Schüler und Kita-Kinder im Saarland bleiben weiter zu Hause
Die Einrichtungen sind vorerst bis 14. Februar geschlossen. Verbände und Gewerkschaften kritisieren unter anderem den Stufenplan zum Wiedereinstieg.
Für Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) steht weiter fest: Die Öffnung von Kitas und Schulen muss höchste Priorität haben. Seit späten Dienstagabend steht aber ebenfalls fest: Die Bildungseinrichtungen bleiben bis mindestens 14. Februar geschlossen. Im Bund-Länder-Beschluss heißt es, dass es „ernstzunehmende Hinweise“gebe, dass sich die Coronavirus-Mutation stärker unter Kindern und Jugendlichen verbreite. „Deshalb ist eine Verlängerung des Beschlusses vom 13. Dezember 2020 bis 14. Februar notwendig, sowie eine restriktive Umsetzung. Danach bleiben die Schulen grundsätzlich geschlossen beziehungsweise die Präsenzpflicht ausgesetzt. In Kindertagesstätten wird analog verfahren.“
Mitte Januar hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) einen Stufenplan zum Wiedereinstieg in den Unterricht vorbereitet. Zuerst sollen die Schüler der Jahrgänge 1 bis 6 wieder in die Schulen zurückkehren. In Stufe zwei ist ein Wechselunterricht für Schüler der Mittelstufen vorgesehen. In Stufe 3 Präsenzunterricht für die Schüler aller Jahrgangsstufen. Im Beschluss vom Dienstag wird der Plan nicht erwähnt. Für Streichert-Clivot hat er dennoch Bestand. „Er ist neben den Beschlüssen von Dienstag und unter dem Vorbehalt der Entwicklung des Infektionsgeschehens auch weiterhin Richtschnur für die weitere Öffnung von Kitas und Schulen im Saarland“, sagte sie der SZ.
Derzeit gehen laut Bildungsministerium 9718 Schüler im Saarland, die dieses Jahr ihren Abschluss machen, wieder zur Schule. Diese Ausnahme
hatten Bund und Länder schon im Dezember beschlossen. Sie gilt weiterhin. Innerhalb der Landesregierung habe man sich geeinigt, den Präsenzunterricht vorerst aber nicht auszuweiten. Auf Grundlage des jüngsten Beschlusses bestehe hierzu auch keine Möglichkeit, hieß es aus dem Ministerium. Letztlich liegt die Entscheidung bei den Bundesländern. Rheinland-Pfalz etwa hat am Mittwoch beschlossen, ab 1. Februar die Grundschulen wieder zu öffnen – im Wechselunterricht. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kündigte noch am Dienstagabend an, Grundschulen und Kitas voraussichtlich vom 1. Februar an schrittweise wieder öffnen zu wollen, „wenn die Infektionslage das zulässt“.
Den Passus, wonach eine Öffnung der Kitas und ein Wechselunterricht an Grundschulen dort möglich sein sollen, wo die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 liegt, wurde im finalen Beschlusspapier gestrichen. Die Inzidenzwerte allein seien nicht ausschlaggebend für die Bewertung des Infektionsgeschehens, betonte das Saar-Bildungsministerium.
Verbände und Gewerkschaften im Saarland begrüßen, dass die Bildungseinrichtungen geschlossen bleiben. „Da man nicht weiß, wie die Mutationen des Virus sich auf die Kinder auswirken, ist äußerste Vorsicht geboten, was weitere Präsenzangebote in den Schulen angeht“, sagte Lisa Brausch, Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnenund Lehrerverbands (SLLV). Gleichzeitig fordert sie eine Rückkehr zum Wechselunterricht für die Abschlussklassen. „Bereits jetzt werden in den Gemeinschaftsschulen drei Jahrgänge gleichzeitig unterrichtet, die auch mit dem ÖPNV gleichzeitig in die Schulen gefahren werden. Rückmeldungen aus Schulen zeigen, dass es nicht überall gelingt, den erforderlichen Abstand einzuhalten.“Dem Stufenplan der KMK erteilt Brausch eine Absage. Mit einer „Vollpräsenz“für die Schüler der Klassen 1 bis 6 zu beginnen, sei „nicht verantwortbar“. Der SSLV fordert auch hier Wechselunterricht.
Dieser Meinung sind auch die Landeselternvertreter (LEV ) der Grundschulen. „Der Wechselunterricht ist eine Möglichkeit, die Anzahl der Kinder in den Klassen zu reduzieren und die Abstände einzuhalten“, sagte Stefan Kreis, Vorsitzender der LEV Grundschulen. „Passgenaue Wechselmodelle“für jede Schulform wünscht sich auch die Landevorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Birgit Jenni.
Kritik gibt es zudem an den Vorgaben für Betreuungsmöglichkeiten. Anders als beim ersten Lockdown – damals war die Notbetreuung für Kinder von Eltern systemrelevanter Berufe vorgesehen – ist die Gruppe nun nicht klar definiert. „Durch das diesmalig offen gehaltene Angebot für alle kommt es zum Teil an verschiedenen Standorten zu hohen Präsenzzahlen von Schülern. Hier besteht nach Auffassung unseres Verbandes Nachbesserungsbedarf, um die Schülerzahl zu minimieren“, sagt SLLV-Chefin Brausch. Auch Kitas hatten in den vergangenen Tagen hohe Betreuungszahlen gemeldet. Laut GEW seien manche Einrichtungen bereits wieder zu 90 Prozent ausgelastet.