Entspannte Auszeiten in Bayern
Mithilfe von natürlichen Heilmitteln und traditionellen Heilverfahren soll das Wohlbefinden gesteigert werden.
Entspannen, Kraft tanken, inneres Gleichgewicht: Es gibt viele Gründe für eine Wellnessauszeit – zumal wenn der Corona-Lockdown beendet sein wird. Das entsprechende Angebot ist groß. Es reicht von einfachen Unterkünften mit Massageangebot oder Sauna bis zu Hotels mit großen Wellness-Bereichen. Der Trend geht zu natürlichen Heilmitteln und Heilverfahren.
Darauf haben sich auch die Mitglieder der Qualitätsmarke „Gesundes Bayern“spezialisiert. Zu ihnen zählt das Biohotel „moor & mehr“in Bad Kohlgrub, eines von 13 bayerischen Moorheilbädern. Unter dem Motto „10 000 Jahre alte Naturkraft neu belebt“bietet das Hotel Anwendungen mit Bergkiefern-Hochmoor aus der Region an. Erholungssuchende können in die heiße, torfig-duftende braune Masse abtauchen. Bei über 40 Grad Celsius wird ein künstliches Heilfieber erzeugt. Der Körper reagiert darauf, indem er die Abwehrkräfte mobilisiert und den Stoffwechsel aktiviert.
Gastgeberin Andrea Fend erklärt: „Die Haut wird straffer und fester, Falten sowie Trockenheit verringern sich. Der saure pH-Wert des Moors unterstützt den natürlichen Säureschutzfilm der Haut. Zudem enthält das Moor viele Vital- und Wirkstoffe, die in die Haut eindringen.“Ebenso werde die innere Balance gefördert, da der Hormonhaushalt reguliert und das vegetative Nervensystem stimuliert würden. „Ein Moorbad oder eine Moorpackung ist eine äußerst entspannende sowie effektive Anti-Stress-Behandlung“, sagt Andrea Fend.
Dass Wasser ebenso als natürliches Anti-Aging-Mittel wirken kann, zeigt sich in den elf bayerischen Kneipp-Kurorten. Die von Pfarrer Sebastian Kneipp während einer Lungenerkrankung ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Therapie beinhaltet Wasseranwendungen, Pflanzenwirkstoffe sowie
Bewegungs- und Ernährungsempfehlungen.
Davon könnten auch Wellnessurlauber profitieren, versichert Ines Wurm-Fenkl, Heilpraktikerin und Kneipp-Expertin aus Bad Wörishofen. „Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, ein frischer Kräutertee und die innere Balance sind Wellness für unseren Körper und Geist. Besonders gut tun die Wasseranwendungen. Durch den Kältetreiz wird die Durchblutung angeregt, der Körper arbeitet und ist anschließend wunderbar entspannt.“Für einen Langzeiteffekt sollten die Anwendungen über einen längeren Zeitraum jeden Tag praktiziert werden.
Ein anderes bayerisches Naturheilverfahren mit langer Tradition ist die Schrothkur. Benannt ist die Methode nach dem Fuhrmann Johann Schroth, der sie nach einer
Knieverletzung um 1820 erfunden hatte. Sie setzt auf natürliche Wechselreize: Essen und Nahrungsverzicht, Trinken und Nichttrinken, Wärme und Kälte, Bewegung und Ruhe. „Die Schrothkur ist prädestiniert für das Anti-Aging“, betont
Monika Aigner, diplomierte Ernährungsberaterin und Inhaberin des Hotels Kronenhof in Oberstaufen, anerkanntes und einziges Schroth-Heilbad. Nach der Kur, bei der unter anderem zwei bis drei Wochen lang eine spezielle salz- und fettlose, eiweißarme Kost auf dem Speiseplan steht, sei man schlanker, die Haut sei samtig-weich, Bewegung falle leichter.
Die Packung oder der „Glückswickel“ist die zentrale Anwendung im Rahmen der Schrothkur. Dabei wird der schlafwarme Körper frühmorgens in ein feuchtkaltes Leintuch gewickelt und mit trockenen warmen Decken sowie bis zu drei Wärmflaschen „gepackt“. Nach wenigen Minuten stellt sich eine wohlige Wärme ein, die nach etwa einer halben Stunde zum heilsamen Schwitzen wird. Nach weiteren ein bis zwei Stunden endet die Behandlung mit einer Nachruhezeit.
Zwar unterscheidet sich eine echte Schrothkur deutlich von einer Wellnessauszeit mit verschiedenen Schönheitsbehandlungen, doch die Effekte ähneln sich. „Die Gäste fahren mit einer ganz neuen Ausstrahlung heim. Sie sehen viel jugendlicher und lebendiger aus. Zudem fühlen sie sich befreiter. Irgendwie gereinigt von altem Ballast“, berichtet Monika Aigner.
Die Bayern belegen bei der Lebenserwartung im deutschlandweiten Vergleich Platz zwei nach den Baden-Württembergern. Ob und inwieweit natürliche Heilmittel und Heilverfahren dabei eine Rolle spielen, wurde wissenschaftlich bisher noch nicht geklärt. Aber es besteht Grund zur Annahme, dass sich Moorbäder, Kneippanwendungen und Schrothkuren auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken.