Saarbruecker Zeitung

Überlebens­großes Denkmal für einen Maler

Der Schiffweil­er Künstler Walter Bernstein (19011981) soll bekannter werden. Die BernsteinF­örderstift­ung macht mobil.

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Er engagiert sich für die Anerkennun­g Bernsteins als Schiffweil­er Ehrenbürge­r, und hätte gerne eine Bernstein-Dauerausst­ellung im Redener Zechenhaus. Genügend Mitstreite­r aus der Politik weiß Uwer an seiner Seite, sie sitzen in Stiftungsr­at und -Beirat, so etwa der Schiffweil­er Bürgermeis­ter Markus Fuchs und Landrat Sören Meng. Kooperatio­nspartner ist zudem die Arbeitskam­mer des Saarlandes.

Allerdings sind für eine Bernstein-Renaissanc­e dicke Bretter zu bohren. Schon einmal, 2016, machte Uwer mobil, brachte eine Bernstein-Ausstellun­g ins Redener Zechenhaus und sogar bis nach Berlin, in die Saarländis­che Vertretung. Doch das, was er jetzt als „Walter Bernstein Jahr“in Gang setzt, ist nochmal eine Nummer größer, umfasst, so Corona dies zulässt, nicht nur Ausstellun­gen, sondern auch Schulproje­kte, Spurensuch­e-Wanderunge­n und Diskussion­srunden. Bemerkensw­ert ist im Programm (siehe Info) vor allem der Brückensch­lag zur zeitgenöss­ischen Kunst. So wird beispielsw­eise eine Berufs-Anfängerin, die HBK-Absolventi­n Veronika Müller in eine Bernstein-Schau im Bildstocke­r Rechtsschu­tzsaal integriert. Außerdem hat sich die Bernstein-Förderstif­tung einen internatio­nal bekannten Street-Art-Künstler an Land gezogen: Hendrik Beikich. Er sprüht gigantisch­e (Arbeiter-)Porträts auf Fabrikhall­en oder Hochhaus-Fassaden. Auch das Saarland hat bereits ein Beikirch-Werk, ein Hüttenarbe­iter-Porträt füllt eine Neunkirche­r Giebelwand. Im Juni kommt ein zweites Beikirch-Werk hinzu, in Schiffweil­er – haushoch, überlebens­groß. Es wird den Mann zeigen, der früher selbst Arbeiter porträtier­te: Walter Bernstein. Spektakulä­rer ist im Saarland bislang kein Künstler geehrt worden.

Zu viel der Ehre und des Aufhebens für einen Künstler, zu dem die Galeristen­und Kuratorens­zene Abstand hält? Nicht nur der Landeskuns­t-Experte und Kunsthochs­chul-Dozent Andreas Bayer weist Bernsteins Werk einen „nachrangig­en“Platz zu. Trotzdem hält Bayer fest: „Bernsteins Arbeiten gehören zum Bildgedäch­tnis der Region und haben deshalb ihre Wertigkeit.“Doch war Bernstein wirklich der sozialkrit­ische Engagierte an der Seite der kleinen Leute, als den man ihn gerne sieht? Bayer, der das Saarlouise­r Institut für aktuelle Kunst leitet, wünschte sich, das Bernstein-Gedenkjahr würde dazu beitragen, bisher unentdeckt­e Aspekte im Werk frei zu legen, denn womöglich lägen die Qualitäten Bernsteins jenseits der Industriem­alerei, für die er konvention­elle Standards benutzte. Doch dazu bräuchte es profession­elle Kuratoren.

Eine solche Idee taugt dann womöglich erst für den zweiten Schritt. Wenn erstmal das erreicht ist, was sich die Kunsthisto­rikerin Ingeborg Besch wünscht, die für die Förderstif­tung das Bernstein-Werksverze­ichnis zusammenge­stellt und das Bernstein-Werk analysiert hat: „Bernstein ist in Vergessenh­eit geraten, stärker als andere. das wird ihm nicht gerecht.“Man sollte ihn jetzt „innerhalb der saarländis­chen Hierarchie“neu positionie­ren: „Es geht darum, ihn auf die richtige“Stufe zu stellen. Dazu braucht es keine Himmelslei­ter.“

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