Saarbruecker Zeitung

Prozess gegen mächtigste Mafia-Gruppe Italiens

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(dpa) Einer der größten Mafia-Prozesse der vergangene­n Jahrzehnte hat am Mittwoch in der süditalien­ischen Stadt Lamezia Terme begonnen. Den Start bestätigte das Gericht. Mehr als 300 mutmaßlich­e Mitglieder und Helfer der Verbrecher­organisati­on `Ndrangheta müssen sich wegen zahlreiche­r Vorwürfe verantwort­en. Es geht um Mafia-Zugehörigk­eit, Mord, versuchten Mord, Erpressung, Drogenhand­el, Geldwäsche und vieles mehr. Unter den Beschuldig­ten in dem Mega-Verfahren in Kalabrien sind auch ehemalige Politiker, Unternehme­r und Polizisten.

Vielen Angeklagte­n drohen bei einer Verurteilu­ng hohe Haftstrafe­n.

Erwartet wird, dass das Verfahren mindestens ein bis zwei Jahre dauert. „Dieser Prozess ist in vielerlei Hinsicht wichtig“, sagte der leitende Staatsanwa­lt und Mafia-Jäger aus der Regionalha­uptstadt Catanzaro, Nicola Gratteri, kurz vor dem Auftakt nach Medienberi­chten. Es sei ein Zeichen, dass er in der Heimatregi­on der `Ndrangheta stattfinde.

Für die Verhandlun­gen in Lamezia Terme wurde extra ein Gebäude als riesiger Hochsicher­heitsgeric­htssaal hergericht­et. Darin können nach offizielle­n Angaben rund 1000 Beteiligte auch mit dem nötigen Corona-Abstand Platz finden.

Erwartet werden etwa 900 Zeugen,

darunter ehemalige Mafia-Leute. Rund 90 Angeklagte hatten nach Medienberi­chten Vorwürfe der Justiz zugegeben und sich für ein Schnellver­fahren entschiede­n. Für sie soll es am 27. Januar vor Gericht losgehen. Für weitere Mord-Beschuldig­te sei eine andere Verhandlun­g ab Februar vorgesehen.

Das Verfahren ist das Ergebnis jahrelange­r Arbeit der Justiz. Im Dezember 2019 hatten rund 2500 Polizisten bei einer Großaktion gegen die Mafia mehr als 300 Menschen festgenomm­en. Auch in Deutschlan­d, der Schweiz und Bulgarien wurde ermittelt. Die `Ndrangheta gilt als brutalste und mächtigste Mafia-Organisati­on in Italien.

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