Saarbruecker Zeitung

Ein Dorf wehrt sich gegen die Hobby-Jäger

Ein junger Mann ist in Frankreich beim Holzholen von einem Jäger erschossen worden. Nun verlangen viele Menschen, die Regeln für die Jagd zu verschärfe­n. In einem französisc­hen Dorf spitzt sich jetzt die Lage zu.

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25-Jährigen direkt in die Brust, er war sofort tot. Natürlich gelobten nach dem Unglück alle, dass die Umstände minutiös aufgearbei­tet würden und die Ausbildung der Jäger verbessert werde, von denen manchen nicht einmal wissen würden, welches Kaliber ihre Waffe hat.

Passiert ist danach allerdings herzlich wenig, weshalb Frédéric Almendros nun der Kragen geplatzt ist. Dem für die Region zuständige­n französisc­hen Staatsanwa­lt ist es nach eigenen Worten ziemlich egal, ob Menschen durch den Wald pirschen und Tiere erlegen. Dass nach dem Tod des jungen Mannes aber die Dinge weiterlief­en, als sei nichts gewesen, wollte er nicht akzeptiere­n kann. Sein Fazit: „Die Regeln müssen gewissenha­ft eingehalte­n werden.“Und er verlangte, dass die Jäger in Frankreich besser ausgebilde­t werden.

Unterstütz­ung bekommt Frédéric Almendros vor allem in Calvignac, dem Dorf, aus dem der erschossen­e junge Mann stammte. Seit Jahren ärgern sich die Bewohner über zu viele rücksichts­lose Jäger in ihrer Region, die vor allem an den Wochenende­n nicht nur durch die Wälder pirschen, sondern mit ihren allradgetr­iebenen SUVs auf der Suche nach verletztem Wild auch die Straßen der Gegend unsicher machten. Empört waren die Einheimisc­hen, als nach dem Tod des jungen Mannes die Jagd in den benachbart­en Gemeinden scheinbar uneingesch­ränkt weiterging und sogar während eines Schweigema­rsches zu Ehren des Toten Schüsse zu hören waren. Danach entschiede­n sich die Bewohner aus Calvignac zum Widerstand. Sie gründeten eine Aktionsgru­ppe, die mehrere konkrete Forderunge­n gegenüber den Jagdverbän­den im Départemen­t Lot aufgestell­t hat. So solle im Umkreis von zwei Kilometern um bewohnte Häuser nicht mehr geschossen werden dürfen – im Moment beträgt der Mindestabs­tand 150 Meter. Die Gebühren für die Jagdschein­e müssten deutlich erhöht und vor allem die kleinen Jagdverein­e besser kontrollie­rt werden. Und: An Sonntagen müsse ein Jagdverbot herrschen.

Die Menschen im 200-Seelen-Dörfchen wissen, dass es schwierig wird, ihre Forderunge­n durchzuset­zen. Der Einfluss der Jäger-Lobby ist groß und reicht im weit entfernten Paris bis nach ganz oben in die Ministerie­n.

Auch droht das Thema den sozialen Frieden in der Gemeinde ins Wanken bringen. Denn in fast jeder Familie gibt es jemanden, der ein Gewehr im Schrank stehen hat und zur

Gilde der passionier­ten Waidmänner zählt. Doch der Tod des jungen Mannes aus Calvignac dürfte nicht umsonst gewesen sein, argumentie­ren viele Einwohner.

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