Wie sich der Mensch dem Klima anpasste
Der Klimawandel ist derzeit ein Thema, das viel diskutiert wird. Was aber sind natürliche Gründe für Klimaveränderungen, und welche sind von Menschen gemacht? Und gibt es wechselseitige Auswirkungen von Corona-Pandemie und Klimawandel? Ein Blick in die Ge
Die Arbeit der Paläoklimatologen vermittelt uns auch eine beunruhigende Vorstellung von dem Tempo, in dem das Klimasystem sich verändern kann. Kürzlich durchgeführte Untersuchungen von Eisbohrkernen und Tiefseesedimenten belegen, dass zumindest regionale Klimaänderungen von bis zu fünf Grad Celsius in nur wenigen Dekaden stattfinden können. Die Rekonstruktion von Klimaten der Vergangenheit führt uns vor Augen, dass das globale Klimasystem nicht träge, sondern ausgesprochen dynamisch ist.
Die Klimaveränderungen des Eiszeitalters haben keineswegs eine kontinuierliche Entwicklung dargestellt. Die bereits erwähnten Kaltzeiten wurden immer wieder von kürzeren Warmphasen unterbrochen. Während dieser Warmzeiten konnten die durchschnittlichen Jahrestemperaturen auch schon einmal über den heutigen liegen. Das häufige Auf und Ab der Temperaturen ist besonders deutlich in den Ablagerungen der Ozeane dokumentiert. Die Schichten der Meeressedimente enthalten Kalkschalen abgestorbener Einzeller, die Hinweise auf das Klima vergangener Zeiten geben. Denn in diesen Schalen wurden zu Lebzeiten der Einzeller Sauerstoffisotope eingelagert, deren Mengenverhältnis temperaturabhängig ist.
Aber auch an Land lassen sich Kalt- und Warmphasen aus den verschiedenen Sedimenten ablesen. In den Eiszeiten blies der Wind Löss, den Verwitterungsstaub der Gesteine, über die Grassteppen. Sobald in den Warmphasen die Vegetation zunahm, begann die Bildung von Humusboden. In den Kaltzeiten dagegen lagerte sich weiterer Löss ab. So zeichnen sich warmzeitliche Bodenbildungen bei einer Ausgrabung im Profil als dunkle Zonen zwischen hellen Lössschichten ab.
Wie ging der Mensch am Ende der Eiszeit mit der Klimaveränderung um? Die Menschen zogen während der Altsteinzeit, dem Paläolithikum, ihr gesamtes Leben, regional den Wanderungen der Tierherden folgend, von einem Lagerplatz zum nächsten. In den wärmeren Jahreszeiten lebten sie in kleineren Gruppen im Allgemeinen im offenen Gelände. Solche Wohnplätze werden auch als Freilandstationen bezeichnet. In den kälteren Zeiten suchte man dagegen Schutz in Höhlen, Felsspalten und unter überhängenden Felsen.
Die ältesten sicheren Spuren der Anwesenheit von Menschen im heutigen Saarland, wobei es sich dabei wohl um Neandertaler gehandelt hat, stammen schon aus der Altsteinzeit, dem Paläolithikum. Siedlungsspuren sind allerdings auf saarländischem Boden bisher nicht gefunden worden. Aber im benachbarten Lothringen hat man Freilandstationen bei Spichern und Teting-sur-Nied, das nur wenige Kilometer südlich von Saint-Avold gelegen ist, freigelegt und untersucht.
Im Mittelpaläolithikum ist dann mit einer durchgehenden Besiedlung des Saar-Mosel-Raumes zu rechnen. Neben Siedlungsplätzen unter Felsdächern beziehungsweise im Vorderbereich von Höhlen werden Siedlungen im Freiland, zum Beispiel an Fluss- und Bachläufen, auf Flussterrassen und, was besonders charakteristisch für den SaarMosel-Raum ist, auf den höchsten Erhebungen der Plateaus oder Bergkuppen angelegt, die dem Jäger den Ausblick auf die offenen Steppenund Graslandschaften gestatteten.
In diese Zeit ist auch der älteste Fund menschlicher Kultur im westlichen Saarland, der in Ludweiler im Warndt zu Tage trat, einzuordnen. Es handelt sich dabei um einen mandelförmigen Faustkeil. Um sich eine Vorstellung von seiner Größe machen zu können, sollen an dieser Stelle die Maße angegeben werden. Seine Dicke beträgt 4,6 Zentimeter, die Breite zehn Zentimeter und die Länge 22,1 Zentimeter.
