Saarbruecker Zeitung

Hahnenschr­ei wird zum Kulturerbe in Frankreich

Eine jahrzehnte­lange Karriere mit mehr als 100 Millionen verkauften Alben: Neil Diamond hat es aus einfachen Verhältnis­sen in Brooklyn zum Weltstar geschafft. Jetzt wird der Musiker 80 Jahre alt – tourt nicht mehr, aber singt weiter.

- VON CHRISTINA HORSTEN

Ländliche Geräusche und Gerüche gelten in Frankreich künftig als „Sinnes-Erbe“. Die Entscheidu­ng fiel, nachdem sich Dörfer vor Gericht gegen aburde Beschwerde­n, wie „Lärmbeläst­igung durch Grillenzir­pen“, wehren mussten.

(dpa) Der Welthit „Sweet Caroline“ist nicht nur immer wieder Ohrwurm von Millionen Menschen weltweit, sondern Neil Diamond schaffte es mit dem Song jüngst sogar in das Verzeichni­s bedeutende­r Tondokumen­te der US-amerikanis­chen Library of Congress. Der Song kombiniere die „raffiniert­e Songschrei­ber-Handwerksk­unst“von Diamond mit seiner „Bühnen-Persönlich­keit“, wurde die Auswahl begründet. „In guten und schlechten Zeiten, als stärkende Hymne, die die guten alten Zeiten heraufbesc­hwört, und gleichzeit­ig versichert, dass bessere in Sicht sind“. Während der Coronaviru­s-Pandemie rief Diamond, der an diesem Sonntag 80 Jahre alt wird, seine Fans zum gemeinsame­n Online-Singen des Songs auf. Er habe „Sweet Caroline“einst in den 60er Jahren in einem Hotel in Memphis geschriebe­n, erzählte der Musiker gerade noch einmal dem US-Magazin Forbes – „es hat nicht lange gedauert, es war nur eine Frage von Minuten zum Herzen des Songs zu gelangen“. Diamonds Erfolg aber ist seitdem fest damit verknüpft.

„Mit großem Widerwille­n und Enttäuschu­ng kündige ich an, dass ich keine Konzerte mehr geben werde“, teilte Diamond Anfang 2018 mit, nachdem Ärzte bei ihm Parkinson diagnostiz­iert hatten. „Es war mir eine große Ehre, meine Shows in den letzten 50 Jahren der Öffentlich­keit zugänglich zu machen.“Der Musik aber ist Diamond trotzdem treu geblieben und hat gerade erst 14 seiner alten Songs gemeinsam mit den Londoner Symphonike­rn für ein Album neu aufgenomme­n.

Die Musik hat Diamond reich und weltberühm­t gemacht. Dabei ist das Singen für ihn eigentlich eher eine Notlösung. „Ich bin nicht so schlau“, sagte er einmal dem britischen „Telegraph“. „Wenn ich schlau wäre, hätte ich Medizin studiert, wäre jetzt Biologe und hätte ein Heilmittel für Krebs entdeckt.“Stattdesse­n begann er schon als Teenager, Songs zu schreiben. „Ich bin besser darin, Dinge zu fühlen, als sie zu verstehen. Weisheit kommt nur nach Jahren des Nachdenken­s. Und wenn ich ein bisschen Weisheit habe, dann mache ich einen Song daraus.“So entstanden zahlreiche Klassiker. Neben „Sweet Caroline“beispielsw­eise auch noch „Cracklin‘ Rosie“, „You Don‘t Bring Me Flowers“und „Red Red Wine“.

So richtig genießen kann der Musiker seinen Job aber nicht. „Man würde denken, dass mir das Schreiben

nach all diesen Jahren leicht und schnell von der Hand gehen würde, aber so scheint es einfach nicht zu sein. Es ist harte Arbeit und es wird nicht einfacher. Ich hasse es. Aber ich mache es jetzt schon eine ganze Weile und ich finde einfach keine andere Möglichkei­t, Geld zu verdienen.“Der 1941 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geborene Neil Leslie Diamond, der zum dritten Mal verheirate­t ist und vier Kinder hat, stammt aus einfachen Verhältnis­sen. Sein Vater hatte einen kleinen Laden. Diamond ging auf die Erasmus Hall High School, wo er mit Schulkamer­adin Barbra Streisand im Chor sang. Mit einem Fecht-Stipendium ging er aufs College, brach das aber ab, als er seinen ersten Job als Songschrei­ber bekam. Für den New Yorker Brill Verlag arbeitete er in einem winzigen Büro am Broadway, das hauptsächl­ich aus Schreibtis­ch, Klavier und Münzfernsp­recher bestand. Die 35 Dollar Wochenhono­rar, die er anfangs bekam, waren gut investiert: Für Cliff Richard komponiert­e er Hits wie „Just Another Guy“und „I‘ll Come Running“, für Deep Purple „Kentucky Woman“, für die Monkees „I‘m A Believer“. Nach dem ersten eigenen Plattenver­trag 1966 reihte sich ein Hit an den nächsten: „Solitary Man“(1966), „Girl You‘ll Be A Woman Soon“(1967) und „Red Red Wine“(1968). Bald zählte Diamond zu den bestverdie­nenden Show-Stars der Welt. Mit seinem Album „Hot August Night“einem Live-Mitschnitt eines Konzerts in Los Angeles, konnte er sich 1972 sogar gut anderthalb Jahre in der US-Hitparade halten.

Die Musik-Karriere habe er eigentlich dem Baseball zu verdanken, erzählte er dem britischen Guardian. Als Teenager sei er großer Fan der Brooklyn Dodgers gewesen, aber dann sei das Team nach Kalifornie­n umgezogen. „Mein Herz war zerbrochen und ich fiel in eine Teenager-Depression. Meine Eltern waren so besorgt, dass sie wussten, sie mussten irgendwas tun, um mir aus meinem Loch zu helfen. Sie haben mir meine erste Gitarre gekauft, für zehn Dollar, die sie über zehn Wochen mit je einem Dollar abbezahlt haben. Ich habe die Gitarre in die Hand genommen und mein Leben war für immer verändert. Wie gut, dass die Dodgers Brooklyn verlassen und mein Herz gebrochen haben, denn sonst hätte ich vielleicht nie eine Gitarre angefasst.“

„Ich bin nicht so schlau. Wenn ich schlau wäre, hätte ich Medizin studiert, wäre jetzt Biologe und hätte ein Heilmittel für Krebs

entdeckt.“

Neil Diamond

 ?? FOTO: STEFFEN SCHMIDT/DPA ?? US-Sänger Neil Diamond, hier bei einem Konzert im Hallenstad­ion in Zürich, wird am Sonntag 80 Jahre alt. Der Musiker, der aus einfachen Verhältnis­sen stammt, wurde mit seinem Lied „Sweet Caroline“weltbekann­t.
FOTO: STEFFEN SCHMIDT/DPA US-Sänger Neil Diamond, hier bei einem Konzert im Hallenstad­ion in Zürich, wird am Sonntag 80 Jahre alt. Der Musiker, der aus einfachen Verhältnis­sen stammt, wurde mit seinem Lied „Sweet Caroline“weltbekann­t.

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