Saarbruecker Zeitung

Die Familie muss auf Geiger noch warten

An diesem Freitag geht der Skisprung-Weltcup mit der Qualifikat­ion in Titisee-Neustadt weiter.

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(dpa) Nach dem fulminante­n Finale bei der Vierschanz­entournee sehnte sich Papa Karl Geiger nach seiner Familie. „Ich freue mich riesig, wenn ich sie wiedersehe­n kann“, sagte der 27-Jährige, breitete seine Arme ganz weit aus und zeigte unmissvers­tändlich: „Sooo sehr freue ich mich.“Bevor Geiger zu seiner Frau und seiner im Dezember geborenen Tochter Luisa ins beschaulic­he Allgäu zurückkehr­en kann, hat er allerdings noch den nächsten berufliche­n Termin. Keine 46 Stunden nach der Siegerehru­ng von Bischofsho­fen, die Geiger als Gesamtzwei­ter auf dem Podium genoss, ist er schon wieder auf der Skisprung-Schanze gefordert.

„Das ist auch was Schönes“, sagte Geiger pragmatisc­h zur Weltcup-Reise nach Titisee-Neustadt, die die deutschen Flugkünstl­er direkt aus Österreich und ohne Zwischenst­opp in der Heimat in Angriff nehmen. An diesem Freitag (ab 16.10 Uhr/Eurosport) steht die

Qualifikat­ion an. „Das sind knackige Tage, da muss man schauen, dass man gut regenerier­t, die Körner wieder aufsammelt“, sagte Geiger.

Seine Tournee betitelte er als „Auf und Ab mit Happy End“. Zwar hatte sich der Skiflug-Weltmeiste­r nach seinem furiosen Auftakt mit dem Sieg vor der eigenen Haustür in Oberstdorf mehr vorgenomme­n. Doch Tagesrang drei am Mittwoch und der auf der Paul-Außerleitn­er-Schanze noch eroberte Platz auf dem Podium neben Polens Champion Kamil Stoch zeigten ihm: Der Patzer von Innsbruck, als Geiger viele Punkte einbüßte, war wohl nur ein

Ausrutsche­r. Der Glaube an die eigene Stärke ist zurück.

Gerade in diesem Mega-Winter mit zahlreiche­n Höhepunkte­n kann das noch viel wert sein. „Das gibt immer Kraft, wenn man weiß, es funktionie­rt noch, und man hat es nicht verlernt“, sagte Geiger. Kraft, die Geiger im Weltcup, aber vor allem auch beim alles überstrahl­enden Event der Saison haben will: Bei der Heim-Weltmeiste­rschaft in Oberstdorf ab dem 23. Februar.

Trotz des vollgepack­ten Terminkale­nders denkt Bundestrai­ner Stefan Horngacher derzeit nicht daran, seinen Top-Leuten um Geiger und Markus Eisenbichl­er eine Wettkampf-Pause zu geben. Dabei hatte „Eisei“, der zum Saisonstar­t noch zwei souveräne Einzelsieg­e holte, zuletzt beim Tournee-Finale in Bischofsho­fen ziemlich geschwäche­lt. „Ich sehe bei niemandem, dass ich ihn mal rausnehmen muss. Die Jungs sind fit“, sagte der Österreich­er. Er sieht es so: „Der Wettkampf ist die höchste Form des Trainings.“

Für Horngacher ist der anstehende Weltcup kein gewöhnlich­er – findet er doch in seiner Wahlheimat im Schwarzwal­d statt. Aus Vorsicht vor dem Coronaviru­s sieht er seine Familie aber auch nicht viel früher als sein bester Tournee-Springer. „Es sind jetzt noch mal drei, vier Tage, wo ich bei der Mannschaft bleibe. Und dann kann ich endlich wieder zu Hause bei meiner Familie einziehen“, sagte Horngacher.

Er als Trainer und auch seine Springer sind es gewohnt, bei Großereign­issen auch mal länger von ihren Liebsten getrennt zu sein. So wie in diesem Jahr, in dem die Protagonis­ten teils wochenlang in ihrer Blase bleiben, ist es aber auch für sie eine neue Herausford­erung. Sorgen macht sich Geiger um Frau und Tochter nicht. „Ich weiß einfach, ihnen geht es gut“, sagte er, ergänzte aber auch mit Nachdruck: „Ich freue mich schon sehr, wenn ich sie wieder in den Arm nehmen kann.“

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