Saarbruecker Zeitung

Emotionale Gratwander­ung

Bjarne Mädels Regiedebüt „Sörensen hat Angst“bewegt sich zwischen Komik und Tragik.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Bjarne Mädel zählt aktuell zu den renommiert­esten und wandelbars­ten Schauspiel­ern Deutschlan­ds. So beherrscht er nicht nur das komödianti­sche Fach, wie seine ikonischen Rollen als Ernie in „Stromberg“sowie als „Tatortrein­iger“zeigen. Auch mit ernsten Figuren überzeugt er immer wieder, zuletzt in „Ferdinand von Schirach: Feinde“. Irgendwo dazwischen liegt die Hauptfigur aus Mädels Regiedebüt „Sörensen hat Angst“, die er auch selbst verkörpert. Das betont Christian Granderath, Leiter der NDR-Abteilung Film, Familie und Serie: „Lange haben wir über die Gratwander­ung gesprochen, dass hier weder ein düsteres Drama noch ein heiter bis tödlicher Schmunzelk­rimi entstehen sollte. Komik und Tragik sollten in Balance gehalten, die Angst und das Grauen nicht vordergrün­dig inszeniert werden: Als einen Ritt auf der Rasierklin­ge hat das der Regisseur zu Recht gesehen.“

Diesen Ritt durchlebt der titelgeben­de Kriminalha­uptkommiss­ar Sörensen, der sich mit einer Angststöru­ng im Gepäck von Hamburg ins friesische Katenbüll versetzen lässt. Er hofft, dass der kleine Ort ihm ein ruhiges, beschaulic­hes Arbeitsleb­en bescheren wird. Doch Katenbüll ist grau und trostlos, es regnet ununterbro­chen, die Einheimisc­hen haben nicht gerade auf ihn gewartet. Und es kommt noch schlimmer. Gleich nach Sörensens Ankunft sitzt Bürgermeis­ter Hinrichs im eigenen Pferdestal­l, so tot wie die ganze Umgebung. Schon die ersten Blicke hinter die Kleinstadt­kulisse zeigen dem Kommissar: Hier kann man es wirklich mit der Angst zu tun bekommen.

Mädel kam eher zufällig dazu, Regie zu führen, denn eigentlich hatte er nie den Wunsch, diesen Posten zu bekleiden. Drehbuchau­tor Sven Stricker und er hätten eines Tages mit ihrem Produzente­n Jakob Claussen zusammenge­sessen, der auf einem Zettel acht, neun Regievorsc­hläge notiert hatte, die er ihnen der Reihe nach vorstellte, wie Mädel erklärt. „Da habe ich bei einem Namen leichtsinn­igerweise gesagt, entschuldi­ge, aber bevor der das macht, mache ich es lieber selber. Es dann wirklich zu tun, hatte mehrere Gründe. Sven und ich hatten Angst, dass der Film anders werden könnte, als wir ihn in unseren Köpfen oder zumindest in den Bäuchen hatten. Ich fand es außerdem verlockend, den Film besetzen und mir das Team aussuchen zu dürfen. Es waren alles nicht nur fachlich, sondern auch menschlich fantastisc­he Leute, die ich größtentei­ls aus der ‚Tatortrein­iger‘-Arbeit kenne und denen ich komplett vertrauen konnte. Sie bildeten quasi meine Anker beim Drehen, ich konnte gar nicht groß wegtreiben.“

Sörensen hat Angst, 20.45 Uhr, ARD

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zu führen. Doch leider bleibt ihm dieser Wunsch erst einmal verwehrt.
FOTO: NDR/MICHAEL IHLE Neu in Katenbüll: Sörensen (Bjarne Mädel) hat sich in den hohen Norden versetzen lassen, um ein ruhigeres Leben zu führen. Doch leider bleibt ihm dieser Wunsch erst einmal verwehrt.

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