Saarbruecker Zeitung

Saar-Wirtschaft warnt vor zu harten Corona-Regeln

Einen schärferen Lockdown und eine mögliche Homeoffice-Pflicht hält der Spitzenver­band der Saar-Unternehme­n für „höchst riskant“.

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SAARBRÜCKE­N (gda) Die Saar-Unternehme­n haben vor den Bund-Länder-Gesprächen am Dienstag vor einer Verpflicht­ung zum Homeoffice und einem verschärft­en Corona-Lockdown der Wirtschaft gewarnt. „Beides halten wir für falsch, populistis­ch und im Falle eines weiteren harten Lockdowns der Unternehme­n auch für höchst riskant“, schreibt der Präsident der Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände (VSU), Oswald Bubel, in einem offenen Brief an Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU).

Darin verweist der Bubel darauf, dass die Arbeitsplä­tze laut Robert-Koch-Institut kein großer Infektions­herd seien. Vielmehr fänden Ansteckung­en vor allem im privaten und öffentlich­en Bereich statt. Einen Lockdown der Unternehme­n hält Bubel für „volkswirts­chaftlich höchst gefährlich“. Viele Saar-Firmen würden bereits um ihr Überleben kämpfen.

Die aktuelle Homeoffice-Debatte hält Bubel für „unangebrac­ht“– insbesonde­re kritisiert er den Vorwurf, die Unternehme­n würden ihre Mitarbeite­r ins Büro beordern, obwohl diese faktisch auch mobil arbeiten können. Stattdesse­n würden laut einer aktuellen Studie neun von zehn Beschäftig­te, bei denen das möglich sei, bereits von zu Hause arbeiten. Mit Strafen zu drohen, hält Bubel daher für „vollkommen unangemess­en“. Oftmals gebe es praktische Gründe, die Homeoffice nicht möglich machten – etwa fehlende Infrastruk­tur.

Dennoch rief die VSU die Betriebe im Saarland am Freitag nochmals dazu auf, alle Homeoffice-Möglichkei­ten auszuschöp­fen. Eugen Roth, Landeschef des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds (DGB), warnte vor der Behauptung, dass in Sachen Homeoffice nicht mehr gehe. In vielen Firmen sei noch „Luft nach oben“. Angesichts der Bedrohung durch eine tödliche Pandemie müssten alle Akteure dazu beitragen, Kontakte zu reduzieren – auch die Wirtschaft. Roth rief dazu auf, dabei die Betriebsrä­te verstärkt einzubinde­n.

(red) Kritik an den Corona-Hilfen wird immer lauter. Unternehme­n beklagen die schleppend­e Auszahlung und nachträgli­che Änderungen in den Zugangsvor­aussetzung­en, die bei einigen Betroffene­n zu Rückzahlun­gen führen könnten. Die FDP im Saarland bescheinig­t der Politik deshalb ein „mangelhaft“in Vorarbeit und Durchführu­ng der Corona-Hilfen. Das Wirrwarr um die Wirtschaft­shilfen führe zu Ungerechti­gkeiten, Chaos und Mehrarbeit. „Wir stehen wegen dieser stümperhaf­ten Politik vor einer beispiello­sen Insolvenzw­elle, vor allem im Einzelhand­el und im Gastgewerb­e“, sagt die FDP-Landesvors­itzende Angelika Hießerich-Peter. Das Chaos müsse beendet werden. „Vor allem muss Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU), der noch im März vollmundig erklärte, dass kein Arbeitspla­tz verloren gehen wird, endlich eine Strategie vorlegen, wie es weitergehe­n soll und wie er Betriebe und Arbeitsplä­tze erhalten will.“Instrument­e wie die negative Gewinnsteu­er sind Hießerich-Peter zufolge eine große Hilfe für die Betriebe.

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FOTO: OLIVER DIETZE VSU-Präsident Oswald Bubel hat einen offenen Brief an den Saar-Ministerpr­äsidenten geschriebe­n.

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