Anhand der typologischen Merkmale wird dieser Faustkeil an das Ende des frühen Mittelpaläolithikums eingeordnet (circa 120 000 vor Christus). Im Saarland kommt ein ähnlich früher Faustkeil noch in Hemmersdorf vor. Aus der näheren Umgebung sind daneben allerdings noch Exemplare aus Luxemburg, hier aus Remich und Niederdonven, dem Raum Trier sowie aus Lothringen südlich von Nancy bekannt. Im Gegensatz zu den anderen frühen Faustkeilen aus dem Saarland und Luxemburg, die ausschließlich aus plattenförmigem Quarzit gefertigt sind, besteht das Stück aus Ludweiler aus Feuerstein1.
Aufgrund der unterschiedlichen Klimazyklen des Eiszeitalters hatten sich auch die Menschen der Steinzeit mehrfach mit extremen Klimaschwankungen auseinandersetzen müssen, denn bei jedem Wechsel änderten sich für sie die Umweltbedingungen dramatisch. Die Vegetation wechselte ebenso wie die Tierwelt. Besonders hart traf es die Bevölkerung daher am Ende der letzten Eiszeit, als sich das Klima um 9500 vor Christus rapide erwärmte.
Erdgeschichtlich gesehen hatte damals die Nacheiszeit und aus der Sicht der Menschheitsgeschichte gleichzeitig die Mittelsteinzeit, das Mesolithikum, begonnen. Das
Klima wurde in kürzester Zeit wärmer und feuchter. Für die Menschen des 21. Jahrhunderts zählt das Stichwort „Klimawandel“unzweifelhaft zu den großen Schreckensszenarien dieser Tage. Dies gilt im Grunde genommen auch für die Menschen des Mesolithikums. Zwar müsste man auf den ersten Blick annehmen, dass die nach einer bitterkalten Eiszeit steigenden Temperaturen und das dadurch mildere Klima mit dem Beginn der Warmzeit eigentlich eine Verbesserung der Lebensqualität hätten darstellen müssen.
Doch gilt dies gerade deshalb nicht, weil sich die damals lebenden Menschen geradezu perfekt an die Bedingungen einer Eiszeit angepasst hatten, was man am Beispiel der Neandertaler sehen kann. Hatte man nämlich erst gelernt, mit der Kälte fertig zu werden, bot die Eiszeitwelt den Jäger- und Sammlervölkern geradezu ideale Bedingungen: Die potenzielle Beute war in der damals baumlosen Steppenlandschaft, die auch als Mammutsteppe oder Steppentundra bezeichnet wird, meilenweit zu erkennen, und diese Beute bestand dabei zu einem Großteil aus massiven, schwerfälligen Tieren wie Mammuts oder Riesenhirschen.
Diese Steppenlandschaften hatten sich während der Kaltzeiten des Pleistozäns über weite Teile des nicht vergletscherten nördlichen Eurasiens von Mitteleuropa bis Ostasien sowie zeitweise auch in Nordamerika ausgebreitet. Häufig wird die sogenannte Mammutsteppe aufgrund dieser Bedingungen mit der heutigen Tundra verglichen, was aber nur bedingt gerechtfertigt ist. Die Landschaft war nahezu frei von Bäumen, zu den vorherrschenden Pflanzenarten zählten Gräser und Kräuter sowie strauchartige Zwergbirken und Polarweiden, sodass das Bild der Mammutsteppe überwiegend von dem einer Grassteppe geprägt wird.
Mit den steigenden Temperaturen änderte sich allerdings die Vegetation und in der Folge auch die Tierwelt dramatisch. Da die Steppenlandschaft nun aber zunehmend von Wäldern überwuchert wurde, war das Wild nicht nur schwieriger zu finden, vielmehr passte es sich seinerseits auch der neuen Umwelt an, wurde kleiner, flinker und schneller. Der Mensch wird daher über das plötzlich wärmere Klima keineswegs erfreut gewesen sein. Er hatte sich in seiner Kultur und Jagdtechnik vielmehr gerade auf die großen Tierherden der eiszeitlichen Steppen spezialisiert. Da sich nun jedoch Wälder ausbreiteten, wanderten die großen Herden nach Norden ab, eben dorthin, wo sie noch Steppen finden konnten. Teile der Jäger zogen den großen Tierherden hinterher. Diejenigen jedoch, die blieben, mussten radikal umdenken, wenn sie nicht verhungern wollten. Die bewährte eiszeitliche Taktik der Treibjagd in Gruppen ließ sich nun nicht mehr erfolgreich anwenden, denn in der kleinräumigen Waldlandschaft fehlte die Fernsicht. Die Jäger mussten sich nun einzeln an die Tiere heranpirschen.
Der Mensch wäre allerdings nicht der Mensch gewesen, hätte er für schwierigere Bedingungen nicht neue Techniken entwickelt, wie etwa Pfeil und Bogen, mit dem sich leichtfüßiges Wild auf größere Strecken erlegen ließ. Oder er verlegte sich zunehmend auf das Fischen, dessen Techniken ebenfalls immer mehr verbessert wurden. Letztlich führte kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass das Jägerleben mühselig geworden war. Doch meisterte der Mensch diese Herausforderung schließlich mit Bravour, indem er seine Lebensweise an die neuen Gegebenheiten anpasste und neue Waffen und Techniken entwickelte.
