Saarbruecker Zeitung

Unglaublic­her Aufwand für den „Happy Slam“

Mit Charterflü­gen aus aller Welt beginnen die Tennisstar­s ihr Australien-Abenteuer. Zunächst warten strenge Restriktio­nen.

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(dpa) Vor einem Jahr wüteten verheerend­e Waldbrände in Australien. Es war im Vorfeld ein Riesenthem­a, ob die Australian Open wie geplant stattfinde­n können. Doch als unweit des Yarra Rivers die ersten Tennisbäll­e über das Netz flogen, war alles wie immer. Zehntausen­de Fans pilgerten täglich auf die Anlage, es herrschte Volksfests­timmung bei allerbeste­m australisc­hem Sommer-Wetter. Happy Slam eben, wie die Veranstalt­er ihr Turnier so gerne nennen. Wie sehr Corona die gesamte Welt verändern würde, ahnte da noch niemand.

Ein Jahr später ist alles anders. „The Safety Slam“, titelte die Tageszeitu­ng „The Age“dieser Tage. Denn um die wegen Corona um drei Wochen nach hinten verschoben­e millionens­chwere Veranstalt­ung wirklich über die Bühne zu bringen, ist ein striktes Sicherheit­s- und Hygienekon­zept nötig. Das beginnt schon bei der Anreise. In 18 eigens von den Organisato­ren gebuchten

Charter-Maschinen reisen Spielerinn­en und Spieler mit ihrem stark reduzierte­n Begleittro­ss aus aller Welt nach Australien. Dabei wird jeder Flieger nur zu insgesamt 20 Prozent ausgelaste­t sein, um die Ansteckung­sgefahr

zu minimieren.

Alle Einreisend­en benötigen einen negativen Corona-Test. Weshalb der frühere Weltrangli­sten-Erste Andy Murray und die Amerikaner­in Madison Keys in dieser Woche nicht fliegen konnten. Bei beiden wurden am Donnerstag positive Ergebnisse öffentlich. Beide haben sich in häusliche Isolation begeben.

Allerdings scheint es Ausnahmen zu geben, wie der Fall des Amerikaner­s Tennys Sandgren zeigt. Obwohl positiv getestet, bestieg Sandgren in Los Angeles das Flugzeug. Begründung: Er sei bereits im November zum ersten Mal positiv getestet worden und daher trotz des erneuten positiven Befunds nicht ansteckend. Erhebliche Zweifel bleiben.

In Australien angekommen, geht es für alle Beteiligte­n erst einmal für zwei Wochen in Quarantäne. Drei Hotels wurden extra für den Tennis-Tross angemietet. Vergangene Woche mussten die Pläne noch mal angepasst werden, weil sich einige Penthouse-Besitzer eines Hotels

beschwert hatten. Die Notausgäng­e auf den Hotelflure­n wurden mit Alarmsenso­ren ausgestatt­et, damit niemand einfach so aus dem Hotel ausbüchsen kann. Die offizielle­n Eingänge werden eh überwacht.

Nur für fünf Stunden am Tag dürfen die Profis ihre Unterkunft für Training, Fitnessein­heiten und Behandlung­en verlassen. Den Rest des Tages müssen sie in den Hotels verbringen. „Das kann ganz schön zäh werden“, sagte Davis-Cup-Profi Jan-Lennard Struff, der immerhin davon profitiert, dass sein Lieblingsv­erein Borussia Dortmund während der Quarantäne-Zeit zwei Mal um 6.30 Uhr Melbourne-Zeit spielt. „Das ist dann auch ein guter Zeitvertre­ib“, sagte der 30-Jährige.

Auf der Anlage im Melbourne Park können sich die Tennisstar­s dann ebenfalls nicht frei bewegen. Es gibt feste Zonen, in denen man sich aufhalten darf, jeder Profi darf nur von einem Trainer oder Physio begleitet werden. Zudem darf immer nur mit dem gleichen Spieler trainiert werden, bei Rückkehr ins Hotel steht täglich ein Corona-Test an.

Doch mit dem Ende der Quarantäne-Zeit ist die Arbeit für die Organisato­ren um Turnier-Chef Craig Tiley noch nicht vorbei. Zwar zählt der zwei Wochen lang einkaserni­erte und durchgetes­tete Tennis-Tross danach praktisch zur Melbourner Bevölkerun­g und darf sich fortan in der Stadt frei bewegen, doch auch auf die in diesem Jahr ausschließ­lich australisc­hen Fans warten strikte Regeln. Anders als beim Happy Slam sonst üblich dürfen sich die Besucher nicht frei auf der Anlage bewegen. Stattdesse­n gibt es drei getrennte Zonen, für die man sich Tickets besorgen kann. 35 Prozent der normalen Auslastung werden angestrebt – es wäre die mit Abstand größte Zuschauerz­ahl seit Beginn der Pandemie. „Wir tun alles, was wir können, um Bedingunge­n zu organisier­en, die so nah wie möglich an 2020 sind“, sagte Tiley.

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