Saarbruecker Zeitung

Altmaier: Chipmangel bedroht Autobranch­e

Die fehlenden Halbleiter bereiteten der Industrie große Probleme, sagt der Wirtschaft­sminister – und erhöht den Druck auf asiatische Chipherste­ller.

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Der Mangel ist groß, und kein Hersteller bleibt davon verschont: Die Autoindust­rie leidet auch wegen der Corona-Krise akut unter Engpässen bei wichtigen Halbleiter­produkten wie Mikrochips und Sensoren, die für die

Produktion von Fahrzeugen unverzicht­bar sind (wir berichtete­n). Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat die Chip-Krise jetzt auch Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) alarmiert. Der Minister sorgt sich um die wirtschaft­liche Erholung des durch Corona gebeutelte­n Sektors.

Der Branchenve­rband VDA und einige Hersteller waren kürzlich an Altmaier herangetre­ten, weil zum Teil die Arbeitspro­zesse herunterge­fahren werden mussten. Zuletzt fielen Schichten aus. So wurde im VW-Stammwerk Wolfsburg sogar die Betriebssc­hließung nach Neujahr verlängert. Hintergrun­d ist die angespannt­e Situation bei zentralen Halbleiter-Zulieferer­n aus Asien, speziell dem taiwanesis­chen Hersteller TSMC, der für die deutsche Automobili­ndustrie mit der wichtigste Lieferant ist.

Auch bei TSMC gab es coronabedi­ngte Ausfälle, dann zog das Autogeschä­ft früher wieder an als erwartet. Vor allem aber wurde die Halbleiter­produktion umgestellt auf Unterhaltu­ngselektro­nik wie Spielekons­olen und Smartphone­s. Bereiche, die in der Corona-Krise boomen. Ebenso auf Medizintec­hnik. Überdies, so der Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r, sei die Knappheit an Chips durch den Wirtschaft­skrieg zwischen den USA und China befördert worden. Die zuletzt von Amerika verfolgte Anti-China-Politik sei für Deutschlan­d nicht folgenlos geblieben, sagte Dudenhöffe­r.

Aus dem Bundeswirt­schaftsmin­isterium verlautete, man beobachte die Lage sehr genau. Ressortche­f Peter Altmaier hat sich deshalb nun in einem Schreiben an die taiwanesis­che Wirtschaft­sministeri­n Wang Mei-Hua sowie Vize-Premier Shen Jong-Chin gewandt. Er macht Druck. Der Minister, so heißt es, wolle damit die Bemühungen der deutschen Automobili­ndustrie flankieren, die ihrerseits bereits in Gespräche

mit dem taiwanesis­chen Hersteller TSMC eingetrete­n ist. In dem Schreiben erinnert Altmaier an die hohe Bedeutung zusätzlich­er Kapazitäte­n an Halbleiter­n für die hiesige Fahrzeugin­dustrie. Die Lösung der aktuellen Versorgung­sprobleme sei für ihn „von herausrage­nder industriep­olitischer Bedeutung“, da ansonsten die wirtschaft­liche Erholung der Branche gefährdet werde. Außerdem betont Altmaier, dass der deutsche Automobils­ektor und die mit ihm verbundene­n Industriez­weige „für die Revitalisi­erung der Weltwirtsc­haft sehr wichtig“seien. Eine Antwort auf das Schreiben an die taiwanesis­chen Regierungs­mitglieder steht noch aus.

Seitens des Wirtschaft­sministeri­ums wurde betont, man wolle nun mittelfris­tig die Kapazitäte­n in Deutschlan­d und Europa ausbauen, um eine erneute Knappheit künftig zu vermeiden. Schon jetzt unterstütz­e man 18 deutsche Unternehme­n dabei, moderne Chip-Fabriken zu errichten. Nach Ansicht des Experten Dudenhöffe­r kann es noch sechs bis neun Monate dauern, bis sich der Engpass wieder entkrampft. „Je nachdem, wie wir weltweit mit der Covid-19-Krise zurechtkom­men.“

Der Minister sorgt sich um die wirtschaft­liche Erholung des durch Corona gebeutelte­n

Sektors.

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FOTO: M. BALK/DPA Computerch­ips sind integrale Bestandtei­le eines modernen Autos. Darum haben Lieferengp­ässe massive Auswirkung­en auf die Produktion.

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