Gladbach hofft auf „Schwingtüre“
Spitzenspiel an diesem Freitag in der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern.
(sid) Rainer Bonhof erinnert sich ganz genau. „Einmal habe ich dem Sepp Maier schön einen oben in den Winkel gepfiffen“, sagt der Weltmeister von 1974, heute Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach. Schöne Sache, so ein Traumtor gegen den FC Bayern München. Blöd nur: „3:4 verloren haben wir trotzdem.“Dennoch, sagt Bonhof: Warum sollte an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN) zu Hause im Topspiel der Fußball-Bundesliga nicht einer der Gladbacher Manuel Neuer einen reinpfeifen? „Wenn man die Ergebnisse der vergangenen Jahre vergleicht, ist das wie eine Schwingtüre: Das kann zu jeder Seite ausschlagen.“
Schließlich erscheint der FC Bayern,
die beste Mannschaft der Welt, durchaus verwundbar. Trainer Marco Rose will den Allesgewinner der Vorsaison und Tabellenführer dieser Spielzeit dann treffen, wenn er am meisten anbietet, wenn es noch 0:0 steht. „Die Bayern verteidigen sehr gerne sehr hoch, weil es ihnen auch hilft vorne“, sagt Rose: „Das verursacht in anderen Räumen die Chance, als Gegner reinzustoßen. Das ist ein offenes Geheimnis.“Dies allerdings gelte es, „gut und konsequent und konstant zu nutzen“.
Die Bayern haben schon 21 Gegentore (in 14 Ligaspielen) kassiert und mussten wie beim jüngsten 5:2 gegen den FSV Mainz 05 ungewöhnlich häufig Rückstände drehen. In den vergangenen zwölf Pflichtspielen
kassierten sie zehn Mal das 0:1, zuletzt acht Mal in Serie.
Wäre es einfach, dieses Wissen in einen Sieg zu gießen, wäre es aber schon ganz anderen gelungen. Einerseits hat Gladbach zuletzt bei Arminia Bielefeld (1:0) größte Schwierigkeiten gehabt, das Tor zu treffen. Andererseits, sagt Rose, „haben wir meines Wissens nach ein paar Gegentore mehr“. Es ist zwar nur eines – aber die Rivalen trennen ja auch noch satte zwölf Punkte.
Zuletzt brodelten überdies Gerüchte, im Süden rege sich Interesse an den Profis Florian Neuhaus und Denis Zakaria. „Sie spielen aber für uns und wollen unbedingt gewinnen“, betont Rose locker. Wo die Leistungsträger dann irgendwann einmal landen, das werde man sehen. Bonhof nennt es eine „Diskussion über ungelegte Eier“.
Ohnehin denkt der frühere Stratege lieber nach, wie ein erneuter Heimsieg gelingen kann. „Jedes der kleinen Rädchen muss funktionieren“, sagt er. Dann sei eine Überraschung drin – wie zuletzt beim 2:1 im Dezember 2019. Damals traf Ramy Bensebaini doppelt. Der Algerier ist gerade von Covid-19 genesen, in Bielefeld spielte er fünf Minuten, gegen die Bayern werden es mehr. Und sicher genug, um Neuer einen oben reinzupfeifen.