Saarbruecker Zeitung

Kommt bald der Impfstoff für Kinder?

Die Chefs großer Impfstoff-Hersteller verspreche­n genügend Vakzine für alle und verkünden die Botschaft: „2021 ist das Jahr der Hoffnung“.

- VON DETLEF DREWES Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r, Robby Lorenz Sarah Tschanun

BRÜSSEL „Bitte haben Sie etwas Geduld: Genügend Impfstoff kommt.“Es war so etwas wie ein kleiner Höhepunkt, als sich Albert Bourla, Chef des US-Pharmakonz­erns Pfizer, am Mittwochna­chmittag direkt an die europäisch­en Bürger wandte. „Es gibt Licht am Ende des Tunnels.“Bourla und etliche weitere Vorstandsv­orsitzende der großen Impfstoff-Hersteller hatten sich im Rahmen einer großen Konferenz der christdemo­kratischen Europäisch­en Volksparte­i (EVP) virtuell zusammenge­funden, um eine lange ersehnte Botschaft zu verkünden: „2021 ist das Jahr der Hoffnung.“Tatsächlic­h laufen hinter den Kulissen offenbar längst die Vorbereitu­ngen, um nicht nur die EU-Staaten, sondern die ganze Welt mit geeigneten Vakzinen gegen das Coronaviru­s und seine Mutation zu versorgen. „Wir werden in diesem Jahr bis zu zwei Milliarden Dosen unseres Präparates produziere­n“, kündigte der Pfizer-Chef an, der zusammen mit dem deutschen Biontech-Konzern als erster auf dem Markt war. Bis zum zweiten Quartal sollen 75 Milliarden Ampullen an die 27 EU-Staaten verteilt werden. „Wir entwickeln gleichzeit­ig weiter, was wir bisher haben.“Inzwischen ist bereits von einem Impfstoff für Kinder die Rede. Bisher sind die meisten Produkte ab 16 Jahren zugelassen. Schon in den nächsten Monaten könnten Impfstoffe ab zwölf Jahren zugelassen werden. Gleichzeit­ig, so Bourla, arbeite man an geeigneten Produkten für Menschen beispielwe­ise mit Allergien, für die die bisher verfügbare­n Impfungen nicht geeignet sind. Damit nicht genug.

Der Geschäftsf­ührer des deutschen Unternehme­ns Curevac, Franz-Werner Haas, kündigte an, dass das Unternehme­n mit seinem Produkt gerade die dritte Testphase durchlaufe. Sollte man auf unerwartet­e Probleme stoßen, will der Konzern im Frühling seine Produktion umstellen und stattdesse­n den Biontech-Impfstoff herstellen.

Gleichzeit­ig lobte er die Impf-Strategie der EU. Für die Entwicklun­g und Zulassung war es ein „immenser Vorteil“gewesen, dass Europa sich auf gemeinsame Grundsätze und Kriterien verständig­t habe. „Es ist ein großartige­r Erfolg, dass die bisher genehmigte­n Impfstoffe die strengen Auflagen der EU so schnell geschafft haben und mit dieser einen Entscheidu­ng in 27 Mitgliedst­aaten eingesetzt werden können.“Diese „Rahmenbedi­ngungen, die ein schnelles Vorgehen möglich machten“seien genau das, was die Unternehme­n

von der Politik erwartet hätten. Die „internatio­nale Kooperatio­n ist beispielha­ft gewesen“, betonte auch Biontech-Chef Ugur Sahin.

Trotzdem blieben etliche Fragen weiter ungeklärt. Frühestens im Februar könne man sagen, wie lange die Impfstoffe schützen, ob es in bestimmten Abständen weiterer Impfungen bedarf und vor allem, ob bereits Geimpfte das Coronaviru­s trotzdem noch weitergebe­n können. Und auch diese Sorge bleibt: Wie sollen die Vakzine in den Ländern verteilt und zu den Menschen gebracht werden, die nicht zu den finanziell Starken gehören? EU-Gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides verwies darauf, dass die Gemeinscha­ft mit Absicht deutlich mehr Ampullen bestellt habe, um diese dann auch an Nicht-EU-Staaten in den weniger entwickelt­en Regionen weiterzuge­ben. Noch sei unklar, wann dort die Impfungen beginnen können.

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