Wann und wie können Schüler wieder in die Klassen zurück?
Der Saar-Landtag debattierte über die Wiederaufnahme des Schulbetriebs. Der Wechselunterricht spielt eine entscheidende Rolle.
Wie geht es in den Bildungseinrichtungen weiter? Darüber hat am Freitag der Saar-Landtag debattiert. Die Koalitionsfraktion aus CDU und SPD hat einen Antrag zur Wiederaufnahme des Schulbetriebs eingebracht. Der sieht unter anderem vor, die Rückkehr zum Präsenzunterricht bei Lockerungen umgehend in Betracht zu ziehen. Zur Diskussion steht ein stufenweiser Einstieg etwa im Wechsel mit Präsenzunterricht und Lernen zu Hause.
Für Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) gilt die Maxime: „Wiederaufnahme des regulären Schul- und Kitabetriebs für möglichst viele Kinder und Jugendliche so früh wie möglich.“Obwohl sie und ihre Mitarbeiter dafür persönlich „vielen Anfeindungen ausgesetzt waren“. Wie es nach Mitte Februar weitergeht, hänge vom Infektionsgeschehen ab. Streichert-Clivot will am Stufenplan der Kultusministerkonferenz
(KMK) festhalten. Zuerst sollen die Schüler der Jahrgänge 1 bis 6 wieder in die Schulen zurückkehren. In Stufe zwei ist ein Wechselunterricht für Schüler der Mittelstufen vorgesehen. In Stufe 3 Präsenzunterricht für die Schüler aller Jahrgangsstufen. Konzepte hierzu habe das Saar-Bildungsministerium erarbeitet und seien jederzeit abrufbar, sagte die Ministerin.
Zwingend berücksichtigen müsse man auch etwaige Lerndefizite. Ebenso „emotionale Lasten“der Kinder. „Es häufen sich wissenschaftliche Belege, dass die negativen Folgen von selbst teilweisen Schul- und Kitaschließungen, und von der von Kindern und Jugendlichen als bedrohlich erfahrenen Situation folgenschwer sein können, wenn wir dem nicht aktiv entgegen wirken“, sagte Streichert-Clivot. Es brauche Strategien, die unmittelbar nach Schulstart beginnen. Zum Beispiel mehr multiprofessionelle Angebote, zusätzliche Förderangebote, Lernwerkstätten, um Rückstände aufzuarbeiten; wo Bedarf besteht auch eine Ferienschule.
Man befinde sich in einem Spannungsfeld zwischen Gesundheitsgefahren durch Corona und „eintretenden langfristigen Gefahren für Kinder und Jugendliche“, wenn die Schulen geschlossen sind, sagte Jürgen Renner, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Einige Kinder und Jugendlichen litten unter der Situation. „Einer wegbrechenden Tagesstruktur, unter Lerndefiziten und Lerndruck, unter Vernachlässigung und ja, auch unter Gewalt.“Schule sei auch ein sozialer Ort. Habe eine immense Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder. Deshalb betone seine Fraktion immer wieder, wie wichtig der Präsenzunterricht sei, der schnellstmöglichst wieder stattfinden müsse. Dafür müssten auch die „richtigen Weichen“gestellt werden. Der Sozialdemokrat fordert: Aufarbeitung von Lerndefiziten, mehr individuelle Unterstützung und Betreuung, mehr Lehrpersonal, Ausweitung der Schulsozialarbeit und zusätzliche schulische Assistenzkräfte.
CDU-Bildungspolitiker Frank Wagner forderte am Freitag mit Blick auf den KMK-Stufenplan eine „Stufe 0“für die Grundschulen. Statt alle jüngeren Klassen direkt in den Präsenzunterricht zu schicken, sollte zuerst ein Wechselunterricht angeboten werden.
„Die Vorteile liegen ganz klar auf den Hand“, sagte Wagner. „Im einwöchigen Wechsel zwischen Präsenzund Digitalunterricht haben die Schüler einen kontinuierlichen Kontakt zu ihren Lehrern und durch die Halbierung der Klassen können die Abstände im Unterricht und auch im ÖPNV deutlich besser umgesetzt werden.“Andere Bundesländer wie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg planen diesen Schritt – bereits ab dem 1. Februar. Wagner mahnte aber gleichzeitig: „Der Gesundheitsschutz für Schüler und Lehrkräfte muss oberste Priorität haben.“Ebenso wichtig sei die Aufarbeitung der Lerndefizite.
Die AfD-Fraktion ist mit einem eigenen Antrag gescheitert, das saarländische Schulmitbestimmungsgesetz zu ändern. Der Antrag sah vor, dass Schulkonferenzen in einer Notlage wie der Corona-Pandemie eigenständig geeignete Maßnahmen beschließen können.
Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) betonte zuvor in seiner Regierungserklärung, dass man Schulen und Kitas nicht vollständig schließen könne. „Es gibt Jobs, bei denen Eltern vor Ort sein müssten.“Das Saarland habe sich bewusst dazu entschieden, die Einrichtungen offen zu halten und kein „bürokratisches Verfahren“zu schaffen, bei dem Eltern die Notwendigkeit jeden einzelnen Besuchs nachweisen müssten. Dass das Land auf einen Notbetrieb und einen Nachweis auf Betreuungsbedarf verzichtet, hatte unter Erziehern und Gewerkschaft für reichlich Unmut gesorgt (wir berichteten). Diesen Schritt haben CDU und SPD im Saar-Landtag am Freitag aber nochmals verteidigt.
Bis mindestens 14. Februar bleibt daher zunächst auch erstmal alles, wie es ist. Sprich: Präsenzunterricht für die Abschlussklassen. Die jüngeren Schüler müssen zu Hause lernen. Die Kitas sind zwar „grundsätzlich geschlossen“. Eine Betreuung ist aber möglich. Darauf hatten sich diese Woche der Bund und die Länderchefs geeinigt.