Rekordjägerin Shiffrin schreit vor Glück
Die US-Amerikanerin feiert in Flachau ihren ersten Slalom-Sieg seit dem Tod ihres Vaters – und den bereits 68. Weltcup-Erfolg ihrer Karriere.
(sid) Die „Königin der Nacht“schrie vor Begeisterung. Vor Glück. Einmal, zweimal, dreimal. Selten hat sich die einzigartige Mikaela Shiffrin so sehr gefreut wie am späten Dienstagabend unter Flutlicht im österreichischen Flachau. Zum bereits 68. Mal gewann die US-Amerikanerin ein Rennen im alpinen Weltcup. Doch dieser Sieg, der zweite des Winters, bedeutete ihr mehr als viele andere.
Shiffrin hatte Mühe, ihre Gefühle in Worte zu fassen. „Ich war so inspiriert, ich habe mich einfach lebendig gefühlt“, platzte es aus ihr heraus: „Ich wünschte, ich könnte das erklären.“Und dann betonte sie: „Dieser zweite Lauf, das war wohl die beste Slalom-Leistung, die mir je in einem Rennen gelungen ist.“
Wohlgemerkt: Shiffrin sind schon viele unfassbar gute Fahrten gelungen. Diesmal allerdings kam alles zusammen: Es war ihr erster Sieg in einem Slalom seit dem 29. Dezember 2019. Nur ein paar Wochen danach verstarb ihr Vater, noch immer bestimmt dieser Schicksalsschlag ihre Gefühle, ihre Gedanken – ihr Leben. Um gut Ski zu fahren, sagte sie, „bedarf es jetzt einer anderen Mentalität, und ich habe das in dieser Saison erst lernen müssen.“
Shiffrin hat nun 44 Slalom-Rennen gewonnen – keine Skirennläuferin war erfolgreicher in einer Disziplin, nur dem legendären Schweden Ingemar Stenmark gelangen einst 46 im Riesenslalom. Mit ihrem insgesamt 68. Weltcup-Sieg zog Shiffrin zudem in der ewigen Bestenliste vorbei an Marcel Hirscher (Österreich), vor ihr liegen nun nur noch Stenmark (86) und ihre US-Landsfrau Lindsey Vonn (82), die im Februar 2019 zurückgetreten war, die stets angestrebte Bestmarke von
Stenmark aber wegen vieler Verletzungen letztlich doch verpasste.
Rekorde, behauptete die erst 25 Jahre alte Shiffrin am Dienstagabend zum wiederholten Mal, bedeuten ihr nichts. Und während Lena Dürr im letzten Slalom vor der Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo/Italien (8. bis 21. Februar) als Elfte eher enttäuschte, glaubt Shiffrin, nun ihre neue Rezeptur für Siege gefunden zu haben. „Es hat alles gepasst. Es ist wunderbar. Ich weiß wieder, wie man Slaloms gewinnt. Das heißt aber nicht, dass alles schon repariert ist.“