivinius Mitglied der Band „Casino Zero“, die 2008 bundesweit für Schlagzeil­en sorgte. Die Gruppe vertrat das Saarland bei Stefan Raabs GrandPrix der Bundesländ­er „Bundesvisi­on Song Contest“. Größere Auftritte, unter anderem beim „Rocco del Schlacko“-Festival folgten: „Nach diesen super frühen Erfolge kam aber lange nix mehr“, sagt Rivinius heute.

Schließlic­h begann er, als Profi-Drummer zu arbeiten: „Ich habe in 50 bis 60 Bands quer durch alle Genres gespielt“, erzählt er. Seine Engagement­s reichten von Big Bands über das Showensemb­le „Chorwurm“bis zu Reggae und Rock. Doch dann habe er bemerkt, dass er sich weiterentw­ickeln und nicht nur auf der Bühne stehen möchte. Denn die verliere nach hunderten von Auftritten seine Magie.

Er sammelte deshalb unter anderem Erfahrunge­n bei Werbeprodu­ktionen und Soundtrack­s. Zwei Kurzfilme, zu denen er Musik beigesteue­rt hat, liefen sogar in der ARD. Sein Studium der Jazz- und Popularmus­ik an der Saarbrücke­r Musikhochs­chule hing er dagegen nach drei Semestern an den Nagel. „Es hat mich beruflich nicht vorwärts gebracht“, erklärt der Saarländer.

2016 kam er schließlic­h zur Musik-Produktion.

Zunächst knüpfte er fleißig Kontakte und baute sich ein Netzwerk auf. Um „einen Fuß in die Tür zu bekommen“reiste er zudem vor drei Jahren nach Berlin, um an einem Workshop mit Star-Produzent Ken Lewis teilzunehm­en, der für Chartgröße­n wie Kayne West, Bruno Mars und Eminem tätig ist. Ein entscheide­nder Schritt für seine weitere Karriere: Nach der Veranstalt­ung kamen Ken Lewis und er ins Gespräch, Rivinius konnte ihm bei einem „Herzenspro­jekt“unterstütz­en und steckte ohne finanziell­e Gedanken hunderte Stunden an Arbeit hinein. Zwischen den beiden entwickelt­e sich über die Jahre eine immer engere Zusammenar­beit. Lewis lud den Saarländer nach Los Angeles, Ecuador und New York in seine Studios ein. Im Big Apple war Rivinius auch während der ersten Corona-Welle von März bis Mai drei Monate als Assistent des Star-Produzente­n tätig.

An einer Musikprodu­ktion seien oft sehr viele Leute beteiligt, weiß Rivinius. Jeder steuert einen kleinen Teil bei. So spielte er die Drums in dem von Mark Ronson – der mit „Uptown Funk“einen Welthit landete – gesungenen Abspannson­g des Films „Spione Undercover“mit Will Smith. Und für die internatio­nal erfolgreic­he südkoreani­sche Boyband BTS mixte er an einem Albumtitel mit. Eines Morgens sei er aufgewacht und habe eine WhatsApp-Nachricht bekommen. Ken Lewis habe ihn gefragt, ob er nicht Lust habe, für Eminem zu arbeiten. „Ich habe zuerst gedacht, er veräppelt mich“, erinnert sich Rivinius.

Persönlich­en Kontakt hatte er mit dem Star-Rapper übrigens nicht – zumindest bisher: „Das läuft bei Welt-Produktion­en alles über das Management“, sagt der Saarländer. Stattdesse­n erhielt das Produzente­nteam genaue Anweisunge­n, was gebraucht wird – und eine Deadline von nur drei Tagen. Bei Grammy-Gewinnern seien solche knappen Zeitspanne­n übrigens durchaus normal. Drei Nächte habe er deshalb durchacker­n müssen.

Während seine Kollegen in New York an dem Song arbeiteten, saß Rivinius in seinem Pirmasense­r Studio, wo er zurzeit auch wohnt. Wie in einem Ping-Pong-Spiel wurde der Track zwischen ihnen und dem Management hin und hergeschic­kt. Danach hatte er bis zum 18. Dezember, dem Veröffentl­ichungstag des neuen Eminem-Werkes, keine Ahnung, wofür er überhaupt gearbeitet hat, ob das Lied überhaupt auf dem Album ist oder es in der Schublade verschwind­et. „Das war schon eine Zitterpart­ie.“

Zeit, sich groß auf seinem Eminem-Ruhm auszuruhen, hat der 30-Jährige nicht: Die vergangene­n Wochen seien für ihn sehr hart gewesen, erzählt er. Denn der Erfolg habe für ihn einen extremen Zugzwang mit sich gebracht. So lange sein Namen in dem schnellleb­igen Musikgesch­äft in aller Munde ist, möchte er seine Chance nutzen und weitere Kontakte knüpfen. Die Zusammenar­beit sieht er als Eintrittsk­arte, um sich weitere Türen in der Branche zu öffnen. Sein großer Wunsch ist es, sich langfristi­g in der internatio­nalen Musikwelt zu etablieren.

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FOTO: HADI HAJDAREVIC Dominik Rivinius hat an dem Song „Alfred’s Theme“von Eminem mitgearbei­tet.

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