Aus 50 Briefen wird eine E-Mail
Die Zeiten haben sich geändert im Jugendfußball. Viele Clubs bekommen alleine keine Mannschaften mehr zusammen. Sie bilden deshalb Spielgemeinschaften. Die SG Ensheim/Fechingen/ Bischmisheim/Bübingen/ Brebach ist die größte an der Oberen Saar. In ihr ar
ENSHEIM/BREBACH/FECHINGEN/BÜBINGEN/BISCHMISHEIM Spielgemeinschaften im Jugendfußball sind mittlerweile an der Tagesordnung im Saarland. Aber nur die wenigsten haben auf Dauer Bestand. Oft führen kleine Streitigkeiten oder das Ringen um die Nachwuchsspieler, wenn sie in den aktiven Bereich kommen, dazu, dass eine Spielgemeinschaft (SG) wieder aufgelöst wird. Eine der wenigen Ausnahmen bildet hier die SG Ensheim-Fechingen. Bereits seit 16 Jahren haben die Vereine DJK Ensheim und FV Fechingen im Jugendbereich eine Spielgemeinschaft.
„Wir verstehen uns einfach gut und haben gemeinsame Ziele. Ohne die Spielgemeinschaft hätten beide Vereine keine Jugend mehr“, erklärt Kevin Welter, der Jugendleiter des FV Fechingen. „Wir treffen uns normalerweise alle zwei Monate und stimmen uns zudem auf digitalem Wege ab. Es passt einfach“, berichtet Eike Ziegler, der stellvertretende Jugendleiter der DJK Ensheim.
Ab der C-Jugend ist die Spielgemeinschaft sogar noch größer. Im Jahr 2010 kam der FV Bischmisheim zur SG dazu. Im Jahr 2017 der SC Halberg Brebach. Und im Jahr 2019 der SV Bübingen.
„Im vergangenen Jahr mussten wir selbst mit fünf Vereinen kämpfen, um eine A-Jugend auf den Platz zu bekommen. Die Zeiten haben sich geändert. Das Angebot für die Jugendlichen ist enorm geworden“, sagt Günther Klein. Es ist seit 50 Jahren Jugendleiter der DJK Ensheim und ein Urgestein des Vereins. Im Jahr 1966 hat der heute 73-Jährige die A-Jugend der DJK Ensheim trainiert und auch andere Dinge im Verein organisiert. „Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich Jugendleiter machen möchte – und ich habe zugesagt. Und dabei ist es bis heute geblieben“, erzählt Günther Klein.
Im Jahr 1986 ging die DJK Ensheim ihre erste SG ein. Damals mit dem SV Heckendalheim. „Damals hatte der SV nicht genügend Spieler in der A-Jugend. Wir haben drei Jahre zusammengearbeitet. Danach konnte jeder Verein wieder eigenständig eine A-Jugend stellen“, erklärt Günther Klein. „Wir hatten schon einige Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen und es hat immer gut funktioniert“, schiebt der 73-Jährige nach.
Und was ist das Erfolgsrezept in Ensheim und Fechingen, weshalb die SG seit 16 Jahren hält? „Da gibt es keins. Wenn man sich wegen etwas nicht einig ist, wird sich an den Tisch gesetzt und darüber geredet. Es ist wichtig, das alle Beteiligten immer offen und ehrlich miteinander umgehen“, sagt Günther Klein.
Die fünf Vereine der SG Ensheim/Fechingen/Bischmisheim/ Bübingen/Brebach teilen sich die Mannschaften auf, damit jeder Verein
Jugendspiele auf seinem Sportplatz hat. Trotz ihrer Größe muss die Spielgemeinschaft um Spieler kämpfen. „Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist es gut möglich, dass Spieler mit dem Fußball aufhören. Wenn es wieder losgeht sind wir Jugendleiter und auch die Trainer gefordert“, sagt Kevin Welter.
An Weihnachten haben die jungen Fußballer kleine Geschenke bekommen. Die Jugendleiter und Trainer haben sie von Haustüre zu Haustüre gefahren. „Normalerweise haben wir in jedem Dezember eine große Jugend-Weihnachtsfeier in der Sporthalle, doch die musste wegen Corona leider ausfallen. Wir holen das aber nach, genau wie die 100-Jahrfeier der DJK Ensheim“, sagt Günther Klein. Er denkt auch nach 50 Jahren als Jugendleiter noch nicht ans Aufhören. „Eike und ich teilen uns die Arbeit auf. Und so hat jeder seine Fachgebiete. Es funktioniert super – und so kann es auch weitergehen“, berichtet Günther Klein.
Bei der Frage nach der größten Veränderung in den vergangenen 50 Jahren muss der 73-jährige etwas nachdenken. „Das könnten die Einladungen zu den Jugendturnieren sein“, sagt Günther Klein . „Früher habe ich mehr als 50 Vereine angeschrieben. Jeder Verein bekam seinen eigenen Brief. Das hat Tage gedauert und war immer richtig viel Arbeit. Heute schreibe ich eine E-Mail und verschicke sie an alle Vereine“, sagt das Urgestein der DJK Ensheim und auch der größten Spielgemeinschaft an der Oberen Saar.
„Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist es gut möglich, dass Spieler
mit dem Fußball aufhören. Wenn es wieder losgeht sind wir Jugendleiter und auch die Trainer gefordert.“
Kevin Welter
Jugendleiter des FV Fechingen