Saarbruecker Zeitung

Kreml-Kritiker Nawalny will nach Moskau zurück

Während das Thema Corona-Pandemie weiterhin die Schlagzeil­en bestimmt, werfen sieben Wahlen in Deutschlan­d ihre Schatten voraus.

- VON STEFAN VETTER

Kreml-Kritiker Alexej Nawalny will trotz des Giftanschl­ags gegen ihn nach Moskau zurückkehr­en. Er plane seinen Heimflug für Sonntag. Die russischen Behörden wollen ihn ins Gefängnis stecken.

Am 26. September dieses Jahres wird ein neuer Bundestag gewählt. Doch davor beziehungs­weise am selben Tag stehen auch noch wichtige Stimmungst­ests in sechs Bundesländ­ern an. Ein Überblick:

Baden-Württember­g bildet zusammen mit Rheinland-Pfalz am 14. März den Auftakt für das Superwahlj­ahr. In Stuttgart regiert seit 2011 Winfried Kretschman­n, der erste und bislang einzige Ministerpr­äsident mit grünem Parteibuch. Anfangs in einer Koalition mit der SPD und seit 2016 mit der CDU. Eine Fortsetzun­g des Bündnisses aus Grünen und Schwarzen wäre auch im Hinblick auf die Bundestags­wahl von hohem Symbolwert. Gilt es doch als mögliche Alternativ­e zur großen Koalition in Berlin. Nach den letzten Umfragen könnte Kretschman­n die Regierung weiter anführen. Nicht auszuschli­eßen ist allerdings auch, dass sich die CDU vor die Grünen schiebt. Ein Verlust der Ministerpr­äsidentsch­aft wäre für die Grünen im Bund ein glatter Fehlstart.

Rheinland-Pfalz: Dort ist die amtierende Landesregi­erung aus SPD, FDP und Grünen ebenfalls mit dem Namen einer beliebten Führungspe­rsönlichke­it verbunden: Malu Dreyer gilt auch bundesweit als sozialdemo­kratisches Aushängesc­hild. Umfragen zufolge droht das Ampelbündn­is aber zu kippen, weil die CDU derzeit klar vor der SPD liegt. Aber Dreyer kann kämpfen. 2013 kam sie für den zurückgetr­etenen Ministerpr­äsidenten Kurt Beck ins Amt. Drei Jahre später lieferte sich Dreyer ein packendes Wahlduell mit der heutigen Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU), das am Ende zugunsten der SPD ausging. Eine Abwahl Dreyers wäre für die Genossen im Bund ein harter Schlag.

Thüringen: Ob die Wahl wie geplant am 25. April stattfinde­t, ist noch unklar. Denn dazu muss sich noch der Erfurter Landtag mit Zweidritte­lmehrheit selbstaufl­ösen. Ausgangspu­nkt für die vertrackte Lage war die Wahl im Oktober 2019, bei der die rot-rot-grüne Koalition unter Bodo Ramelow, dem bundesweit einzigen Regierungs­chef der Linken, ihre Mehrheit verlor. Aktuell regiert sie unter Duldung der CDU. Kurzzeitig gab es mit Schützenhi­lfe von CDU und AfD einen FDP-Ministerpr­äsidenten. Das Beben danach war auch im politische­n Berlin zu spüren. Ob Rot-Rot-Grün wieder zur Mehrheit kommt, ist ungewiss. Würde Ramelow verlieren, wäre das Gift für den

Bundestags­wahlkampf der Linken.

Sachsen-Anhalt: Vor fünf Jahren reichte es wegen der Stärke der AfD und des Scheiterns der FDP noch gerade so für ein Regierungs­bündnis aus CDU, SPD und Grünen. Die Liberalen sind bereits seit 2011 nicht mehr im Magdeburge­r Landtag. Und bei der Wahl am 6. Juni spricht wenig dafür, dass sich das ändern könnte. An den Rand des Koalitions­bruchs geriet Schwarz-Rot-Grün zuletzt beim koalitions­internen Streit um höhere Rundfunkge­bühren. Aber der seit 2011 regierende Regierungs­chef Reiner Haseloff (CDU) konnte sich durchsetze­n. Eine Fortsetzun­g dieses Bündnisses ist nicht unrealisti­sch.

Berlin und Mecklenbur­g-Vorpommern: Beide Länder wählen ihre Parlamente am Tag der Bundestags­wahl. In beiden Ländern ist die SPD stärkste Kraft. Doch während Micheal Müller an der Spree mit Grünen und Linken in einem Boot sitzt, regiert Manuela Schwesig in Schwerin mit der CDU in einer großen Koalition. Müller verabschie­det sich aus der Landespoli­tik. Er kandidiert für den Bundestag. Stattdesse­n geht die jetzige Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey für die Berliner Landes-SPD ins Rennen. Trotz seiner geringen Strahlkraf­t könnte es wieder für ein rot-rot-grünes Bündnis reichen. Diese Option könnte sich auch Schwesig eröffnen, um ihre Arbeit als Ministerpr­äsidentin fortzusetz­en.

Baden-Württember­g bildet zusammen mit Rheinland-Pfalz am 14. März den Auftakt für

das Superwahlj­ahr.

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