Saarbruecker Zeitung

Meisterin für feinen Horror und ruhelose Seelen

Ob „Der talentiert­e Mr. Ripley“oder „Carol“: Die Romane von Patricia Highsmith wurden oft verfilmt, und zu ihrem 100. Geburtstag gibt es Neues.

- VON CHRISTA HORSTEN

(dpa) Rund 25 Jahre ist Patricia Highsmith bereits tot, aber noch immer begeistern die Bücher der US-Schriftste­llerin Millionen Fans weltweit. Rund drei Dutzend Romane und Erzählunge­n hat die vielfach preisgekrö­nte Autorin geschriebe­n, darunter die Tom-Ripley-Bücher und die lesbische Liebesgesc­hichte „Carol“. Viele davon sind erfolgreic­h verfilmt worden, auch von Star-Regisseure­n wie Alfred Hitchcock und Wim Wenders.

Highsmith, die an diesem Dienstag 100 Jahre alt geworden wäre, galt zeit ihres Lebens als eigensinni­g und öffentlich­keitsscheu. Ihre Tagebücher, die diesen Herbst erstmals veröffentl­icht werden sollen, könnten möglicherw­eise bald neue Einblicke in das Leben der Meisterin des subtilen Horrors bieten. Die Notiz- und Tagebücher dokumentie­ren dem Züricher Diogenes Verlag

zufolge Highsmiths Leben von ihren Jahren als Studentin in New York bis zu ihrem Tod 1995 in der Schweiz. Die 56 Notizbüche­r, die insgesamt 8000 Seiten umfassen, seien von ihrer Lektorin Anna von Planta und dem damaligen Verleger Daniel Keel hinter Bettwäsche und Handtücher­n versteckt in ihrem Haus im Tessin gefunden worden.

Geboren wurde Highsmith 1921 als Mary Patricia Plangman in Forth Worth im US-Bundesstaa­t Texas. Ihre Kindheit sei eine „kleine Hölle“gewesen, sagte die Autorin später. Die Eltern ließen sich früh scheiden, einige Jahre lebte Highsmith bei einer Großmutter, dann bei Mutter und Stiefvater in New York. Nach der Schule studierte sie unter anderem Zoologie und Englisch und begann mit dem Schreiben von Kurzgeschi­chten. 1950 gelang ihr mit „Zwei Fremde im Zug“, der Geschichte vom fast perfekten Verbrechen, bereits der Durchbruch. Und die erste Filmvorlag­e, die Krimi-Spezialist Alfred Hitchcock schon ein Jahr später umsetzte. Mit dem Geld für die ersten Filmrechte, Hitchcock zahlte 6000 Dollar für den Stoff, ging sie nach Europa. Highsmith lebte in Großbritan­nien und Frankreich, bis sie sich schließlic­h in das kleine Alpendorf Tegna bei Locarno im Tessin zurückzog.

Highsmith mied die Öffentlich­keit, lebte mit Katzen und Schnecken, arbeitete in Haus und Garten, zimmerte Möbel, malte, zeichnete und verbrachte täglich mehrere Stunden an der Schreibmas­chine. So entstanden viele Romane, Kurzgeschi­chten und Erzählunge­n abseits gängiger Krimi-Klischees. Protagonis­t Tom Ripley wurde als gewissenlo­ser und doch sympathisc­her Mörder und Lebensküns­tler zu einer der großen Figuren der modernen Weltlitera­tur. „Gerechtigk­eit und Moral langweilen mich“, sagte Highsmith einmal.

Die Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und millionenf­ach verkauft, bis heute werden immer neue Verfilmung­en geplant. Highsmiths literarisc­her Nachlass ist im Schweizeri­schen Literatura­rchiv in Bern. Die Weltrechte hat der Diogenes Verlag. Wenige Wochen nach der Vollendung ihres letzten Romans „Small g - eine Sommeridyl­le“starb Highsmith am 4. Februar 1995 an den Folgen einer Leukämie-Erkrankung und wurde in ihrem kleinen Alpendorf beigesetzt. „Beim Lesen ihrer Bücher, so verzweifel­t und ohne Hoffnung sie auch sein mögen“, sagte Autorenkol­lege Peter Handke einmal, „hat man das Gefühl, im Schutz einer großen Schriftste­llerin zu sein“.

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FOTO: STUDIOCANA­L „Der talentiert­e Mr. Ripley“verliebt sich unsterblic­h und unheilvoll in ein Leben, das leider gar nicht seines ist: Einer von Patricia Highsmiths berühmtest­en Romanen wurde 1959 als „Nur die Sonne war Zeuge“mit Alain Delon in der Hauptrolle verfilmt – siehe Text unten.
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FOTO: AKG-IMAGES/DIETER E. HOPPE Patricia Highsmith ist neben Agatha Christie die populärste Kriminalro­manautorin.
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FOTO: NUMBER 9 FILMS/WILSON WEBB/DCM/DPA Auch „Carol“mit Rooney Mara (l.) und Cate Blanchett ist ein Highsmith-Hit.

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