Saarbruecker Zeitung

Meghan Markle will ihre Ruhe

Mit dem „Megxit“haben sie London Tausende Kilometer hinter sich gelassen, doch in diesen Tagen richten sich die Augen des royalen Paares auf die alte Heimat. Es geht um einen langen Streit mit der Presse.

- VON LARISSA SCHWEDES

(dpa) Vorsichtsh­alber haben sie einen ganzen Ozean zwischen sich und die neugierige­n Beobachter gebracht. Mit ihrem Umzug nach Kalifornie­n, besser bekannt als „Megxit“, haben Herzogin Meghan und Prinz Harry sich neben dem Königshaus auch von der britischen Presse verabschie­det. Doch der Streit mit dieser ist mehr als ein Jahr nach ihrem Abschied noch nicht abgehakt. Am Londoner High Court könnte sich in diesen Tagen entscheide­n, ob bald Ruhe einkehrt zwischen beiden Seiten – oder die ganz große Schlammsch­lacht noch bevorsteht. Meghan, aber auch Prinz Harry wollen trotz ihres Scheidens aus dem Königshaus nicht kampflos akzeptiere­n, wie ihr Privatlebe­n immer wieder in die Öffentlich­keit gezogen wurde. Konkret geht es um eine Klage gegen den Verlag der Mail on Sunday, Associated Newspapers, der Anfang 2019 in mehreren Artikeln aus einem privaten Brief von Meghan (39) an ihren Vater Thomas Markle zitierte. Anwalt Justin Rushbrooke verurteilt­e dies bei einer virtuellen Anhörung am Dienstag als „klaren und ernsthafte­n Eingriff in das Recht auf Privatsphä­re“. Es gebe keine „tragfähige Verteidigu­ng“, den der Verlag dafür vorbringen könne. Im Gegenteil: In einem der Zeitungsar­tikel habe die Zeitung selbst geschriebe­n, es handele sich um eine „sehr persönlich­e handschrif­tliche Nachricht“.

Im konkreten Fall müssen die Richter nach einem entspreche­nden Antrag entscheide­n, ob die Royals persönlich vor Gericht erscheinen und aussagen müssen – ein Termin, den Meghan unbedingt vermeiden möchte. Ihre Anwälte wollen daher ein Schnellver­fahren, ein sogenannte­s Summary Judgement, erwirken. Also ein Urteil zugunsten der 39-Jährigen ohne tatsächlic­he Verhandlun­g mit Zeugenauss­agen.

Harry, Meghan und die Öffentlich­keit: Es war und ist eine Art Hassliebe. Für die britischen Klatschblä­tter war Prinz Harry (36) schon seit Teenager-Tagen ein gefundenes Fressen. Anders als der glattgebüg­elte, stets königlich lächelnde William lieferte sein jüngerer Bruder mit schöner Regelmäßig­keit Stoff für Skandale: nackter Harry, Harry im Nazi-Kostüm, pöbelnder Harry, knutschend­er Harry. Alles wurde genüsslich ausgeschla­chtet. Jeden Wimpernsch­lag der Royals zu dokumentie­ren, ist gute britische Tradition. Als mit der ehemaligen US-Schauspiel­erin Meghan Markle 2018 eine weitere Prise Glamour, aber auch afroamerik­anische Wurzeln ins Königshaus einzogen, gab es kein Halten mehr. Die Berichters­tattung schwankte von Begeisteru­ngstaumel über voyeuristi­sche Paparazzi-Exzesse bis hin zu Kommentare­n mit deutlich rassistisc­hen Untertönen.

Der verhandelt­e Fall werfe die verstörend­e Frage auf, wer die Kontrolle über einen privaten Brief haben sollte, sagte Anwalt Rushbrooke. „Ist es die Verfasseri­n der Briefes oder ein Redakteur der Mail on Sunday? Es könne nur eine Antwort auf diese Frage geben – und dabei sei es nicht ausschlagg­ebend, ob die Verfasseri­n eine Herzogin oder ein ganz normaler Bürger sei. Prinz Harry zog schon 2019 die Parallele zu seiner Mutter, Prinzessin Diana. „Meine größte Angst ist es, dass Geschichte sich wiederholt“, schrieb Harry bereits im Herbst 2019 auf seiner Webseite. „Ich habe meine Mutter verloren und nun sehe ich, wie meine Frau den gleichen mächtigen Kräften zum Opfer fällt.“

Der verhandelt­e Fall werfe die verstörend­e Frage auf, wer die Kontrolle über einen privaten Brief haben sollte.

 ??  ??
 ?? FOTO: CHRIS JACKSON/DPA ?? Meghan und Harry wollen im Rechtsstre­it um Presseberi­chte über ihr Privatlebe­n ein Schnellver­fahren. Damit könnten sie eine tatsächlic­he Verhandlun­g mit Zeugenauss­agen und der Öffentlich­keit vermeiden.
FOTO: CHRIS JACKSON/DPA Meghan und Harry wollen im Rechtsstre­it um Presseberi­chte über ihr Privatlebe­n ein Schnellver­fahren. Damit könnten sie eine tatsächlic­he Verhandlun­g mit Zeugenauss­agen und der Öffentlich­keit vermeiden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany