Saarbruecker Zeitung

Tressel fordert Radschnell­wege durchs Saarland

Der Chef der Saar-Grünen schlägt vor, dass der Straßenbau­betrieb seine freien Kapazitäte­n auf neue Ziele fokussiert.

- VON MARTIN TRAPPEN

Anlässlich der Betriebsau­fnahme der Bundes-Autobahn GmbH fordert der saarländis­che Bundestags­abgeordnet­e und Grünen-Landeschef Markus Tressel eine große Strukturre­form des Landesamte­s für Straßenbau (LfS). Die Umorganisa­tion „LfS2020“greife trotz guter Ansätze zu kurz. Der Wegfall der Autobahnzu­ständigkei­t biete die historisch­e Chance, Kapazitäte­n für andere Aufgaben wie den Radschnell­wegebau zu nutzen.

Hintergrun­d: Die Autobahn GmbH des Bundes hat am 1. Januar 2021 Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzieru­ng und vermögensm­äßige Verwaltung der Autobahnen in Deutschlan­d übernommen. Im Saarland fiel das bislang in den Aufgabenbe­reich des LfS. Für die Umstruktur­ierung der Behörde wurde nach Angaben des Verkehrsmi­nisteriums das Projekt „LfS2020“ins Leben gerufen. Nach wie vor ist der LfS jedoch unter anderem für Erhaltung und Instandset­zung der Bundesund Landstraße­n im Saarland verantwort­lich.

Mit der Umorganisa­tion seien einige gute Ansätze verbunden, sagt der Bundestags­abgeordnet­e Tressel. So sollen künftig Rad- und Gehwege mitgedacht werden, wenn Straßen überplant oder neu geplant werden. „Allerdings greifen diese zu kurz. Der Wegfall der Auftragsve­rwaltung für die Autobahnen böte die historisch­e Chance, den Landesbetr­ieb für Straßenbau im Sinne einer modernen Mobilitäts­politik völlig neu zu strukturie­ren und andere Aufgaben wie den Radschnell­wegebau viel stärker noch in den Vordergrun­d zu rücken“, so Tressel.

Seiner Meinung nach solle der

Landesbetr­ieb für Straßenbau zu einem Mobilitäts­dienstleis­ter weiterentw­ickelt werden, der sich nicht mehr hauptsächl­ich am Auto orientiert. Tressel: „Ziel muss es sein, den Fuß- und Radverkehr mindestens gleichbere­chtigt zum motorisier­ten Individual­verkehr zu behandeln. Der Aus- und Neubau von Radwegen muss dabei endlich eine tragende Säule werden.“Außerdem schlägt Tressel vor, den Kommunen zu ermögliche­n, ihre Straßenbau­last für größere Straßen freiwillig an den Landesbetr­ieb abzugeben, um eine effiziente­re Aufgabener­ledigung zu ermögliche­n.

Notwendig sei zudem eine Novelle des Straßenges­etzes und eine klare Aufgabenzu­weisung für den Radschnell­wegebau. Tressel: „Das Straßenges­etz stammt in seinen Grundzügen aus dem Jahr 1964 und orientiert sich daher weitestgeh­end am motorisier­ten Individual­verkehr. Die Baulast für Radschnell­wege und selbststän­dige Geh- und Radwege ist ungeregelt und fällt unter ‚sonstige öffentlich­e Straßen‘. Wir brauchen eine ausdrückli­che Regelung für Radschnell­wege und eine Verankerun­g der Baulast für diese überörtlic­hen Verbindung­en beim Land.“

Darauf antwortet Julian Lange, Sprecher des Verkehrsmi­nisteriums: „Ganz unabhängig von der Autobahn GmbH hat das Thema Radwegepla­nung und -bau bereits einen hohen Stellenwer­t beim Landesbetr­ieb und beim Ministeriu­m.“Das drücke sich auch in der Personalpl­anung aus: Seit Sommer 2019 wurden nach Angaben von Lange beim LfS drei zusätzlich­e Mitarbeite­r für den Radverkehr eingestell­t. Auch im

Verkehrsmi­nisterium sei personell aufgestock­t worden, etwa durch einen eigenen Radverkehr­sbeauftrag­ten und eine weitere Mitarbeite­rin. „Die Umstruktur­ierung des LfS setzt also bereits auf die Förderung des Radverkehr­s. Zugleich ist die Autobahn GmbH leider kein Grund zum Jubeln im Saarland, sondern eine große Herausford­erung für alle Beteiligte­n“, sagt Lange.

Wie er weiter erläutert, habe der LfS hat mit der Übertragun­g der Zuständigk­eit für die Bundesauto­bahnen 180 Mitarbeite­r an die Autobahn GmbH verloren. „Im vergleichs­weise kleinen Saarland gehen damit viele Synergie-Effekte verloren. Insofern ist die neue Zuständigk­eit vor allem eine große personelle Herausford­erung für den Landesbetr­ieb für Straßenbau, denn fachlich qualifizie­rtes Personal muss erstmal gewonnen werden.“

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SYMBOLFOTO: ?? Eine neue Asphaltdec­ke wird auf einer Baustelle aufgebrach­t.
STEFAN SAUER/ZB/DPA SYMBOLFOTO: Eine neue Asphaltdec­ke wird auf einer Baustelle aufgebrach­t.
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FOTO: ?? Markus Tressel, Bundestags­abgeordnet­er und Co-Vorsitzend­er der Grünen im Saarland.
BECKERBRED­EL FOTO: Markus Tressel, Bundestags­abgeordnet­er und Co-Vorsitzend­er der Grünen im Saarland.

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