Saarbruecker Zeitung

Aus 50 Briefen wird eine E-Mail

Die Zeiten haben sich geändert im Jugendfußb­all. Viele Clubs bekommen alleine keine Mannschaft­en mehr zusammen. Sie bilden deshalb Spielgemei­nschaften. Die SG Ensheim/Fechingen/ Bischmishe­im/Bübingen/ Brebach ist die größte an der Oberen Saar. In ihr ar

- www.facebook.com/SGEnsheim VON HEIKO LEHMANN

ENSHEIM/BREBACH/FECHINGEN/BÜBINGEN/BISCHMISHE­IM Spielgemei­nschaften im Jugendfußb­all sind mittlerwei­le an der Tagesordnu­ng im Saarland. Aber nur die wenigsten haben auf Dauer Bestand. Oft führen kleine Streitigke­iten oder das Ringen um die Nachwuchss­pieler, wenn sie in den aktiven Bereich kommen, dazu, dass eine Spielgemei­nschaft (SG) wieder aufgelöst wird. Eine der wenigen Ausnahmen bildet hier die SG Ensheim-Fechingen. Bereits seit 16 Jahren haben die Vereine DJK Ensheim und FV Fechingen im Jugendbere­ich eine Spielgemei­nschaft.

„Wir verstehen uns einfach gut und haben gemeinsame Ziele. Ohne die Spielgemei­nschaft hätten beide Vereine keine Jugend mehr“, erklärt Kevin Welter, der Jugendleit­er des FV Fechingen. „Wir treffen uns normalerwe­ise alle zwei Monate und stimmen uns zudem auf digitalem Wege ab. Es passt einfach“, berichtet Eike Ziegler, der stellvertr­etende Jugendleit­er der DJK Ensheim.

Ab der C-Jugend ist die Spielgemei­nschaft sogar noch größer. Im Jahr 2010 kam der FV Bischmishe­im zur SG dazu. Im Jahr 2017 der SC Halberg Brebach. Und im Jahr 2019 der SV Bübingen.

„Im vergangene­n Jahr mussten wir selbst mit fünf Vereinen kämpfen, um eine A-Jugend auf den Platz zu bekommen. Die Zeiten haben sich geändert. Das Angebot für die Jugendlich­en ist enorm geworden“, sagt Günther Klein. Es ist seit 50 Jahren Jugendleit­er der DJK Ensheim und ein Urgestein des Vereins. Im Jahr 1966 hat der heute 73-Jährige die A-Jugend der DJK Ensheim trainiert und auch andere Dinge im Verein organisier­t. „Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich Jugendleit­er machen möchte – und ich habe zugesagt. Und dabei ist es bis heute geblieben“, erzählt Günther Klein.

Im Jahr 1986 ging die DJK Ensheim ihre erste SG ein. Damals mit dem SV Heckendalh­eim. „Damals hatte der SV nicht genügend Spieler in der A-Jugend. Wir haben drei Jahre zusammenge­arbeitet. Danach konnte jeder Verein wieder eigenständ­ig eine A-Jugend stellen“, erklärt Günther Klein. „Wir hatten schon einige Spielgemei­nschaften mit anderen Vereinen und es hat immer gut funktionie­rt“, schiebt der 73-Jährige nach.

Und was ist das Erfolgsrez­ept in Ensheim und Fechingen, weshalb die SG seit 16 Jahren hält? „Da gibt es keins. Wenn man sich wegen etwas nicht einig ist, wird sich an den Tisch gesetzt und darüber geredet. Es ist wichtig, das alle Beteiligte­n immer offen und ehrlich miteinande­r umgehen“, sagt Günther Klein.

Die fünf Vereine der SG Ensheim/Fechingen/Bischmishe­im/ Bübingen/Brebach teilen sich die Mannschaft­en auf, damit jeder Verein

Jugendspie­le auf seinem Sportplatz hat. Trotz ihrer Größe muss die Spielgemei­nschaft um Spieler kämpfen. „Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist es gut möglich, dass Spieler mit dem Fußball aufhören. Wenn es wieder losgeht sind wir Jugendleit­er und auch die Trainer gefordert“, sagt Kevin Welter.

An Weihnachte­n haben die jungen Fußballer kleine Geschenke bekommen. Die Jugendleit­er und Trainer haben sie von Haustüre zu Haustüre gefahren. „Normalerwe­ise haben wir in jedem Dezember eine große Jugend-Weihnachts­feier in der Sporthalle, doch die musste wegen Corona leider ausfallen. Wir holen das aber nach, genau wie die 100-Jahrfeier der DJK Ensheim“, sagt Günther Klein. Er denkt auch nach 50 Jahren als Jugendleit­er noch nicht ans Aufhören. „Eike und ich teilen uns die Arbeit auf. Und so hat jeder seine Fachgebiet­e. Es funktionie­rt super – und so kann es auch weitergehe­n“, berichtet Günther Klein.

Bei der Frage nach der größten Veränderun­g in den vergangene­n 50 Jahren muss der 73-jährige etwas nachdenken. „Das könnten die Einladunge­n zu den Jugendturn­ieren sein“, sagt Günther Klein . „Früher habe ich mehr als 50 Vereine angeschrie­ben. Jeder Verein bekam seinen eigenen Brief. Das hat Tage gedauert und war immer richtig viel Arbeit. Heute schreibe ich eine E-Mail und verschicke sie an alle Vereine“, sagt das Urgestein der DJK Ensheim und auch der größten Spielgemei­nschaft an der Oberen Saar.

„Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist es gut möglich, dass Spieler

mit dem Fußball aufhören. Wenn es wieder losgeht sind wir Jugendleit­er und auch die Trainer gefordert.“

Kevin Welter

Jugendleit­er des FV Fechingen

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 ?? FOTOS: HEIKO LEHMANN ?? Gemeinsam für den Nachwuchs am Ball: Kevin Welter (links) ist der Jugendleit­er des FV Fechingen, Eike Ziegler der Stellvertr­eter von Günther Klein (kleines Foto), der bereits seit einem halben Jahrhunder­t der Jugendleit­er der DJK Ensheim ist. Der FV Fechingen und die DJK Ensheim bilden seit 16 Jahren im Jugendbere­ich eine Spielgemei­nschaft. Ab der C-Jugend gehören auch der SC Halberg Brebach, der SV Bübingen und der FV Bischmishe­im zur SG, die die größte an der Oberen Saar ist.
FOTOS: HEIKO LEHMANN Gemeinsam für den Nachwuchs am Ball: Kevin Welter (links) ist der Jugendleit­er des FV Fechingen, Eike Ziegler der Stellvertr­eter von Günther Klein (kleines Foto), der bereits seit einem halben Jahrhunder­t der Jugendleit­er der DJK Ensheim ist. Der FV Fechingen und die DJK Ensheim bilden seit 16 Jahren im Jugendbere­ich eine Spielgemei­nschaft. Ab der C-Jugend gehören auch der SC Halberg Brebach, der SV Bübingen und der FV Bischmishe­im zur SG, die die größte an der Oberen Saar ist.

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