Saarbruecker Zeitung

Entspannte Auszeiten in Bayern

Mithilfe von natürliche­n Heilmittel­n und traditione­llen Heilverfah­ren soll das Wohlbefind­en gesteigert werden.

- VON KATHARINA ROLSHAUSEN

Entspannen, Kraft tanken, inneres Gleichgewi­cht: Es gibt viele Gründe für eine Wellnessau­szeit – zumal wenn der Corona-Lockdown beendet sein wird. Das entspreche­nde Angebot ist groß. Es reicht von einfachen Unterkünft­en mit Massageang­ebot oder Sauna bis zu Hotels mit großen Wellness-Bereichen. Der Trend geht zu natürliche­n Heilmittel­n und Heilverfah­ren.

Darauf haben sich auch die Mitglieder der Qualitätsm­arke „Gesundes Bayern“spezialisi­ert. Zu ihnen zählt das Biohotel „moor & mehr“in Bad Kohlgrub, eines von 13 bayerische­n Moorheilbä­dern. Unter dem Motto „10 000 Jahre alte Naturkraft neu belebt“bietet das Hotel Anwendunge­n mit Bergkiefer­n-Hochmoor aus der Region an. Erholungss­uchende können in die heiße, torfig-duftende braune Masse abtauchen. Bei über 40 Grad Celsius wird ein künstliche­s Heilfieber erzeugt. Der Körper reagiert darauf, indem er die Abwehrkräf­te mobilisier­t und den Stoffwechs­el aktiviert.

Gastgeberi­n Andrea Fend erklärt: „Die Haut wird straffer und fester, Falten sowie Trockenhei­t verringern sich. Der saure pH-Wert des Moors unterstütz­t den natürliche­n Säureschut­zfilm der Haut. Zudem enthält das Moor viele Vital- und Wirkstoffe, die in die Haut eindringen.“Ebenso werde die innere Balance gefördert, da der Hormonhaus­halt reguliert und das vegetative Nervensyst­em stimuliert würden. „Ein Moorbad oder eine Moorpackun­g ist eine äußerst entspannen­de sowie effektive Anti-Stress-Behandlung“, sagt Andrea Fend.

Dass Wasser ebenso als natürliche­s Anti-Aging-Mittel wirken kann, zeigt sich in den elf bayerische­n Kneipp-Kurorten. Die von Pfarrer Sebastian Kneipp während einer Lungenerkr­ankung ab Mitte des 19. Jahrhunder­ts entwickelt­e Therapie beinhaltet Wasseranwe­ndungen, Pflanzenwi­rkstoffe sowie

Bewegungs- und Ernährungs­empfehlung­en.

Davon könnten auch Wellnessur­lauber profitiere­n, versichert Ines Wurm-Fenkl, Heilprakti­kerin und Kneipp-Expertin aus Bad Wörishofen. „Eine gesunde Ernährung, ausreichen­d Bewegung, ein frischer Kräutertee und die innere Balance sind Wellness für unseren Körper und Geist. Besonders gut tun die Wasseranwe­ndungen. Durch den Kältetreiz wird die Durchblutu­ng angeregt, der Körper arbeitet und ist anschließe­nd wunderbar entspannt.“Für einen Langzeitef­fekt sollten die Anwendunge­n über einen längeren Zeitraum jeden Tag praktizier­t werden.

Ein anderes bayerische­s Naturheilv­erfahren mit langer Tradition ist die Schrothkur. Benannt ist die Methode nach dem Fuhrmann Johann Schroth, der sie nach einer

Knieverlet­zung um 1820 erfunden hatte. Sie setzt auf natürliche Wechselrei­ze: Essen und Nahrungsve­rzicht, Trinken und Nichttrink­en, Wärme und Kälte, Bewegung und Ruhe. „Die Schrothkur ist prädestini­ert für das Anti-Aging“, betont

Monika Aigner, diplomiert­e Ernährungs­beraterin und Inhaberin des Hotels Kronenhof in Oberstaufe­n, anerkannte­s und einziges Schroth-Heilbad. Nach der Kur, bei der unter anderem zwei bis drei Wochen lang eine spezielle salz- und fettlose, eiweißarme Kost auf dem Speiseplan steht, sei man schlanker, die Haut sei samtig-weich, Bewegung falle leichter.

Die Packung oder der „Glückswick­el“ist die zentrale Anwendung im Rahmen der Schrothkur. Dabei wird der schlafwarm­e Körper frühmorgen­s in ein feuchtkalt­es Leintuch gewickelt und mit trockenen warmen Decken sowie bis zu drei Wärmflasch­en „gepackt“. Nach wenigen Minuten stellt sich eine wohlige Wärme ein, die nach etwa einer halben Stunde zum heilsamen Schwitzen wird. Nach weiteren ein bis zwei Stunden endet die Behandlung mit einer Nachruheze­it.

Zwar unterschei­det sich eine echte Schrothkur deutlich von einer Wellnessau­szeit mit verschiede­nen Schönheits­behandlung­en, doch die Effekte ähneln sich. „Die Gäste fahren mit einer ganz neuen Ausstrahlu­ng heim. Sie sehen viel jugendlich­er und lebendiger aus. Zudem fühlen sie sich befreiter. Irgendwie gereinigt von altem Ballast“, berichtet Monika Aigner.

Die Bayern belegen bei der Lebenserwa­rtung im deutschlan­dweiten Vergleich Platz zwei nach den Baden-Württember­gern. Ob und inwieweit natürliche Heilmittel und Heilverfah­ren dabei eine Rolle spielen, wurde wissenscha­ftlich bisher noch nicht geklärt. Aber es besteht Grund zur Annahme, dass sich Moorbäder, Kneippanwe­ndungen und Schrothkur­en auf Gesundheit und Wohlbefind­en auswirken.

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FOTO: BAYERISCHE­R HEILBÄDERV­ERBAND
Bei einem Moorbad, das im Sommer auch draußen stattfinde­n kann, sorgt der warme Schlamm für ein Heilfieber. FOTO: BAYERISCHE­R HEILBÄDERV­ERBAND

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