CDU wählt Nachfolger von AKK
Die scheidende CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat am Freitagabend den Bundesparteitag eröffnet. Die Saarländerin verteidigte ihren Rückzug von der Parteispitze: „Er war reiflich überlegt, und er war richtig.“Am Samstag wird ihr Nachfolger gewählt. Beworben haben sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, der ehemalige Fraktionschef Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen.
Die Ära von Annegret Kramp-Karrenbauer in der CDU ist vorbei. Sie währte nur zwei Jahre – was bleibt, ist die Geschichte einer Enttäuschung. Einer Enttäuschung auf beiden Seiten. Die Saarländerin kam mit großen Hoffnungen nach Berlin. AKK, wie sie genannt wird, trat zur Überraschung aller als CDU-Generalsekretärin an, stellte sich in den Dienst der Partei – und fuhr ein fulminantes Ergebnis ein. „Ich kann, ich will, ich werde“, sagte sie nach ihrer Wahl im Februar 2018. Die Welt in Berlin sah rosig aus.
Doch im Sommer 2018 trat der Unmut in CDU und CSU über den Kurs der Parteivorsitzenden, Kanzlerin Angela Merkel, öffentlich zutage. Ein grundlegendes Zerwürfnis mit ungewissem Ausgang zwischen den Schwesterparteien folgte, die Fraktionsgemeinschaft stand auf dem Spiel.
Auch Kramp-Karrenbauer vermittelte in dem Zwist zwischen ihrer Chefin und den CSU-Oberen. Zunächst erfolgreich. Doch der Streit hatte Folgen, Merkel warf im Herbst als CDU-Vorsitzende hin. AKK ergriff die Chance, setzte sich beim Hamburger Parteitag mit einer mitreißenden Rede gegen die Mitbewerber Friedrich Merz und Jens Spahn durch. An diesem Abend war sie eine strahlende Siegerin. Doch die Freude währte nicht lange. Die Unterstützung ihrer engen politischen Freundin Angela fiel nicht so aus, wie AKK sich das gewünscht hatte. Das Kanzleramt nahm ihr Patzer übel und stellte klar, dass man die Frau im Adenauerhaus – trotz aller persönlichen Nähe – machtpolitisch auf Distanz halten werde.
Es folgte eine mutlose Kampagne für die Europa-Wahl und kommunikative Patzer der Parteivorsitzenden, die sich der Berliner Härte im Umgang mit Politikern manchmal fast hilflos gegenüber sah. Kramp-Karrenbauer wurde zum Verhängnis, menschlich zu reagieren, ihre frische Art nicht abgelegt zu haben. Es spricht für sie, sich diese bewahrt zu haben.
Doch die Unruhe in der Partei konnte sie nicht beenden. Sie wurde dem konservativen Flügel der Partei trotz aller Versuche nicht gerecht, verprellte jedoch mit dieser Annäherung ihre liberalen Unterstützer. Machtworte sprach sie nicht.
Und so musste sie schon beim Parteitag in Leipzig im Winter 2019 die Vertrauensfrage stellen. Die Partei folgte ihr ein letztes Mal – murrend. Dann folgte das Thüringen-Debakel und im Gefolge die Erkenntnis: AKK hat die CDU nicht im Griff. Sie versuchte, die unklare Lage der Partei in Thüringen auszusitzen. Es war ein Riesenfehler. Merkel riss das Heft des Handelns an sich und ließ Kramp-Karrenbauer wie eine Schülerin aussehen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet ließ die Frage nach der Führungsstärke der Vorsitzenden öffentlich unbeantwortet. Sie trat den Rückzug an.
Eines macht die Entscheidung der CDU-Chefin klar: Die deutsche Politik ist unbarmherzig geworden. Die Volks-Parteien verbrennen ihr Personal, auch durch harsche öffentliche Kritik und persönliche Angriffe. AKK zog selber die Reißleine. Dafür gebührt ihr Respekt. Ein vollständiger Rückzug aus der Politik – er käme zu früh.