Saarbruecker Zeitung

Kritik an Frankreich­s Schienenre­chnung

Die Gebührener­höhung für die Saarbahn kommt schlecht an. Der Interregio­nale Parlamenta­rier-Rat ist ebenso dagegen wie der Verein Plattform Mobilität und die Saarbrücke­r AfDStadtra­tsfraktion.

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(red) Die Saarbahn soll 168 000 Euro pro Jahr dafür zahlen, dass sie zur Fahrt nach und von Saargemünd 800 Meter französisc­hen Schienenst­rang nutzt. Fast doppelt so viel wie bisher. Und sogar rückwirken­d für 2019 (SZ vom Samstag). Das kommt nicht gut an.

Sozialdemo­kratin Isolde Ries, Landtagsvi­zepräsiden­tin und Vorsitzend­e der Verkehrsko­mmission im Interregio­nalen Parlamenta­rier-Rat (IPR), fordert, das Problem nicht nur jetzt, sondern dauerhaft zu lösen.

Darum kümmern sollte sich, geht es nach Ries, der neue IPR-Präsident Jean Rottner. Er ist zugleich Präsident des Regionalra­tes Grand Est. „Wir können uns nicht alle Jahre wieder mit dieser Frage herumschla­gen, ohne Schaden in unserer Beziehung zu erleiden“, schreibt Ries. Grenzübers­chreitende­r Verkehr, auch und besonders auf der Schiene, sei die Grundvorau­ssetzung für das Zusammenwa­chsen und gegenseiti­ge Kennenlern­en innerhalb der Großregion. Dieses Zusammenwa­chsen dürfe nicht beschädigt werden.

„Im Gegenteil, es ist zu bewahren und muss erweitert werden“, fordert Ries. Und ergänzt: „Aber auch Oberbürger­meister Uwe Conradt ist hier dringend gefordert. Als Präsident des Euro-Distrikts SaarMosell­e muss er die Werkzeuge des Aachener Vertrags nutzen, um die grenzübers­chreitende Mobilität zu fördern und alle Verbindung­en besser miteinande­r zu verknüpfen. Dazu darf er die bilaterale­n Gespräche auf regionaler und nationaler Ebene nicht abreißen lassen.“

Am 15. Januar wird Ries eine Resolution

der Kommission Verkehr und Kommunikat­ion in den Ständigen Ausschuss des IPR einbringen. Diese Resolution fordert, dass der neue IPR-Präsident Jean Rottner mit den Akteuren der Saarbahn und der französisc­hen Staatsbahn SNCF spricht. Ziel sei eine dauerhafte und verlässlic­he Personenna­hverkehrsl­inie zwischen Saarbrücke­n und Saargemünd.

Mit dieser Resolution beschäftig­t sich der Interregio­nale Parlamenta­rier-Rat in seinem Plenum am 5. Februar bei der Übergabe der saarländis­chen IPR Präsidents­chaft an Grand Est.

Als einen „eklatanten Verstoß gegen die gut nachbarsch­aftlichen

Verhältnis­se zwischen dem Saarland und der Region Grand Est“bewertet die Saarbrücke­r AfD-Stadtratsf­raktion die deutliche Erhöhung der Schienen-Nutzungsge­bühr.

Dieser Akt stehe in einem krassen Widerspruc­h zum Elysée-Vertrag. Die AfD-Fraktion fordert, der saarländis­che Ministerpr­äsident müsse „Klartext“mit der französisc­hen Seite sprechen und ebenso Kritik üben, wie er sich das gegenüber Luxemburg wegen dessen „Coronastra­tegie“angemaßt habe. Die Saarbahn könne es sich nicht leisten, für 800 Meter Trasse 168 000 Euro zu zahlen. Saargemünd werde dann nicht mehr angefahren, befürchtet die AfD-Fraktion.

Weitere Kritik an der Gebührener­höhung kommt von Erhard Pitzius, dem Vorsitzend­en des Vereins Plattform Mobilität SaarLorLux. Über die Höhe der Gebühren lasse sich trefflich streiten, aber wichtiger sei doch, wer sie bezahlen soll. Außerdem entstehen diese hohen Gebühren nach Pitzius’ Ansicht auch durch die hohe Zahl der Fahrten im Halbstunde­ntakt.

Die Saarbahn sei zwischen Brebach und Saargemünd gemäß der Eisenbahnb­etriebsord­nung keine Straßenbah­n, sondern eine Eisenbahn. Dafür seien der Zweckverba­nd Personenna­hverkehr Saarland (ZPS) und das Ministeriu­m für Verkehr zuständig, auch was Bestellung und Bezahlung betrifft. Also müssten grundsätzl­ich der ZPS und das Ministeriu­m die Verkehre bestellen und aus den vom Bund übertragen­en „Regionalis­ierungsmit­teln“bezahlen. Bleibe die Frage, in welchem Umfang das Ministeriu­m Verkehre auf der Bahnstreck­e Brebach-Saargemünd bestellt hat. Zumindest müsse ein Stundentak­t bestellt worden sein. Nun ende eigentlich die Zuständigk­eit von Ministeriu­m und Zweckverba­nd an der Grenze. Das hindere das Ministeriu­m aber nicht daran, zumindest einen Stundentak­t zwischen Bundesgren­ze und Saargemünd zu finanziere­n. Dafür habe das Land dank der Regionalis­ierungsmit­tel genug Geld.

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