Angesichts des heutzutage viel diskutierten und zu befürchtenden
Klimawandels stellt sich natürlich die Frage, ob wir Menschen von heute uns in einer solchen Situation mit ihren dramatischen Veränderungen als ebenso anpassungsfähig und einfallsreich erweisen, wie es unsere Vorfahren in der mittleren Steinzeit waren.
Inwieweit ist der heutzutage befürchtete Klimawandel vom Menschen verursacht und wie wird versucht, diesem entgegenzuwirken? Es gibt Zahlen, die immer wieder eindrucksvoll sind, weil sie die Dinge in ein verblüffendes Verhältnis rücken. Zum Beispiel diese: Denkt man sich die 4,6 Milliarden Jahre lange Erdgeschichte als Tag von 24 Stunden, taucht der Mensch erst in den letzten drei Sekunden auf. Und wiederum in den letzten Millisekunden – vor etwa 200 Jahren – beginnt dieser, die Techniken zu entwickeln, die ihm ein erstaunliches Maß an Fortschritt und Komfort gebracht, dabei gleichzeitig aber auch unschöne Nebenwirkungen zu verzeichnen haben. Diese Techniken sorgen nämlich dafür, dass sich die Erde erwärmt, dass die Luft verschmutzt, die Meere sterben, die Böden ausgelaugt sind, Tier- und Pflanzenarten für immer verschwinden – was am Ende auch für den Menschen fatal ist. Denn das bedeutet, dass das Ökosystem des Planeten bald nicht mehr in der Lage sein wird, die Leistungen zu liefern, die wir zum Leben brauchen.
Der Mensch hat sich keineswegs mit Absicht dafür entschieden, den Planeten an die Grenzen seiner Belastbarkeit zu bringen. Es ist ihm, angetrieben von der Aussicht auf Wohlstand und Wachstum, einfach so passiert. Wenigstens hat es der Mensch geschafft zu merken, dass in dieser Hinsicht doch etwas schiefläuft. Zumindest theoretisch herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit darüber, dass sich etwas ändern muss. Klug ist der Mensch, der homo sapiens, ja durchaus, sonst wäre er nicht von einem von vielen weiteren Säugetieren zur bestimmenden Kraft auf dem Planeten geworden. Es mangelt unserer Spezies dabei nicht an Visionen, Erfindungsgeist und Ehrgeiz, jedoch dagegen eher an anderen Eigenschaften, wie Voraussicht oder auch Demut.
Der Erde zu entnehmen, was sich über Jahrmillionen in ihr abgelagert hat, Pflanzen- und Tierreste, zu Kohle gepresst oder zu Erdöl zersetzt, wirkt bei nüchterner Betrachtung sowieso nicht besonders zukunftsträchtig. Die erste Bestandsaufnahme der Lage, der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“des Club of Rome von 1972, warnte dann auch, dass diese Ressourcen endlich seien und man deshalb umsteuern müsse. Dabei ist die Tatsache, dass die Kohle- und Ölvorräte irgendwann zu Ende gehen werden, im Grunde genommen gar nicht das Problem. Vielmehr muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass das, was von diesen Beständen noch da ist, soweit als möglich in der Erde bleiben muss.
Laut dem 2007 veröffentlichten vierten Klimabericht des IPCC, des Weltklimarats, hat die Zunahme der Treibhausgase in den letzten 150 Jahren das Klima nämlich bereits wesentlich verändert: Die globale Durchschnittstemperatur war bis dahin um 0,76 Grad Celcius gestiegen, die Meeresspiegel hatten sich um 40 Millimeter angehoben. Daneben gab es erhebliche Verschiebungen der Jahreszeiten und der Niederschlagsmengen, Wettermuster änderten sich und das Meereis der Arktis zog sich ebenso zurück wie nahezu sämtliche Festlandgletscher. Tatsächlich war es gemittelt über die gesamte Nordhalbkugel zu keiner Zeit in den letzten gut 1000 Jahren wärmer als in der Gegenwart.
Zumindest theoretisch herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit darüber, dass sich etwas ändern muss. Klug ist der Mensch, der homo sapiens, ja durchaus, sonst wäre er nicht von
einem von vielen weiteren Säugetieren zur bestimmenden Kraft
auf dem Planeten geworden. Es mangelt unserer Spezies dabei
nicht an Visionen, Erfindungsgeist und Ehrgeiz, jedoch dagegen
eher an anderen Eigenschaften, wie Voraussicht oder
auch Demut.
> Wird fortgesetzt.